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7. Punkt: Die Hauptstraße in Wanne im Dornröschenschlaf


 

 

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Preußische Kartenaufnahme 1: 25000
Uraufnahme von 1842
(Karte der Stadt Herne)
Karte der Stadt Herne (11/2004)
Maßstab 1:15000

Als "Communicationsweg" von Eickel nach Bickern (ab 13.08.1897 Namensänderung in Wanne) ist die heutige Hauptstraße bereits im Gemeinde-Atlas Eickel von 1923 verzeichnet. Eickel hatte zur damaligen Zeit zentralörtliche Bedeutung, die durch den spinnennetzförmigen Wegeverlauf verdeutlicht wird. Die Hauptstraße in Wanne zwischen Bahnhof und Heidstraße entstand erst nach 1870 als Geschäftsstraße. Überörtliche Bedeutung hatte nur der südlich von Crange verlaufende Gahlensche Kohlenweg, die heutige Dorstener Str. (B 226), auf dem die Kohle vom Ruhrtal nach Gahlen an der Lippe transportiert wurde, von wo aus sie über den Rhein verschifft werden konnte. Mit der Schiffbarmachung der Ruhr am Ende des 18. Jahrhunderts verlor der Gahlensche Kohlenweg seine Bedeutung als Kohlenweg.

1. Verkehrsverbindungen vom Wanne-Eickel HBF

- Buslinien: 303,362,328,368,312,340, SB27 (Ausstieg Buschmannshof)
- Straßenbahn: 306 (Ausstieg Buschmannshof)
- Mit dem PKW von der Autobahn (A42): Abfahrt Anschlussstelle Herne-Wanne nach Süden auf die Hammerschmidtstraße, links in die Karlstraße bis zur Stöckstraße, die parallel zur rund 1000 m langen Hauptstraße verläuft. Da die Hauptstraße größtenteils als Fußgängerzone ausgewiesen ist, bieten sich die rückwärtigen Parkplätze an der Stöckstraße an, um über kurze Querstraßen die Hauptgeschäftsstraße zu Fuß zu erreichen. Parkplätze befinden sich an der Mozart- / Beethovenstraße, an der Schubert- und Overhofstraße. Auf der westlichen Seite der Hauptstraße bieten sich Parkplätze am Wanner Markt, an der Hermannstraße und Haydn Straße an.

2. Entstehung der Hauptstraße: "Wanne-Eickel, das ist eigentlich nur eine Straße"

Nach der Verlegung des 1872 errichteten Personalbahnhofes von der Ulmenstraße an den heutigen Standort Heinz-Rühmann-Platz im Jahr 1913 (Punkt 1 WANNE), wurde die damalige Bahnhofstraße 1913 in Hauptstraße umbenannt. Wie in vielen Industriedörfern der Emscherzone, die keinen Stadtkern besaßen, entwickelte sich die Bahnhofstraße / Hauptstraße, insbesondere nach 1870 zu einer lang gezogenen Hauptgeschäftsstraße zwischen Crange im Norden und Eickel im Süden (vgl. Bahnhofstraße zwischen Kreuzkirche und Bahnhof in Herne, Punkt 5 HERNE).
Allerdings waren die Voraussetzungen in Wanne nicht so günstig wie in Herne, wo die Bahnhofstraße ein Teilstück des wichtigen Nord-Süd Handelsweges (spätere Bundesstraße 51) zwischen Bergischem Land, den Städten der Hellwegzone und dem Münsterland bildete. In Wanne existierten zwischen Bahnhof und Crange bzw. Eickel lediglich Feldwege. Auch lagen die dörflichen Siedlungen Crange und Eickel mit jeweils 2,5 km zu weit vom Bahnhof entfernt (in Herne: Bahnhof - Kreuzkirche: 900 m), um eine geschlossene Geschäftsstraße auszubilden.

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Karte: Stadt Herne
Ausschnitt aus der Karte Gelsenkirchen 1902
Amt Wanne, das seit dem 1.11.1901 mit den Gemeinden Bickern, Crange und Röhlinghausen zum selbstständigen Amt im Kreis Gelsenkirchen wird.
 
