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13. Punkt: Der Hafen Wanne-West
Vom Massengüterhafen zum modernen Logistikzentrum

Der Rhein-Herne-Kanal wird ausführlich in Punkt 14 HERNE dargestellt.

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Schrägluftbild: Stadt Herne
Blick von Süden
Schrägluftbild: WFG Herne
Blick von Westen
Der Wanner Westhafen 1987 und nach dem Umbau 1996

 

Seit der verstärkt einsetzenden Globalisierung Anfang der 1990er Jahre und seit dem Beitritt der ostmitteleuropäischen Staaten in die EU ab 2004 hat der internatio-nale Warenverkehr schwunghaft zugenommen. Um dem steigenden Wettbewerbs-druck standhalten zu können, gehen immer mehr Firmen dazu über, sich auf ihr Kerngeschäft zu beschränken und ihre Werkslogistik an selbständige Logistikunter-nehmen mit einem umfangreichen Dienstleistungsangebot wie Transport, Lagerung, Kundenservice auszugliedern (Outsourcing). Von dieser Entwicklung profitiert die boomende Logistikbranche, die sich wie folgt definiert:

"Kurz und zielorientiert findet häufig die Seven-Rights-Definition nach Plowman An-wendung:
Logistik heißt, die Verfügbarkeit des richtigen Gutes, in der richtigen Menge, im rich-tigen Zustand, am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, für den richtigen Kunden, zu den richtigen Kosten zu sichern…"

Oder:

" Logistik umfasst die ganzheitliche Koordination und Durchführung aller Informati-ons- und Güterflüsse von Unternehmen und Wertschöpfungsketten (Supply Chains) mit maßgeblichem Einfluss auf den Unternehmenserfolg"

(Quelle: Bundesvereinigung Logistik e.V., www.bvl.de vom 4.02.2006)

Sichtbarer Ausdruck dieser Logistikkonzeption sind die Güterverkehrszentren (GVZ), wie hier das GVZ EMSCHER.

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Maßstab: 1:15.000
Karte: Stadt Herne (Stand 11/2004)


1. Anbindung, Orientierung

Vom Wanne-Eickeler Hbf ist das Güterverkehrszentrum Emscher (GVZ Emscher) und der Westhafen mit dem Linienbus 312 und mit dem Schnellbus SB 27 gut zu erreichen. Die Haltestelle heißt "Westhafen". In die Linie 312 kann man auch am Herner Bahnhof einsteigen.


2. Historischer Rückblick: Der Westhafen als ehemaliger Massengüterhafen

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Karte (1975): Stadt Herne
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(Quelle: Stadt Herne)

Das Erweiterungsbecken des Westhafens im Jahr 1936

Der Westhafen diente hauptsächlich dem Umschlag von Massengütern wie Kohle; Düngemittel, flüssige Chemieprodukte usw. Er war der größte Umschlagplatz für Kohle am 46 km langen Rhein-Herne-Kanal (von 1906 bis 1914 gebaut).
Der Osthafen wurde für Lebensmittel (Getreide und Obst), Industrieerzeugnisse (Stahl) und Güter aller Art benutzt.
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(Quelle: Stadt Herne)

Der Osthafen im Jahr 1969
Wendebecken und Lagerschuppen der Westfälischen Transport AG (W.T.A.G.)

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Quelle: Stadt Herne

Der Westhafen: Der Rhein-Herne-Kanal (Vordergrund) war in der Blütezeit des Ruhrgebiets die verkehrsreichste künstliche Wasserstraße Europas. 1927 wurde das Erweiterungsbecken angelegt. Die neue Wasserfläche betrug 7,1 ha.

