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Die diesjährige Konferenz (05.-06.12.2007) unter der Leitung von Dr. Martina Pötschke-Langer, Krebsforschung Heidelberg, in Zusammenarbeit mit dem Aktionsbündnis Nichtrauchen, diente dem Erfahrungsaustausch über bereits vorhandene Maßnahmen zur Verminderung des Tabakkonsums in Deutschland. Länderspezifische Aktionen sollen mit lokalen Aktionen verbunden werden. Fortbildungspunkte bei der Landesärztekammer Baden-Württemberg und der Landespsychotherapeutenkammer Baden-Württemberg waren beantragt. Nicht nur Mediziner, auch auffallend viele Lehrer und Lehrerinnen besuchten die sehr interessanten Workshops und holten sich Anregungen.

Moderation im Plenum: Schutz vor Passivrauchen in Deutschland – aktueller Stand: Dr. Eva Kalbheim und Dr. Uwe Prümel-Phillippsen, Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e. V. Bonn. Referenten: Dr. Jörn Reimann, Forum Rauchfrei der Berliner Verkehrsbetriebe Berlin, Dr. Ralf Franke, Daimler AG, Dr. Henry Stahl, Deutsche Rentenversicherung (Bund), und Prof. Dr. Robert Loddenkemper, Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung von Tuberkulose. Einzelberichte der Länder zum Passivrauchen wurden vorgetragen von Thomas Altgeld, Landesvereinigung f. Gesundheit Niedersachsen und Reinhard Siekemeier, Aktionskreis Stuttgarter Nichtraucher.

 

Frau Dr. Pötschke-Langer, dkfz. Heidelberg, verwies auf den hochgiftigen, lungengängigen, krebserzeugenden Feinstaub im Tabakrauch (u. a. Arsen, Blausäure, Ammoniak, Benzol, Polonium, Hydrazin, Nickel, Blei, Zink, Naphthalin und Kohlenmonoxid) und die Hochrisikogruppe der Gastronomiemitarbeiter und deren weiter bestehendes Risiko. Fazit: Raucherräume sind hochgradige Giftkammern. Empfehlung des WHO-Rahmen-übereinkommens zum Schutz vor Tabakrauch am Arbeitsplatz: „1. 100% rauchfreie Umgebung, keine Lüftungssysteme. Nur durch absolutes Rauchverbot in den Gebäuden ließe sich die Belastung durch Tabakrauch in den Innenräumen auf ein sicheres Maß vor den Gefahren durch Tabakrauch gewährleisten. 2. Umfassender Schutz durch Gesetze – ähnlich wie in den USA. Dort beschloss die oberste Gesundheitsbehörde im Jahre 2006: „Die Einführung rauchfreier Arbeitsplätze ist die einzig wirksame Maßnahme, um die Belastung durch Tabakrauch am Arbeitsplatz zu vermeiden. Luftreinigung oder technischer Luftaustausch können nicht verhindern, dass Nichtraucher Tabakrauch ausgesetzt sind.“ Freiwillig Vereinbarungen seien daher keine akzeptable Schutzmaßnahme. Unter Umständen könne das Prinzip des umfassenden und wirksamen Schutzes erforderlich machen, bestimmte „Quasi-Außenarbeitsplätze“ rauchfrei zu machen, um den Arbeitnehmer vor Gesundheitsgefahren zu schützen. Die Belastung durch Tabakrauch beschneide diese und andere in den Menschenrechten festgesetzten fundamentalen Rechte und Freiheiten des Menschen. Siehe Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Resolution 217 A (III) vom 10.12.1948, Artikel 25. Um diese Rechte zu wahren, bedarf es einer Gesetzgebung, die alle Berufstätigen schützt. 3. Korrekte Einführung und angemessene Umsetzung des Gesetzes. Alle Regierungen – egal ob von einkommensstarken oder einkommensschwachen Ländern – müssen sich darauf einstellen, angemessene Mittel für die Einführung und Umsetzung der Gesetze für eine rauchfreie Umwelt zu investieren. Investitionen in die Tabakkontrolle seien nach Artikel 26 des Rahmenübereinkommens der WHO zur Eindämmung des Tabakgebrauch, siehe[1] eine ausdrückliche Verpflichtung. Die Regierungen sollten auch noch nach der erfolgreichen Einführung, mit Angriffen auf das Gesetz durch Lobbykampagnen der Tabakindustrie sowie Anfechtungsklagen vor Gericht rechnen und daher Maßnahmen ergreifen, um die Nachhaltigkeit des Gesetzes zu sichern. Die 4. Empfehlung: Aufklärung der Öffentlichkeit um die Tabakrauchbelastung in den Privatwohnungen zu reduzieren. Aufklärungsmaßnahmen sollen durchgeführt werden, um die Tabakrauchbelastung in Privatwohnungen zu reduzieren. Dies geschähe im Bewusstsein dessen, dass Gesetze für rauchfreie Arbeitsplätze die Wahrscheinlichkeit dafür erhöhe, dass die Menschen (Raucher und Nichtraucher) ihre Wohnungen freiwillig rauchfrei machten.“ In Kanada berichteten mehr als ein Viertel der Raucher, dass die im Jahr 2000 eingeführten bildlichen Warnsignale sie dazu motivierten, in der Wohnung weniger zu rauchen.