Karte: Stadt Herne
Stadtplan Wanne-Eickel 1925
Am 1. April 1926 wurden die beiden Ämter Wanne und Eickel aufgelöst und die neue kreisfrei Stadt Wanne-Eickel gegründet

Die Karte von 1902 zeigt, dass die Hauptstraße in Wanne keine gleichmäßig dichte Bebauung aufweist. Die Errichtung des Personenbahnhofs in der heutigen Ulmenstraße als Inselbahnhof zwischen den Gleisen im Jahr 1872 initiierte um den südlich Teilen der damaligen Bahnhofstraße einen kleinen Stadtkern mit Amt, Postamt, Schulen und Synagoge. Diese städtebauliche Entwicklung in Wanne-Süd wurde jedoch noch vor dem ersten Weltkrieg zugunsten des nördlichen Teils der Hauptstraße gebremst. Mit dem Bau des Rathauses 1905 (Punkt 16 WANNE), mit der Verlagerung des Bahnhofs (1913) und des Postamtes (1915) an ihre heutigen Standorte nördlich der Köln-Mindener Eisenbahn erfährt dieser Teil von Wanne eine enorme städtebauliche Aufwertung. Die Kirche St. Laurentius (1885) und die Ev. Lutherkirche (1887) bilden hierbei den südlichen und nördlichen Punkt des neuen Siedlungsschwerpunktes (vgl. Karte von 1902).

ZAHL DER WOHNHÄUSER IN DEN GEMEINDEN WANNE UND RÖHLINGHAUSEN
(1875-1925)

Jahr Wanne Röhlinghausen Insgesamt
1875 309 143 452
1880 333 163 496
1885 431 166 597
1890 546 179 725
1895 775 240 1015
1900 1071 344 1315
1905 1375 496 1871
1910 1888 686 2574
1925 2185 694 2879

(Siehe Busch, S. 180)

Die beiden Stadtpläne von 1902 und 1925 verdeutlichen, dass im Rahmen der Industrialisierung neben Industrie- und Verkehrsbauten auch der Wohnungsbau in den beiden Stadtteilen Wanne und Röhlinghausen boomt. Als markante Leitlinie ist die Hauptstraße (Wohn- und Geschäftshäuser) erkennbar, die ab 1870 bis Crange ausgebaut wurde. Die drei wichtigsten Arbeitgeber, die Eisenbahn, die Zechen und die Schifffahrt (ab 1915) boten Arbeit, Beschäftigung und einen bescheidenen Wohlstand in Wanne und Röhlinghausen. Entsprechend schnell stieg die Bevölkerungszahl in Wanne-Eickel. Die Zuwanderung und der damalige große Geburtenüberschuss (Punkt 16 WANNE) ließen die Einwohnerzahl von 6.889 (1871) auf 91.224 (1925) wachsen.

 

2. Die Architektur in der Hauptstraße: Historismus - Jugendstil - Expressionismus / Neues Bauen - Nachkriegsbauten

Die Architektur einer Stadt trägt entscheidend dazu bei, sich als Besucher oder Bewohner dort wohl zu fühlen oder nicht. Die Gebäude verkörpern Sozial- und Wirtschaftsgeschichte und ihre Fassaden repräsentieren Kunstepochen. Trotz allgemeiner Baufälligkeit und Kriegsschäden sind gemäß eines Gutachtens auf der Hauptstraße zwischen Glückaufplatz und Kolpingstraße von den 89 erfassten Gebäuden immerhin 9 als Baudenkmäler, 50 erhaltenswerte, allerdings auch 30 Gebäude ohne Prädikat aufgeführt worden (Gestaltleitplanung S. 14). Vertreten sind alle Baustile seit dem Historismus, in dem vergleichsweise allerdings die größte Bautätigkeit lag.

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Hauptstraße 271/273 links und 275 rechts

Der Kontrast könnte kaum größer sein! Rechts das eingeschossige Haus an der Einmündung der Park- in die Hauptsraße aus der Zeit um 1895, links das fünfgeschossige Wohn- und Geschäftshaus aus dem Jahr 1977, das durch seine Bauhöhe und seine Stillosigkeit als Fremdkörper in der Straße empfunden werden muss. Die frühesten erhaltenen Gebäude auf der Hauptstraße stammen aus der Zeit um 1885, die Häuser Nr. 275 und 278 (zweigeschossig): Als Nachfolger der Fachwerkbauten unterstreichen die Backsteingebäude ihren städtischen Charakter. Besondere Merkmale sind die ein- bis zweigeschossige Bauweise mit einem mittig angebrachten Zwerchhaus (Zwerchhaus oder -giebel, twerch, mhdt., = quer; Dachhäuschen oder -giebel quer zur Längsrichtung des Gebäudes). Der Umbau des Wohnhauses mit fünf Fensterachsen zum Wohn-Geschäftshaus dokumentiert auch den Funktionswandel der Hauptstraße in dieser Zeit (s. Vorgängerbau Hauptstraße Nr. 276).

