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Schüleraustausch mit Prag 2003 vom 13.06.2003 bis 21.06.2003 in Prag

Der Tag begann mit dem typischen Aufstehchaos um 7.30 Uhr. Nach dem Frühstück hatten wir in der Schule die Gelegenheit, e-mails zu schreiben und im Internet zu surfen. Um 10.00 Uhr gingen wir vor die Schule, da eine Gedenkfeier an der gegenüberliegenden Kirche stattfand. In der Kirche versteckten sich im Jahr 1942 die Widerstandskämpfer, die auf den SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich am 27. Mai ein Attentat verübten, an deren Folgen Heydrich starb. Die Widerstandskämpfer gehörten zu einer Gruppe tschechoslowakischer Fallschirmspringer, die in Schottland geschult worden waren. Die Nazis entfesselten nach dem Attentat einen unerhörten Terror. Doch weder die Massenhinrichtungen Unschuldiger noch die ausgeschriebene Belohnung von zehn Millionen Kronen, die wenig später verdoppelt wurde, förderte den Verrat der Attentäter. Das nazistische Wüten erreichte nach dem zweifachen Begräbnis Heydrichs (am 7. Juni in Prag und am 9. Juni in Berlin) seinen Höhepunkt in der Vernichtung der Gemeinde Lidice in der Nähe von Kladno. Am 10. Juni wurde die Ortschaft, die in keinerlei Beziehung zum Attentat stand, dem Erdboden gleich gemacht, die Männer wurden an Ort und Stelle hingerichtet und die Frauen und Kinder in Konzentrationslager verschleppt. Erst der Verrat durch den Fallschirmspringer Curda führte zur Auffindung der Attentäter in der Kirche. Die ungeheure Übermacht der bis an die Zähne bewaffneten SS-Männer, die mit Automatenfeuer und Granaten auch von unserer Partnerschule aus den Angriff durchführten, endete mit dem Freitod der Attentäter. Wir verfolgten die gesamte Gedenkfeier, an der hochrangige Politiker und Vertreterinnen und Vertreter aus Vereinen und Verbänden ihre Kränze niederlegten.

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Die Kranzniederlegung

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Sieger mit 2:1

Danach kam es zu dem lang ersehnten Volleyballspiel in der Turnhalle der Schule. In der völlig überfüllten Arena erlebten die Fans ein hochspannendes Spiel, das 2:1 für Deutschland endete. Anschließend gab es noch ein Ländermixspiel, das Janniks Mannschaft gegen Petras Mannschaft gewann. Dann ging es in die Grundschule zum Mittagessen.

 

Nach dem Essen sind wir mit der Lehrerin Eva in die Altstadt gefahren. Sie hatte für den Nachmittag eine kleine Führung vorbereitet. Unser erstes Ziel war der Pulverturm, der schon im 9. Jahrhundert erbaut wurde. Daneben stand der alte Kaiserpalast, und so hatte der Turm zunächst eine Repräsentationsfunktion: Er sollte dem Palast des Jagiellonenkönigs Wladislaw größere Bedeutung verleihen. Doch 1484 verlegte der König seine Residenz, so dass der Turm nicht mehr benötigt wurde. Unter Maria Theresia z.B. diente er als Waffenlager, in dem auch Schießpulver gelagert wurde, daher der Name Pulverturm. Neben dem Turm steht das Gemeindehaus. Zwischen 1905 und 1911 wurde das wohl bedeutendste Werk des Prager Jugendstils erbaut: Ein vierflügeliges Gebäude in Form eines Rhombus auf einer Fläche von 4200 m2, mit sechs Versammlungsräumen, zwei Restaurants, einer Weinstube und einem Café. Der größte Saal, der Smetana-Saal, fasst 1500 Zuschauer. Schon bald nach der Eröffnung wurde hier Geschichte geschrieben: Am 28. Oktober 1918 wurde von hier die Selbstständigkeit der Tschechoslowakei proklamiert.

Das Stände-Theater war unser nächster Zielpunkt. Hier wurde Mozarts Don Giovanni uraufgeführt. Da es in diesem Theater nur Aufführungen in deutscher Sprache gab, sammelten die Prager für ein eigenes Theater, das Nationaltheater. Dort fanden die Aufführungen in tschechischer Sprache statt, die Künstler traten ehrenamtlich auf.

Gleich neben dem Stände-Theater befindet sich die Karlsuniversität, die Kaiser Karl IV 1348 erbauen ließ. Sie ist die älteste noch benutzte Uni in Europa.

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Auf dem Altstädter Ring

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Wünsch dir was!