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(Quelle: Stadt Herne)
Westhafen mit Brückenkränen (1950er Jahre)

 

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(Foto: E. Wührl, 2/1994)

Emscher mit STEAG-Kraftwerk, rechts Kräne des angrenzenden Westhafens

Foto: E. Wührl, 4/1984)

Westhafen am Rhein-Herne-Kanal in Wanne


Auf den Fotos aus den 1950er Jahren und von 1984 sieht man den alten Hafen in Wanne-Eickel, bevor die Fläche zu einem Güterverkehrszentrum umgestaltet wurde. Die Hebe- oder Lastkräne standen auf hohen mobilen Metallbrücken. Zwei Gleise führten direkt unter den Lastenkränen her, so dass der Umschlag vom Schiff auf die Bahn effektiv und schnell von statten ging; denn auch in den 1950er Jahren war Zeit gleich Geld. Die Binnenschiffe hatten so nur eine kurze Anlegezeit und konnten schnell wieder unterwegs sein.

Die Wanne-Herner Eisenbahn und Hafen G.M.B.H. (WHE) betreibt als Dienstleis-tungsunternehmen der Stadt Herne die beiden öffentlichen Binnenhäfen Wanne-Ost und Wanne-West am Rhein-Herne-Kanal. Sie wurde 1913 gegründet und firmierte bis 1959 unter "Hafenbetriebsgesellschaft Wanne-Herne mbH". Die erste Kohle der Zeche Ewald wurde 1914 im Westhafen umgeschlagen.

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(Quelle: Wanne-Herner-Eisenbahn GmbH)
Werbung der Hafenbetriebsgesellschaft, die sich 1959 umbenannte in
"Wanne-Herner-Eisenbahn GmbH"

Fotos: E. Wührl (9/2007)
Der unter Denkmalschutz gestellte Kran der WHE am ehemaligen Erweiterungsbecken ist außer Funktion (im Vollksmund "Krummer Hund" genannt)

3. Herne als Logistikstandort in der Mitte der Metropole Ruhr

3.1 Die verkehrsgeografische Lagegunst

Originalbild Quelle:
Last mile Logistik - eine Variante im Logistikkonzept

Wie eine Spinne im verkehrsgeographischen Netz liegen die Städte Gelsenkirchen, Herne und Herten, die eine interkommunale Vermarktung von ehemaligen Industriebrachen für Logistikstandorte vereinbart haben.

Ein Blick auf die verkehrsgeographische Überblickskarte zeigt die Lagegunst von Herne. Herne liegt in der Mitte der Metropole RUHR mit ihren rund 5,5 Mio. Einwohnern, die der Einwohnerzahl von Dänemark entspricht. Die Metropole RUHR ist neben London und Paris die drittgrößte polyzentrale Agglomeration in Europa.

Eingebettet in ein dichtes Netz von West-Ost und Nord-Süd verlaufenden Autobahnen kann jedes Ziel im Ruhrgebiet innerhalb von 45 Minuten erreicht werden. Dieses Straßennetz wird ergänzt vom Güterbahnhof Wanne-Eickel Hbf, der zu den größten des Ruhrgebietes zählte, und den privat betriebenen Werksbahnen der Wanne-Herner Eisenbahn und der RAG. Zusätzlich ist Herne noch über den Rhein-Herne-Kanal im Westen mit Europas größtem Binnenhafen Duisburg und über den Rhein mit Europas größtem Seehafen Rotterdam sowie mit Ostdeutschland und den dortigen Seehäfen verbunden. Diese günstige Verkehrsinfrastruktur eignet sich optimal für ein trimodales Logistikkonzept: Schiene - Kanal - Straße.

Die Umsetzung dieses Logistikkonzeptes wurde im Zukunftsatlas 2006 dokumentiert, der die Branchenkompetenzen in NRW bewertet: Bezogen auf die Branche Logistik, die in NRW den stärksten Umsatz von Deutschland hat, rangiert Herne nach Köln und Unna auf dem dritten Platz und im Bundesvergleich auf Platz 10. Der Clusterindex, der dieser Rangfolge zugrunde liegt, berücksichtigt die Stärke (Beschäftigte im Jahr 2004), die Entwicklung der Beschäftigten (2000 - 2004) sowie den Spezialisierungsgrad (Besatz der Logistik) in einer Region, verglichen mit dem Bundesdurchschnitt. Auch wenn Herne mit ca. 8.000 Beschäftigten deutlich hinter Köln (28.000), Düsseldorf (19.800) und Duisburg (13.000) liegt, so ging die überdurchschnittliche Dynamik der Beschäftigten zwischen 2000 und 2004 positiv in die Bewertung ein.