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Aus: Gestaltleitplanung S. 6

 

   

 

2.1 Historismus

Der Historismus (1850 bis 1914) stellt sich nicht als einheitlicher Baustil vor, sondern verwendet eine Vielzahl historischer Zierelemente aus der Romanik, Gotik, Renaissance, dem Barock und Klassizismus (Punkt 1.05 HERNE).


Neugotik

Die evangelische Christuskirche (1887)

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Die evangelische Christuskirche ist wie die nördlich gelegene katholische Laurentiuskirche entgegen der traditionellen gotischen Baukonzeption nicht mit dem Altarraum nach Osten auf Jerusalem (aufgehendes Licht) ausgerichtet. Anstelle des Altarraumes öffnet sich das nach Osten ausgerichtete Hauptportal mit Kirchplatz zur Hauptstraße.

Der starke Bevölkerungsanstieg in Bickern (1875: 2.765; 1895: 14.384) ließ bei den evangelischen Mitbürgern in Bickern den Wunsch aufkommen, eine eigenständige Gemeinde zu gründen. Am 1.10.1884 trat die Kirchengemeinde Bickern offiziell aus der Kirchengemeinde Eickel aus und wurde somit selbstständig. Am 18.8.1885 wurde ein Kirchbauverein gegründet, der sich um die Beschaffung notwendiger Mittel kümmern sollte, um die Kirche zu errichten. Das Grundstück an der Hauptstraße schenkte der Kirchmeister Overhof der Gemeinde. Am 11.07.1886 erfolgte die Grundsteinlegung und am 10.11.1887 wurde die Kirche eingeweiht. Der Architekt Fischer aus Barmen baute die Kirche im neugotischen Stil.

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Über dem Haupteingang, der durch schlanke Doppelsäulen gerahmt und durch gotisches Maßwerk bekrönt ist, befinden sich zwei stilisierte Blütenmedaillons mit den Daten der Grundsteinlegung (11.7.1986) und der Einweihung der Kirche (10.11.1887).

 
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Auch wenn die schmalen Seitenschiffe durch jeweils zwei Säulen vom Hauptschiff getrennt sind, so vermitteln sie mit dem Hauptschiff einen ganzheitlichen Raumeindruck.

 
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Das Altarbild zieht die Aufmerksamkeit des Besuchers auf sich.

Der gekreuzigte Jesus und zugleich segnende Erlöser ist umgeben von Hilfe flehenden Menschen. Über dieser Szene der Heilige Geist in Gestalt der Taube. Links vom Hauptfenster ist Moses mit den zehn Geboten, rechts Johannes der Täufer abgebildet. Beide verweisen mit ihrer Blickrichtung auf Jesus.

 

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Hauptteil des alten neugotischer Altaraufsatzes mit Kreuz und Aufschrift:

Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, welche an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben!

Rechts: Aufgang zur Empore mit Maßwerkfenster; eisernes Treppengeländer aus gotischen Spitzbogenfenstern mit Maßwerk.

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Katholische Laurentiuskirche (1885/1892)

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oben: Laurentiuskirche von Nordost
 
oben: Laurentiuskirche von Südwesten
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oben: Kunstvoll gestaltete Bronzetüren auf der Südseite der Kirche

 

Die dreischiffige Hallenkirche im neugotischen Stil wurde 1884 gebaut und am 21.10.1885 allerdings ohne die beiden letzten Joche und den Kirchturm auf den Märtyrer St. Laurentius geweiht. Erst 1892 folgten gemäß der ursprünglichen Planung die noch fehlenden Joche und der Turm. Nach dem II. Welt-krieg wurden im Rahmen der Beseitigung der Kriegsschäden die Spitzbodenfenster des nach Westen ausgerichteten Chores zugemauert. Diese Wandfläche gestaltete der Herner Künstler Edmund Schuitz mit einem flächendeckenden Mosaik, das die Kreuzigung Christi in den Mittelpunkt stellt (Einweihung Weihnachten 1953).
Der Kirchenbesucher ist überwältigt von der Vielzahl moderner religiöser Kunstwerke, die der Pfarrer Franz-Josef Hoffmann mit Unterstützung der Gemeinde hier zusammengetragen hat. So hat der be-kannte Glaskünstler Georg Meistermann (1911-1990) die Kirchenfenster 1978 - 1988 gestaltet. Der Kir-chenraum ist ausgestattet mit Werken von Ernst Barlach, Gerhard Marcks, Georg Rouault und Christian Rohlfs. Diese Sammlung religiöser Kunstwerke ist von unschätzbarem Wert und auf jeden Fall einen Besuch wert.