 

 

 

Anschließend wollten wir uns das Glockenspiel der Astronomischen Uhr am Rathaus anschauen, doch dank des unglaublichen Zeitgefühls von Frau GD aus RE kamen wir zwei Minuten zu spät. Dann gingen wir weiter auf dem Königsweg zur Karlsbrücke. Ursprünglich gab es dort eine im Jahre 1118 errichtete Holzbrücke, die jedoch vom Hochwasser zerstört wurde. Sie wurde durch die steinerne Judithbrücke ersetzt, die ebenfalls durch ein Hochwasser zerstört wurde. Im Jahre 1357 ließ Kaiser Karl IV. die heutige Karlsbrücke von Peter Parler erbauen. Die Bauzeit der 516 Meter langen und 10 Meter breiten Brücke betrug über 50 Jahre. Die Figuren auf der Brücke sind erst im 17. Jahrhundert aufgestellt worden, die berühmteste ist die des Heiligen Nepomuk. Natürlich haben wir alle an die unterhalb der Statue befindlichen Bronzefiguren gefasst, denn es heißt, dass man sich dann etwas wünschen darf und dass man auf jeden Fall wieder nach Prag kommen wird. Bis 1960 durften sogar Autos auf der Brücke fahren, und es gab auch eine Straßenbahnlinie, die über die Brücke führte. Heutzutage, so sagen einige, geht man nicht auf der Brücke, sondern man steht und staunt, manche sogar stundenlang. Hier beendeten wir am Spätnachmittag unsere Führung. Einige nutzten die dann freie Zeit zum Einkaufen, andere fuhren in die Unterkunft und schliefen schon mal vor, denn ab Mitternacht erwartete uns Dalibors 18. Geburtstag.

Jannik Held, Daniel Pallasch


Um 0 Uhr verbrachten wir den Abend in einem Lokal namens „Goldener Baum“. Anlässlich des Geburtstags zeigten wir den Pragern, wie man richtig feiert. Es wurde getanzt, gelacht und getrunken.

Gegen 4 Uhr morgens kamen wir in einem sehr lustigen Zustand in der Unterkunft an. Vereinzelt trafen auch noch Leute um 8 Uhr beim Frühstück ein. Um 8 Uhr 40 betraten wir die Straßenbahn Richtung Anděl. Bei unserem Glück hatte die Straßenbahn einen Schaden und zwang uns den restlichen Weg zur U-Bahn zu laufen. Als wir dann um 9 Uhr 10 die Schule der Prager erreichten, fuhren wir mit dem Bus Richtung „Böhmisches Paradies“, wo wir um 10 Uhr 58 am Schloss Hrubá Skála ankamen. Dort verließen wir den Bus und machten eine kleine Wanderung durch die Felsenstadt in der Nähe des Schlosses. Die hohen Sandsteinfelsen sind ein beliebtes Übungsfeld für Bergkletterer. Um 11 Uhr 24 fuhren wir zur Ruine Trosky weiter, welche 514 Meter über dem Meeresspiegel steht und von Alex von Humbold als 8. Weltwunder bezeichnet wurde. Die Ruine hat 2 Gipfel, die zum einen „Großmutter“ und zum anderen „Jungfrau“ heißen. Im 14.Jahrhundert wurde die Burg von Herrn Čeněk von Wartenburg im gotischen Stil errichtet. Ihr bekanntester Besitzer war Albrecht von Wallenstein.

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Dalibor ist auch am
Geburtstag unserer Kameramann
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Die "Jungfrau" erklommen!

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Joa mei, Raoul, da legst di nieder!!!


Um 12 Uhr 30 ging es weiter in Richtung Škoda-Werk, wo uns eine nette Angestellte empfing. Das Skoda-Werk besteht aus 2 Hallen, welche insgesamt eine Fläche von 2,5 Quadratkilometer betragen. Einmal gibt es die Technikhalle, in der die Autos gebaut werden und einmal die Motorenhalle, in der Motoren und Getriebe produziert werden. In der Technikhalle werden die Modelle „Octavia“ und „Fabia“ gebaut. Insgesamt laufen ca. 44500 Autos jährlich über das Band. Die größten Abnehmer sind Tschechien, Großbritannien und Deutschland. Škoda ist von 1200 Lieferanten abhängig. Da ausschließlich Just-in-Time produziert wird, gibt es keinen Lagerbetrieb. Alle 2,5 Minuten verlässt ein Auto das Werk. Die Löhne sind unterschiedlich, sie hängen von der Art der Arbeit ab. Die Motorenarbeiter bekommen 550 € im Monat und die technischen Arbeiter bekommen 750 €. Abgesehen davon werden die Frauen und Männer aber auch nach Leistung im Team bezahlt. Das Durchschnittsalter am Fließband beträgt 28 Jahre und in der ganzen Fabrik 39 Jahre. Der jährliche Umsatz beträgt 2,1 Milliarden Kronen.