3.2 Das Güterverkehrszentrum Emscher (GVZ-Emscher) im Hafen West

Allgemeine Definition

Güterverkehrszentren sind in Europa in den 1960er und 1970er Jahren in Italien und Frankreich entwickelt worden, in Deutschland zu Beginn der 1980er Jahre. Das erste GVZ wurde in Bremen gegründet.

"Ein GVZ bildet die Schnittstelle von mindestens zwei verschiedenen Verkehrsträgern, an der logistische Betriebe wie Transportunternehmen, Spediteure und Lageristen als selbständige Unternehmen räumlich zusammengefasst sind. Im Idealfall enthält das GVZ neben der räumlichen und funktionellen auch eine organisatorische Komponente, in dem die einzelnen Unternehmen zusammenarbeiten und die Terminal-Infrastruktur mit Hilfe von EDV-Informationssystemen gemeinsam nützen. Ein GVZ verbindet damit sowohl betriebswirtschaftliche als auch verkehrspolitische Zielsetzungen." (Höltgen, S. 710)

Während normalerweise die Verkehrsträger miteinander konkurrieren, setzt das GVZ auf die Bündelung der Verkehre und den Einsatz des jeweils günstigsten Verkehrsträgers. Bei nationaler und internationaler Vernetzung der Güterverkehrszentren können im Warenfernverkehr Leerfahrten weitgehend vermieden werden. Im Regionalverkehr wird durch Umverteilung auf mobile Kleintransporter der Warenverkehr effektiver und der Verkehr in den Städten (Last Mile Logistik) deutlich entlastet.

Notwendige Standortvoraussetzungen

- die Nähe zu einem möglichst großen Beschaffungs- und Absatzmarkt (s.o.)
- günstige Anbindungen für möglichst viele Verkehrsträger (s.o.)
- große Gewerbeflächen, um möglichst viele Logistikaktivitäten ansiedeln zu können. Herne verfügt mit den ehemaligen Industrieflächen Friedrich der Große mit 72 ha (Punkt 13 Herne), Hibernia mit 21,5 ha, Unser Fritz I/IV 23,4 ha und dem ehem. WANIT-Gelände mit 22 ha über ausreichende Gewerbeflächen

 

Originalbild Umschlagterminal ab 2002 für den Kombinierten Verkehr (KV) im GVZ.

Ein Mobilkran verlädt einen Spezialcontainer von der Straße auf die Schiene und umgekehrt.

Fotos: E. Wührl (9/2007)


Westhafen am Rhein-Herne-Kanal:
Verladung von Massengüter vom Schiff auf den LKW
(rechts und unten im Bild)

Originalbild
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Das Projekt des GVZs Emscher ist 1993 auf der Wirtschaftskonferenz "Region Mittleres Ruhrgebiet" beschlossen worden. Im Jahre 1994 wurde die Planungs- und Entwicklungsgesellschaft Güterverkehrszentrum Emscher mbH gegründet. Zwei Jahre später folgte die Verfüllung des Hafenbeckens, um dort eine neue Gewerbefläche zu schaffen (20 ha). 1999 siedelte sich das erste von inzwischen 7 Logistikunternehmen an (Wüstefeld). 2001 begannen die Baumaßnahmen des Container-Terminals, die im Jahre 2002 in Betrieb genommen worden sind. Im gleichen Jahr wurden die Terminals auf 2x 700m Zug- und Umschlaglänge ausgebaut. Eine dritte Baustufe von 3 x 700m Gleisen ist im Jahre 2004 geplant und gebaut worden. Gründe für diese Veränderung waren die hohe Nachfrage nach Containerverteilung und die positive Konjunktur.