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oben: Hauptstraße 291 (Entwurf von 1904). Stil-elemente aus der Spätgotik und Über-gangszeit zur Renaissance um 1550
Aus: Gestaltleitplanung S. 40f.
 
oben: Hauptstraße 291 (Bj.: 1904)
Rechts:
Hauptstraße 223; Baujahr 1899 als dreige-schossiges Wohn- und Geschäftshaus mit zweigeschossigem Erker. Fassadengliederung durch Maßwerkornamentik in den Brüstungsfeldern und spitzbogig geführte Lisenen, die die Fenster bekrönen.
 
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Neorenaissance

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oben: Fassadenausschnitt des Erstentwurfs von 1904
Aus: Gestaltleitplanung S. 7
 
oben: Hauptstraße 285

 

Eklektizismus

Unter Eklektizismus versteht man die Mischung höchst unterschiedlicher historischer Baustile.

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oben: Hauptstraße 258

 

oben: Viergeschossiges Wohn- und Geschäftshaus (Bj. 1897)

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Aus: Gestaltleitplanung S. 8
   
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oben: Aufrecht stehende Löwen halten ein Schild mit dem Baujahr 1885 (sechste Fensterachse von links über dem Eingang der Haustür).
oben: Hauptstraße 327 - 329
Eine reich verzierte Fassade im Stil des Neobarock
 
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oben: Frauenkopf in einer großen Muschel über der Balkontür.
 
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links: Hauptstraße 239;

1904 erbaut als viergeschossiges Wohn- und Geschäftshaus;
Blickfang sind die halbplastischen Figuren (Mann und Frau mit Froschfüßen) und der Hermeskopf im Erkergiebel.
Diese können als Hinweis auf den zukünftigen Schiffsverkehr des im Bau befindlichen Rhein-Herne-Kanals verstanden werden (Fertigstellung 1.12.1914). Herne war bereits über einen Stichkanal mit dem Dortmund-Ems-Kanal ab 1896 verbunden (Punkt 14 HERNE).

Die barocken dekorativen Formen sind bereits vom Jugendstil beeinflusst.

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links und unten: Hauptstraße 255

1890 Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses im Übergang vom Historismus (Neugotik) zum Jugendstil

     
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2.2 Jugendstil

Der Jugendstil versteht sich als Proteststil gegen den Historismus. Seine Vertreter begründeten die "Moderne". Aber anders als die Rationalisten und Konstruktivisten setzte der Jugendstil ebenso wie der Expressionismus auch auf das Gefühl. Das menschliche Dasein sollte in Schönheit gestaltet werden, Leben und Kunst als Einheit betrachtet werden, d.h. der Jugendstil zielte auf eine vollständige Lebensreform ab. Die Gegenstände des täglichen Gebrauchs sollten nützlich und schön sein, womit der Jugendstil auf die Arts- und Craftsbewegung in England verwies. Die Natur wird nicht naturalistisch nachgeahmt, sondern ästhetisiert und stilisiert. Im Gegensatz zum Historismus sollen die Objekte eine organische Einheit von Inhalt und Form bilden. Dazu gehörten in der Architektur unregelmäßige Grundrisse und organisch nachempfunde Wände und Fassaden.

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oben: Hauptstraße 231

Neubau eines viergeschossigen Wohn- und Geschäftshauses im Jahr1905. Fensterumrahmungen und Balkongitter im Jugendstil. Zierfachwerk im 4. Geschoss. Asymmetrische Gestaltung der Fassade.

 

oben: Hauptstraße 226

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oben: Hauptstraße 235
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oben: Hauptstraße 250, Ecke Heinestraße; Baujahr: 1890;
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oben: zweigeschossiger Erker mit Masken an der Heinestraße
 
oben: Vermutlich im Jahr 1905 entsteht die Jugendstilfassade mit floralen Elementen.

