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Über uns

Arbeitsgericht HBFG12Am 07.05.2013 machte schließlich auch die HBFG12b, schwerst motiviert und gut vorbereitet, zusammen mit Herrn Wiering einen Ausflug zum Arbeitsgericht Herne. Doch wo war es eigentlich? Ich war mir gar nicht bewusst, dass ich es in meinem Leben schon unzählige Male passiert hatte; ich hatte ein derart wichtiges Gebäude einfach übersehen. Es liegt dort, wo die Schillerstraße die Sodinger Straße kreuzt, doch hält man es leicht für einen weiteren Flügel des benachbarten Altenwohnheimes. Das liegt daran, dass es sich um ein gewöhnliches Gebäude handelt, ganz anders als das große Gericht am Rathausplatz, und nur ein kleines Schild neben der Glastür zeugt davon, dass sich hier Gerichtssäle verstecken.

Am 07.05.2013 machte schließlich auch die HBFG12b, schwerst motiviert und gut vorbereitet, zusammen mit Herrn Wiering einen Ausflug zum Arbeitsgericht Herne. Doch wo war es eigentlich? Ich war mir gar nicht bewusst, dass ich es in meinem Leben schon unzählige Male passiert hatte; ich hatte ein derart wichtiges Gebäude einfach übersehen. Es liegt dort, wo die Schillerstraße die Sodinger Straße kreuzt, doch hält man es leicht für einen weiteren Flügel des benachbarten Altenwohnheimes. Das liegt daran, dass es sich um ein gewöhnliches Gebäude handelt, ganz anders als das große Gericht am Rathausplatz, und nur ein kleines Schild neben der Glastür zeugt davon, dass sich hier Gerichtssäle verstecken.

Auf der anderen Seite des Glases keine große Sicherheitsschleuse, nur zwei kleine Tische mit Männern eines Sicherheitsdienstes. Alles recht formlos und nicht so, wie man es erwartet hätte. Jedoch wurde uns schnell klar, dass die Uhren hier ein wenig anders ticken.

Arbeitsgericht HBFG12Das Klassenfoto, das vor dem Eingang geschossen wurde, führte zu einem kleinen Gespräch mit den Pförtnern, als wir das Gebäude betraten. Es war nichts Schlimmes, einer der beiden Herren wollte nur prüfen, ob er auf einem der Bilder zu sehen war. Schließlich ist das Fotografieren im Gericht untersagt und nach einem freundlichen Gespräch wurde ich entwaffnet und darüber informiert, dass ich die Kamera beim Verlassen des Gerichts wieder mitnehmen könne. Smartphones mussten nicht ausgehändigt werden - ganz zur Erleichterung ihrer Besitzer. Zwei Etagen weiter oben sammelten wir uns in einem Wartesaal. Kleine Sitzbänke vor weißen Wänden, eine Handvoll Stehtische, lauter Zeitschriften, ein wenig Werbung für eine Karriere im Bereich Jura, Sitzungspläne seitlich der Türen und... das Flair einer Baustelle, da einer der Räume von Handwerkern bearbeitet wurde. Wie das Wartezimmer einer Arztpraxis oder viel mehr noch, wie man es aus den Räumen der ARGE kennt. Weit und breit nichts zu sehen von langen Korridoren oder holzgetäfelten Wänden und mir wurde immer mehr bewusst, dass derjenige, der sich eine Episode von Richterin Barbara Salesch erhofft hatte, hier bitter enttäuscht werden würde.

Hier wurde gearbeitet, Recht gesprochen und kein drittklassiges Entertainment für den geneigten Rechtslaien produziert. Uns standen zwei Säle zur Verfügung, die Bibliothek, die als Ersatzsaal für Güteverhandlungen herhalten musste, bot leider nicht genug Platz für Zuschauer und war somit tabu. So blieben uns nur sogenannte streitige Verhandlungen, die wir besuchen konnten. Wir überflogen also rasch die Sitzungspläne und machten uns alle ein Bild über Fälle, die uns interessieren würden. Namen dürfen natürlich nicht genannt werden, denn es gilt die Faustregel: Was im Gericht geschieht, bleibt auch im Gericht. Aber zumindest wurden wir endlich davon überzeugt, dass wir nicht an der falschen Adresse waren. Eine Richterin tauchte auf, gekleidet in eine schwarze Richterrobe, und in Kombination mit lauter Anzugträgern machte dies zum ersten Mal den Anschein eines richtigen Gerichts. Sie verschwand allerdings sofort in einer der Kammern. Daraufhin teilte sich die Klasse auf und ich fand mich in dem Saal wieder, den die Richterin zuvor betreten hatte.