Die Investitionen und Anstrengungen haben sich gelohnt. Dem GVZ Emscher wurde wie bereits 2004 so auch 2008 von der Deutschen GVZ-Gesellschaft "ein hoher Entwicklungsstand" mit Platz 9 von 33 Güterverkehrszentren in Deutschland attestiert.


Hafen Wanne West als Kernfläche des GVZs Emscher

Der Wanner Hafen West wurde als Zentrum des GVZs gewählt. Von hier werden über 16 Teilstandorte in Datteln, Dorsten, Bochum, Herten, Waltrop, Gelsenkirchen, Bochum, Hattingen und Herne vermarktet und logistisch betreut. Dieses dezentrale Logistikkonzept hat im Gegensatz zu einem großen zentralen GVZ-Standort den Vorteil, dass die lokalen Verkehrsbelastungen geringer sind und Kundenwünsche besser bedient werden können. Auch ist unter ökologischen Gesichtspunkten positiv zu bewerten, dass es sich bei diesen dezentralen Standorten nicht um Standorte auf der "grünen Wiese" mit entsprechendem Landschaftsverbrauch handelt, sondern um ehemalige Industriestandorte mit vorhandener Infrastruktur.

Das Konzept des GVZs Emscher sieht vor,

- nationale, internationale sowie bereits ansässige Betriebe und Neuansiedler miteinander zu vernetzen und somit neue Chancen und Arbeitsplätze zu sichern
- informationstechnologische Vernetzungen national als auch international aufzubauen
- das Know-how der Region und die Standortvorteile zu vermarkten
- die Interessen der Verkehrswirtschaft und die der verladenden Wirtschaft in Zukunft noch besser miteinander zu verbinden
- den ansässigen Unternehmen einen umfassenden Service anzubieten wie Lager-service, Kommissionierung, Etikettierung, Prüfung der Artikel, Vormontage von Anlagen, Erledigung von Zollformalitäten usw.

Da im GVZ optimale logistische Voraussetzungen geschaffen werden sollen, wurde ein neuer Umschlagterminal 2002 eröffnet. Am Westhafen wird durch diesen Bau der Transport/Umschlag von Massengütern zwischen Lkw, Bahn und Schiffen möglich. Die ansässigen Unternehmen können aber auch Güter lose, palettiert oder containerisiert verschicken. Auf dem Gelände des Hafens gibt es zudem ein Logistik-Service-Zentrum, das allen Unternehmen Hilfe anbietet. Bei dem Angebot handelt es sich um Dienstleistungen rund um die Logistik. Diese Dienstleistungen werden gemacht, um Unternehmen arbeits- und zeitaufwändige Arbeiten abzunehmen.


4. Quellen- und Literaturverzeichnis

Berke, Wolfgang: Wo liegt eigentlich Wanne-Eickel? Bochum 2007

Bundesvereinigung Logistik e.V. (www.bvl.de)

Deutsche GVZ-Gesellschaft (DGG), Bremen (www.gvz-org.eu

GVZ EMSCHER: Logistik im Profil (www.gvzemscher.de)

Hildebrand, Manfred und Rose, Olaf: Wanne-Eickel. Die Reihe Archivbilder. Erfurt 2002

Höltgen, Daniel: Güterverkehrszentren. Knotenpunkte des Kombinierten Verkehrs im europäischen Binnenmarkt. Geographische Rundschau H. 12, 1992 S. 708 - 715

Lührig, Heinrich: Wanne-Eickel in alten Ansichten. Zaltbommel (NL) 1992

Wirtschaft im Revier. Nachrichten der Industrie- und Handelskammer im mittleren Ruhrgebiet zu Bochum 60. Jg. H.5/2004

Wirtschaftsstandort Herne / Business Location Herne, hg. v. Christian Kirk. Dar-mstadt 2001/2002

Zukunftsatlas 2006. Branchenkompetenzen in NRW, hg. v. NRW.INVEST GmbH

5. Autoren:
Julian Herberhold (GOST 2006)
Engelbert Wührl

 

 

 

 

 

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