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oben: Jugendstileckhaus, Hauptstraße 293 (Baujahr: 1905) analog zum Jugendstilhaus 295 gebaut. Die beiden monumental wirkenden Eckgebäude hat der Kölner Architekt Jean Klein entworfen.

 
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oben: Jugendstileckhaus, Hauptstraße 295; Einmündung der Mozartstraße in die Hauptstraße
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oben: Hauptstraße 295
 
oben: Hauptstraße 295, Ausschnitt aus dem Giebel
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oben: Nr. 293-1
 
oben: Nr. 293-2
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oben: Nr. 293-3
 
oben: Nr. 295-1
Die Figurenfriese an den beiden korrespondieren Jugendstilgebäuden Nr. 293 und 295 be-schreiben die Quellen für den damaligen Wohlstand: die Landwirtschaft, die die Ernährung der schnell wachsenden Bevölkerung sicherstellt (Nr. 293-3), der Bergbau und das Metall verarbeitende Gewerbe (293-3) sowie die Gewinnung von Steinen und Erden als Rohstoff für Ziegeleien und die Bauindustrie (295-3), die Textilindustrie, eine Industria mit Füllhorn (295-1) sowie den Dienstleistungssektor: Handel (Götterbote Hermes) und Transport (293-1, 295-1) und schließlich die Bildung und Kultur. Diese Bilder korrespondieren mit den Figuren vor dem Heimatmuseum (Punkt 12 WANNE) und am Hauptbahnhof (Punkt 1 WANNE), die die drei wichtigsten Wirtschaftsbereiche repräsentieren: Bergbau, Eisenbahn und Schifffahrt. Darüber hinaus versinnbildlichen diese Reliefs die damalige Arbeitsgesellschaft ("Ohne Fleiß kein Preis") und ihre Tugenden (vgl. Hausfassade Bahnhofstraße Nr. 45 Punkt 5 HERNE)
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oben: Nr. 295-2
 
oben: Nr. 295-3

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oben: Mozartstraße 8, Wohn- und Geschäftshaus, Baujahr 1904

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oben: Rekonstruktionsentwurf der ehemaligen Kaiserpassage durch den Architekten Jens Blome

 

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oben: Eingang zum Wohn- und Geschäftshaus Mozartstraße 4 (Baujahr 1907)

Die Mozartstraße, früher Kaiserpassage genannt, stellte die direkte Verbindung von der Haupt-straße zum damaligen Kaisergarten (heute Stadtgarten) her (Punkt 8 WANNE). Baubeginn für die im Jugendstil gebauten Wohn- und Geschäftshäuser in der Mozartstraße war 1904. Die Architekten waren P. Spanier, Isidor Grosch und Jean Klein. Im Jahr 1907 wurde ein Glasdach über der Passage errichtet. Diese überdachte Einkaufspassage war die erste in Deutschland nach den Beispielen von Paris, London und Brüssel. Hauptsächlich wurden damals Manufakturwaren angeboten und verkauft (vergleichbar mit der Königsallee in Düsseldorf). Das Dach verschmutzte jedoch durch die Abgase der Bergwerke. Da man früher allerdings noch nicht die Möglichkeiten hatte, die Verschmutzung zu beheben, musste das Glasdach noch vor 1926 abgenommen werden.
Eine Rekonstruktion der überdachten Kaiserpassage / Mozartpassage scheiterte in den Jahren 1971,1985,1995 und 2005, da es zu viele unterschiedliche Eigentümerinteressen gab.

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oben: Mozartstraße vom Westen (Stadtgarten)
 
oben: Jugendstiltür in der Mozartstr. 3

2.3 Architektur der 1920er Jahre

Das neue Bauen in den zwanziger Jahren verzichtet bewusst auf Ornamente wie sie im Historismus und im Jugendstil üblich sind. Das Gebäude selbst ist das Kunstwerk.

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oben: Das Sparkassengebäude an der Amtmann-Winter-Straße Ecke Hauptstraße (links) und Ecke
wurde von den Architekten Gobrecht und Revermann 1927 entworfen. Es zeichnet sich durch seine Klinkerfassade aus, die bestimmt wird durch horizontale Streifenglieder. Das Gebäude ist seit 1991 ein eingetragenes Baudenkmal. Es ist das bedeutendste Gebäude der Stadt aus den 1920er Jahren, nachdem die Stadthalle Wanne-Eickel (erbaut 1926) durch Kriegseinwirkungen 1942 zerstört worden ist (Punkt 2 WANNE).