 

Wie schwierig die Tabakentwöhnung bei psychisch belasteten Menschen ist, stellte die Arbeitsgruppe des Universitätsklinikums Tübingen, Moderation: Prof. Dr. Anil Batra. U. a. im Thema: Depressivität und Tabakentwöhnung vor. Danach bestünde bei Kindern und Jugendlichen, die früh mit dem Tabakrauchen begännen, eine erhöhte Gefahr, eine Depression zu bekommen. Gleichzeitig verstärke diese Depression starkes, abhängiges Rauchen. Offensichtlich sei, dass das Nikotin als mildes Antidepressiva genommen würde. Depressive Raucher seien daher weniger motiviert, sich das Rauchen abzugewöhnen als Raucher ohne Depression, wie eine Metaanalayse zu Sucht – Depressionen und Schizophrenie zeige. Fazit: Raucherentwöhnung benötigt sowohl leitliniengerechte Aufklärung und Therapie, als auch Sport und ausgewogene Ernährung – ohne Alkohol. Außerdem sei das Risiko einer vorübergehenden Gewichtszunahme, was häufig zu Rückfällen bei Frauen führe zu „entdramatisieren“. Zudem reagierten Frauen in ihrer Abhängigkeit anders als Männer auf den Rauchstopp. Das Thema: Frauen und Rauchen soll – so die Ankündigung - auf der Jahrestagung der Landesvereinigung für Gesundheit Niedersachsen e. V., 2008  Schwerpunkt der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Sabine Bätzing, sein, da das Rauchen für Frauen ein besonderes Risiko darstellt und viele auch während der Schwangerschaft rauchen. Aufgrund der drastisch angestiegenen rauchbedingten Erkrankungen bei Frauen soll die Tabakprävention und Tabakkontrollpolitik frauenspezifisch ausgerichtet und damit effektiver gestaltet werden.

 

Im Workshop „Rauchfreie Schulen“, Moderation: Jan F. Turner, Deutsche Krebshilfe e. V., Bonn, informierten Heinz Kaufmann, Senatsverwaltung f. Bildung, Wissenschaft u. Forschung, Berlin und Hinnerk Frahm, Koordinationsstelle schulische Suchtvorbeugung (KOSS) über die Entwicklung rauchfreier Schulen. Prof. Dr. Peter Martus, Berlin Charitè – Universitätsklinkum der Humbold-Universität zu Berlin stellte den zahlreich erschienen Pädagogen und Medizinern das Projekt „ohneKippe“, (ein Kooperationsprojekt mit der Thoraxklinik Heidelberg) - vergleichenden Bewertung eines klinischen Tabakpräventionsangebots für Schüler und Schülerinnen vor. Fazit: Das Projekt wird sehr gut angenommen. Wichtig sei, dass die Schulleitung hinter den Projekten stünde und die Lehrer und Lehrerinnen unterstütze.

 

Hierzu stellten im Rahmen der Posterbesichtigung in den Pausen u. a. „Klasse 2000“ und „ohnekippe“ ihre schulische Raucherpräventionsprojekte im Foyer des dkfz vor. Das Berufskolleg für Wirtschaft u. Verwaltung der Stadt Herne informierte auch in diesem Jahr über die Entwicklung ihres Kooperationsprojektes – OPUS – Stadt Herne - „Umwelt-Lunge-Sucht - Organisation eines Lungentages mit Klasse 2000 und Lungensport“ mit außerschulischen Partnern (Dt. Atemwegsliga, AG Lungensport, Dt. Gesellschaft f. Nikotin- und Tabakforschung und Ärztl. Arbeitskreis „Rauchen und Gesundheit“). Dieses regionale Kooperationsprojekt wurde von Prof. Dr. E. Göpel, (Mitglied des Koordinatorenteams Deutsches Netzwerk für betriebliche Gesundheitsförderung/ DNGBF) Fachhochschule Magdeburg-Stendal, Gesundheitsförderung, Sozial- und Gesundheitswesen, zur Sicherung der Nachhaltigkeit, wissenschaftlich betreut und im Jahr 2007 zertifiziert.