Auch hier nichts Pompöses. Ein relativ großer Büroraum, recht modern, gehalten in den Farben Weiß und Grau. Direkt am Eingang fanden sich vierzehn Stühle für uns Zuschauer, die in zwei Reihen aufgestellt waren. Von dort aus blickten wir dann auf das Element, das den Raum dominierte, einen großen dunkelgrauen Tisch in U-Form samt kleinem Tisch, augenscheinlich für Zeugen. Zu unserer Rechten hatte der Kläger mit seinem Anwalt Platz genommen, links der Unternehmer mit seinem Rechtsvertreter; die Anwälte nun auch in schwarze Roben gekleidet. Dann öffnete sich die Tür auf der gegenüberliegenden Seite. Die Richterin und zwei zum Richter berufene Bürger, die dem ehrenamtlich nachkamen, traten ein. Normalerweise würde die Etikette nun vorsehen, dass sich der gesamte Saal erhebt, doch waren wir Schüler noch derart perplex und unsicher, dass wir uns wohl alle wortlos darauf einigten, einfach gar nichts zu machen und sitzen zu bleiben. Das Schmunzeln der Richterin ließ jedoch darauf schließen, dass wir nicht die Ersten waren, die nicht richtig in den Gerichtsalltag gefunden haben. Von einem Protokollanten keine Spur, dieser wird im Arbeitsgericht durch ein schlichtes Diktiergerät ersetzt. Auch hier merkte man rasch, dass es anders zugeht als uns das Fernsehen suggerieren möchte. Hier herrschte ein ruhiger und professioneller Umgangston und es gab keine Reden von Anwälten, die zu fürchterlicher Theatralik neigen. Alles wirkte bedacht und es wurden auch gerne Pausen von Anwälten beantragt, um den weiteren Verlauf zu planen. Auch das Gericht zog sich von Zeit zu Zeit zurück und gab den Anwesenden Gelegenheit zum Aufatmen oder Raumwechsel.

Interessant war, dass man auch als Amateur merkte, wenn jemand nicht sonderlich gut vorbereitet erschienen war und sich das Ende langsam abzeichnete. Besonders schön war jedoch die Tatsache, dass wir dem Fall wirklich folgen konnten. Unser Wissen aus der Schule reichte aus, um beinahe alles nachvollziehen zu können, so dass wir nicht planlos an unserem Ende des Raumes saßen. In solchen Sitzungen agiert das Gericht als Stimme der Vernunft und versucht die beiden Parteien zu versöhnen. So unterbreitet es Angebote und versucht einen Vergleich zu erzielen. Ein Vergleich beinhaltet auch den Anreiz, dass die Gerichtskosten entfallen, so dass nur die Anwaltskosten verbleiben. Diese verschwinden nicht, um dafür zu sorgen, dass nicht eine Partei einen Stab von Anwälten beauftragt und die andere Seite überrumpelt. Allerdings hat man das Recht darauf, das Gericht ein Urteil fällen zu lassen, und sollte sich kein Kompromiss finden lassen, läuft es auf Mehrkosten für die Parteien und deutlich mehr Arbeit für den Richter hinaus. Somit ist ein Vergleich von Vorteil für alle Beteiligten. So wurde auch in der ersten Verhandlung zu einem Vergleich gegriffen, alles wurde von der Richterin diktiert und zur Genehmigung noch einmal vorgespielt. Das war das Ende meines ersten Verfahrens.

In der folgenden Pause stand uns die Richterin Frage und Antwort. Unklarheiten wurden bereinigt und unsere Neugier gestillt. Dort kam auch die Frage nach dem verwaisten kleinen Tisch auf, der tatsächlich für Zeugen aufgestellt worden war. Doch sagte sie auch, dass Zeugen eher selten, vielleicht einmal im Monat, auftauchen würden. Der ständig im Fernsehen aufgegriffene Mythos des Zeugen, der in letzter Minute das Urteil kippt, stellte sich somit als schlichtweg albern heraus.