 

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oben: Hauptstraße 277 / 279; Baujahr 1928 im Stil der neuen Sachlichkeit. Die horizontalen Fensterbänder lockern die Massivität des Baukörpers auf.
 
oben: Hauptstraße 292
Türeinfassung im Stil des Expressionismus

 

2.4 Bauten nach dem zweiten Weltkrieg

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oben: Hauptstraße 284

Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses, Baujahr 1965
Das schlichte Wohn- und Geschäftshaus in Stahlbetonskelettbauweise greift mit seinen Fensterbändern einschließlich seiner farbig gehaltenen Brüstungen die horizontale Gliederung der 1920er Jahre auf.

 
oben: Hauptstraße 280, Baujahr 1976

Als Nachläufer der Brutalismus-Stilrichtung (béton brut) in den 1950er und 1960er Jahren drängen sich die geriffelten Sichtbetonflächen der Balkone massiven in den Straßenraum. Die wuchtige Architektur und das verwendete Baumaterial (Beton, Eternitplatten als Verkleidung) nimmt keinerlei Rücksicht auf das historisch gewachsene Umfeld. Auch der Maßstab sprengende Neubau Hauptstraße 215 (Baujahr 1977, ohne Bild) muss als Fremdkörper gesehen werden.
Diese Baukörper veranschaulichen das damalige Leitbild der Stadt-planer "Urbanität durch Dichte", d.h. einer möglichst großen Bevölke-rung, einen fußläufigen Zugang zur City zu gewähren. Dabei störte die wenig komfortable und nur gering verdichtete historische Architektur (vgl. Wohnturm an der Kreuzkirche in Herne), die flächenhaft abgeris-sen wurde ("Flächensanierung".

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oben: Hauptstraße 241
Als ahistorischer Fremdkörper muss auch das Warenhaus mit seinem Vorbau gesehen werden, das die neugotische Christuskir-che zur Nachbarschaft hat.
 
oben: Hauptstraße 304,
Ecke Kolpingstraße: Ärztehaus Bj. 1986
Die Postmoderne als neue Stilrichtung überwindet die reine Funktionalität der "Moderne", verwendet wieder historische Formen und orientiert sich in Höhe und Baumaterial am architektonischen Umfeld.

 

 

3. Die Moschee am Wanner Markt (1997)

Die Moschee zog 1997 aus der Wanner Innenstadt an den Wanner Markt, da es dort eine günstigere Verkehrsanbindung gibt. Der türkische Islam-Verein, der der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) angehört, wurde jedoch schon 1987 gegründet und besteht aus ca. 400 Mitgliedern. Die Moschee ist jedoch nicht nur für diese 400 Mitglieder zugänglich, sondern für jeden, der beten möchte. Zum Freitagsgebet kommen mehr als 600 Männer, nicht nur aus Wanne, sondern auch aus Crange, Unser Fritz und Bochum. Der Teppich und der Kronleuchter der Moschee wurden extra für diese Moschee aus der Türkei importiert.

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Der nach Mekka ausgerichtetete Gebetsraum der Moschee mit der Gebetsnische (Mihrab) und der Kanzel (Mimbar)
 
oben
Eine ehemalige Eckgaststätte an der Hauptstraße Ecke Wanner Markt seit 1997 zur Moschee umgebaut. Im Hintergrund rechts die katholische St. Laurentiuskirche.

 

Das deutsche Wort Moschee kommt von dem arabischen Wort "Mesdschid" und bezeichnet den "Ort, an dem man sich niederwirft" für das Gebet. Die Moschee ist nicht nur ein Gebetsraum, sondern auch ein Ort an dem man sich zu Gesprächen oder Geschäften trifft, an dem die Kinder spielen können und unterrichtet werden. Es gibt einen Gebetsraum für Männer und einen für Frauen, wobei weder die Männer den Gebetsraum der Frauen betreten dürfen, noch die Frauen den Gebetsraum der Männer. Der Gebetsraum muss für das Gebet sauber sein und darf nicht mit Schuhen betreten werden, weshalb der Boden häufig mit Teppich bedeckt ist. An den Wänden des Raumes sind weder tierische noch menschliche Abbildungen zu sehen, da dies als verpönend gilt. Die Gebetsrichtung ist zur Kaaba in Mekka noch Osten ausgerichtet.