Die Halle für die Motorenfertigung ist gleichzeitig die größte Halle. Die rund 800 Arbeiter arbeiten in 2 Schichten. Zum Abschluss sahen wir uns 2 Filme über die Geschichte Škodas an und bestaunten verschiedene Modelle im Museum. Alles in allem ein gelungener Tag.

Es verabschieden sich Dalibor Komsic und Sebastian Saitner.

 

 

Nach dem üblichen Tageseinstieg begann unser offizielles Programm heute um 10.00 Uhr bei der Tschechischen Sparkasse. Das Haus in der Ritterstraße wurde am Ende des 19. Jahrhunderts als Resultat der Bemühungen für die Existenz der Prosperität des in Prag vom Jahre 1825 wirkenden Geldinstituts gebaut. Früher befand sich dort ein Gebäude mit Tuchmachergeschäften, welches Kotce genannt wurde. Die Sparkasse wurde Käufer dieses Gebäudes inklusive dem Grundstück. Das Gebäude wurde abgerissen und man erzählt, dass man in dem Grundstück einen Schatz von 200 Goldmünzen gefunden habe, was beweist, dass das der richtige Ort für eine Sparkasse sei. Für den Bau der Sparkasse wurde das Projekt von A. Wiehl und O. Povlika ausgewählt. Der Bau begann 1891 und wurde 1894 fertiggestellt. Die Fassade wurde mit kunstvollen Verzierungen ausgestattet. An der Fassade beteiligten sich die wichtigsten Künstler der damaligen Zeit.

Die Hauptpforte ist aus Eiche und mit 1424 Bronzenägeln beschlagen. Die Stufen des Treppenhauses sind aus Granit geschliffen. Die Ausmaße der Haupthalle betragen 14 m Breite und 23 Meter Länge und 13,5 Meter Höhe. Außergewöhnlich für diese Zeit ist, dass das Haus über eine Art Klimaanlage verfügte. Das Haus ist ein typischer Repräsentant der tschechischen Neurenaissance, es repräsentiert das letzte Werk in diesem Stil vor dem Eintritt des Jugendstils. Die Gruppe besichtigte das Gebäude und führte anschließend mit dem erst 29-jährigen Direktor, Herrn Svoboda, ein Gespräch über die Česká spořitelna und die allgemeine wirtschaftliche Lage und die Zukunft der tschechischen Wirtschaft angesichts des EU Beitritts. Der Direktor lud anschließend die Gruppe in sein privates Büro ein, wo normalerweise nur Kunden Zutritt haben, die Geschäfte ab 5 Millionen tschechischer Kronen abschließen wollen.

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In der tschechischen Sparkasse diskutieren
wir mit dem Direktor, Herrn Svoboda

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Jannik und Sebastian beim Direktor

Dann fuhren wir zum Mittagessen in die Grundschule, von da aus ging es zur Unterkunft. Wir hatten alle unsere Sachen schon gepackt und die Zimmer geräumt, denn nun wurden wir in Gruppen von den tschechischen Schülerinnen mit nach Hause genommen, wo wir die tschechische Gastfreundschaft kennen lernten. Einige trafen sich abends in einer Disco, andere musste über eineinhalb Stunden nach auswärts fahren, um in ihre Familien zu gelangen. Sie feierten dort.

 

Der Samstag begann wie der Freitag aufgehört hatte, nämlich in der Disco. Nach unserem Discoaufenthalt, wo wir wie immer viel Spaß hatten, wurden wir in unseren Gastfamilien untergebracht, die alle verstreut in und um Prag wohnten. Die Begrüßung war freundlich und herzlich und alle wurden von ihren Gastfamilien prima bewirtet. Da die meisten Eltern kein deutsch sprachen, musste man sich mit Händen und Füßen verständigen oder die Prager Schüler übersetzten. Da alle ziemlich platt waren, schliefen alle gut und am nächsten Morgen wartete wieder ein üppiges Frühstück. Danach trafen wir uns alle in Anděl, wo noch die letzten Einkäufe getätigt wurden und die letzten Kronen ausgegeben wurden. Um 14.30 stand der schwere Abschied bevor, der tränenreich ausfiel. Auf der Zugfahrt schliefen die meisten oder beschäftigten sich mit irgendetwas. Während unseres Zwischenstopps in Nürnberg, den wir um eine halbe Stunde verkürzen mussten, weil in Tschechien die Gleise repariert wurden, mussten alle erst einmal etwas essen und sich wieder auf den Euro umstellen. Nach dem Stopp fuhren wir ohne größere Vorkommnisse Richtung Bochum weiter. Das Ziel wurde untypisch für die Bahn nachts um 3.30 Uhr pünktlich erreicht.

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Jannik Held, Daniel Pallasch