Meine zweite komplette Verhandlung besuchte ich im anderen Saal. Dieser war ähnlich modern eingerichtet und ein Blick aus dem Fenster zeigte neugierig beobachtende Rentner aus dem Nachbargebäude. In dieser Kammer tagte ein Richter mit seinen Begleitern und lediglich zwei Anwälten, die ohne ihre Mandanten erschienen waren. In diesem Verfahren zeigte sich mir ein erfrischend anderes Gesicht des Ablaufes. Hier war von Beginn an klar, dass es auf einen Vergleich hinauslaufen würde; wir waren uns somit sicher, dass es nicht lange dauern würde. Die Anwälte schienen sich zu kennen, wirkten schon ein wenig wie zwei alte Haudegen, und man war sich nur streitig darin, wie hoch der Vergleich ausfallen würde, da Anwälte schließlich auch in Konkurrenz zueinander stehen und ihren Mandanten ein zufriedenstellendes Angebot unterbreiten müssen. Mein erster Gedanke schweifte schon ein wenig in Richtung eines Bazars. Die lockere Atmosphäre sorgte dafür, dass man das Publikum, besonders Herrn Wiering, miteinbeziehen und aufklären konnte. Eines der Themen war der Konflikt zwischen Moral und Recht und die daraus resultierende Anmerkung, dass diese nicht immer gleich aussehen würden und das Recht sich ständig ändere. Dennoch musste auch in diesem Fall die Form gewahrt werden, das Gericht sollte den Vergleich auch durch ein sogenanntes dringendes Anraten absegnen, damit die Rechtsschutzversicherungen die Kosten tragen, etwas, das mir bis dahin nie untergekommen war. Auch dieses Verfahren wurde mit dem obligatorischen Diktat abgerundet und war wie erwartet innerhalb weniger Minuten geklärt.

Das nächste und letzte Verfahren des Tages sollte sich wieder ein wenig anders gestalten. Es war der völlige Kontrast zum zweiten Fall und glich viel mehr einem Duell zwischen zwei Anwälten, die einander nichts schenken wollten. Schnippische Kommentare waren gefühlt an der Tagesordnung, die Kompetenzen des anderen wurden gerne ein wenig sarkastisch kritisiert; Anwälte sind halt auch nur Menschen. Der Interessenkonflikt beider Parteien war beinahe schon spürbar - es war wirklich spannend. In diesem Verfahren musste der Richter öfter als Stimme der Vernunft auftreten als es bisher der Fall war, um die Seiten zu beschwichtigen, die im Saal aufeinandertrafen. Hier zeigte sich auch, dass sich Richter ausgiebig auf die entsprechenden Fälle vorbereiten müssen. Der Richter verfügte über ein fundiertes Wissen über Statistiken und nicht selten musste zum Taschenrechner gegriffen werden, um wichtige Werte punktgenau aufzeigen und Aussagen entkräften zu können. Auch wir konnten in so einem "Kampf um Arbeit, nicht um Geld" wertvolle Informationen aufschnappen, die uns vielleicht irgendwann betreffen würden. Aber wie sehr sich das Gericht auch bemühte, die Parteien zufriedenzustellen, so lief es doch auf das andere denkbare Ende hinaus. Hier würde das Gericht nach einer Beratung ein Urteil fällen müssen. Aufgrund der Tatsache, dass dies nicht im Anschluss an die Verhandlung geschehen würde, haben wir leider nicht erfahren, wie in diesem Fall Recht gesprochen wurde. Aber unabhängig davon, hatten wir drei verschiedene Formen von Verfahren gesehen und jede Art war auf seine eigene Weise interessant.

Gen Mittag, um viele Erfahrungen und meine zurückerhaltene Kamera reicher, führte ich noch ein paar Gespräche mit den Pförtnern. Sie wirkten entspannt, der Arbeitsplatz bringt nur selten Unruhe mit sich, und ich brachte in Erfahrung, dass das unscheinbare Gericht in Bälde noch weitere Umbauten erfahren wird. Die typische Sicherheitsschleuse wird auch dort Einzug halten und vielleicht ist das Gebäude sogar irgendwann an einem Punkt angekommen, an dem man ihm seine Relevanz ansehen kann.

Mein Fazit? Ich halte den Ausflug für durchaus sinnvoll. Zum einen ist es gut, dass Recht anders funktioniert als man uns im Fernsehen glauben machen will. Zum anderen.. bedenkt man, dass der Großteil der Absolventen unserer Schule den Weg in die Wirtschaft findet und somit Gefahr läuft, doch irgendwann einmal das Arbeitsgericht betreten zu müssen, so schadet der Besuch mit Sicherheit nicht. Ein gesundes Grundwissen in Sachen Wirtschaftsrecht und die Erfahrung, die Räumlichkeiten eines Gerichtsgebäudes einmal von innen gesehen zu haben, können die Unruhe beschwichtigen und dafür sorgen, dass man sich darüber bewusst wird, welche Chancen und Rechte man hat, wenn es wirklich um alles geht. Außerdem bekommt man vermittelt, dass Recht als Unterrichtsfach keine gestohlene Lebenszeit ist, sondern problemlos Einzug in jedes unserer Leben halten kann. Und wenn es hart auf hart kommt und man einen kühlen Kopf bewahren muss, dann kann jede Kleinigkeit entscheidend sein - sogar einmal ein solches Verfahren gesehen zu haben.

Marc-Rene Einert, HBFG 12b

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