 

 

4. Die Hauptstraße im Wandel der Zeit

Die Hauptgeschäftsstraße hat ihre frühere Attraktivität verloren. Daran hat auch die Ausweisung der rund 1000m langen Geschäftsstraße als Fußgängerzone (1973 - 76) zwischen Buschmannshof und Kolpingstraße nichts geändert. Auffallend ist, dass heute auffallend viele leere Schaufenster sowie 3€-Kleidungsläden statt angesehene Boutiquen in der Wanner Innenstadt vorhanden sind.


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Großflächiger Ladenleerstand führt langfristig zur Verödung der Innenstadt.

Es gibt viele Ursachen, die für die unattraktive Wanner Innenstadt verantwortlich sind. Zum ei-nen besteht ein Verlust bzw. Rückgang der Kaufkraft, die auf den Verlust der Arbeitsplätze in der Industrie zurück zu führen ist. Des Weiteren wandert die Kaufkraft in umliegende Städte wie Gelsenkirchen, Bochum, Dortmund oder Oberhausen ab, da ein vielfältigeres Angebot sowie komfortables Einkaufen dort möglich ist. Außerdem liegt eine Teilschuld auch bei den Vermietern der Ladenlokale, da sie die Mieten zu hoch ansetzen. Diese können dann nur noch von Ladenketten finanziert werden, die ihrerseits mit preiswerten Massenartikeln und Dienstleistungen der geringen Kaufkraft gerecht werden.

Um die City neu zu beleben, wurde der nördliche Teil der Hauptstraße (ab Claudius-/ Parkstraße bis Kolping-/Lortzingstraße) für den Verkehr als Einbahnverkehr in nördliche Richtung wieder freigegeben. Durch die Öffnung und die Bereitstellung von 37 Parkplätzen, erhoffen sich die Stadtplaner und die Geschäftsleute einen Anreiz für Investoren, die leer stehenden Ladenlokale als Geschäfte und Büros verpachten zu können.
Inwieweit die Ansiedlung eines Einkaufszentrums am Glückaufplatz zur Aufwertung der Wanner Innenstadt hilfreich sein kann, ist bei der Herner Geschäftswelt umstritten. Einerseits würde der Standort eine Magnetfunktion für den südlichen Eingangsbereich der Hauptstraße übernehmen und Kaufkraft in Wanne binden, andererseits befürchten die Geschäftsinhaber auf der Hauptstraße bei gestiegener Konkurrenz und gleich bleibend niedriger Kaufkraft noch mehr Leerstände.
Langfristig müsste auch eine städteplanerische Maßnahme realisiert werden, nämlich eine neue Mitte zwischen Hauptstraße, Rathaus und Bahnhof zu schaffen. Die notwendigen Freiräume sind vorhanden. Die Geschäftswelt, die Verwaltungsstelle und das Transportwesen würden der neuen Mitte die notwendige Urbanität verschaffen, die Wanne dringend benötigt.

 

5. Literatur

Busch, Paul: Zur Siedlungsstruktur der Stadt Wanne-Eickel. In: Bochum und das mittlere Ruhrgebiet. Paderborn 1965, S. 177-186

Der Emscherbrücher, hg. von der Gesellschaft für Heimatkunde Wanne-Eickel e.V., Herne 1999

Evangelische Kirchengemeinde Wanne-Mitte (Hrsg.): 100 Jahre (1884 - 1984) Evangelische Kirchengemeinde in Wanne. Herne 1984

Gestaltleitplanung Innenstadt Wanne (Band 1). Stadtbaugeschichte und Gebäudebewertung, verfasst vom Planungsbüro Prof. Dr.-Ing Krause & Partner Dortmund im Auftrag des Stadtplanungsamtes Herne. Dortmund 1995

Herne - Architektur im Ruhrgebiet. hg. v. der Stadt Herne (verantwortlich A. v. Knorre) und vom Bund deutscher Architekten und Ingenieure, Bezirksgruppen Herne und Wanne-Eickel. Herne 1987

Herne von Ackerstraße bis Zur-Nieden-Straße, hg. v. Stadtarchiv Herne, Bd. 1, Herne 1997

Hildebrandt Manfred: Herne, Eine historische Zeitreise. Gudensberg-Gleichen 1998

WAZ Bericht "Kreuz und Quer" vom 19.04.2007

6. Autoren:

Tanja Behnk und Alam Oduncu (HBFG12a), Engelbert Wührl; Fotos: Engelbert Wührl

 

 

 

 

 

 

 

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