 

Im Workshop „Die Wasserpfeife und das neue Risiko“, Moderation, Dr. Jörn Reimann, Berlin, informierte Dr. Svenja Pust, Heidelberg, sehr interessierte Lehrerinnen und Lehrer über „Die Gefahr aus dem Orient“ und verwies auf wissenschaftliche Studienvon Prof. Dr. Wasim Maziak, Center for Community Health, Memphis, USA. Diese bewiesen, dass über den Rauch von Wasserpfeifen größere Schadstoffmengen aufgenommen werden als über filterlose Zigaretten. Das gälte insbesondere für Teer und Kohlenmonoxid und weitere krebsauslösende Substanzen wie Arsen, Chrom und Nickel. Die Nikotinkonzentration steige im Blut bei Wasserpfeifenrauchen stärker an, als nach Zigarettenkonsum. Bei vielen Menschen führe das Shisha-Rauchen zu Müdigkeit, Trägheit und auch zu einem leichten Rausch, da der Rauch viel dichter und schwerer als der einer Zigarette ist und zur Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff führe. Auch hier sei die Frage des Reinheitsgebots des Tabaks erlaubt, zumal ganz offen und werbewirksam Alkohol und Aromastoffe dem Shisha-Tabak beigefügt werden.Fakten zur Rauchmenge: 1 Zigarettenraucher raucht 8 – 12 Züge in 5 – 7 Minuten. Wasserpfeifenraucher ziehen 50 – 200 Züge in 20 – 80 Minuten. Der Teergehalt gegenüber der Zigarette ist 42-fach erhöht, der Nikotingehalt 11-fach.Das bayerische Verbraucherzentrum warnte, dass Wasserpfeifennutzer wesentlich mehr Kohlenmonoxid und 20-mal mehr Teer als der übliche Zigarettenraucher zu sich nehmen. Die Folgen seien COPD, Infekte und Krebserkrankungen. Zudem sei die Infektionsgefahr (TBC), aufgrund der Gruppenbenutzung des Mundstücks erheblich erhöht. Fazit: Der Tabak der Wasserpfeife gehört zum Rauchtabak und ordnete sich damit in die gesetzlichen Bestimmungen der Tabakerzeugnisse ein. Bezogen auf das Jugendschutzgesetz bedeutete das, dass Jugendliche unter 18 Jahren ab dem 01.09.2007 Shisha in der Öffentlichkeit nicht rauchen und keinen solchen Tabak kaufen dürfen. Den Wirten der inzwischen zahlreichen Shisha-Lokale ist aufzuerlegen, auf die Gesundheitsgefahren, die vom Konsum der Wasserpfeife ausgehen, hinzuweisen und den Schutz vor Passivrauchen zu gewährleisten.

 

Hierzu stellte Peter Lang, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln, eine Studie über Rauchen von Wasserpfeifen bei Jugendlichen, Zahlen und Maßnahmen vor. Erstmals wurden im Jahre 2007 telefonisch 3 602 Personen zur Wasserpfeife befragt. Ergebnis: 50 % sind Shisharaucher und- Zigaretten-Nichtraucher und 50 % sind Shisha- und Zigarettenraucher. Schlussfolgerung: Zu 88 % ist den Jugendlichen die Wasserpfeifen bekannt. 11 % der Jugendlichen rauchen Wasserpfeife 1 – 3-mal monatlich, 4 % etwa 4-mal und mehr monatlich, 0,4 % 30-mal und mehr im letzten Monat. Unerklärlich sei, dass Jugendliche Wasserpfeifenrauchen für nicht so gefährlich halten, wie das Passivrauchen. Abgesehen von der Suchtgefahr ist die Feinstoffbelastung in geschlossenen Räumen extrem hoch. Schwindelgefahr und Übelkeit könnten daher aus unterschiedlichen Graden ausgelöst werden. Auffallend sei, dass Shisha-Raucher sich nicht als „Raucher“ bezeichneten. Daher sei weitere Beobachtung dringend erforderlich. Die BZgA wird für 2008 ein Faltblatt entwickeln.

 

Am 2. Tag übernahm im Plenum: Daten zum Rauchen in Deutschland, Prof. Dr. Friedrich Wiebel, Ärztlicher Arbeitskreis Rauchen und Gesundheit e. V. die Moderation. Thomas Lampert, Robert Koch-Institut Berlin, stellte „Neue Ergebnisse aus den Gesundheitssurveys - Zahlen aus der KIGGS-Studie vor. Demnach ist das Rauchverhalten der Kinder und Jugendlichen bis zum 15. Lebensjahr auf den Stand von 1986 zurückgefallen, was bedeute, dass es deutliche Anzeichen dafür gäbe, dass die gesetzlichen Maßnahmen – wie Rauchverbot in der Schule und Erhöhung der Tabaksteuer von Erfolg gekrönt seien und das gesellschaftliche Klima verändert habe. Dennoch läge der Anteil der rauchenden Jugendlichen, die ab dem 15. Lebensjahr bis zum Erreichen des gesetzlich vorgeschriebenen Mindestalters regelmäßig rauchten, bei 17 % der Jungen und 24 % der Mädchen. Auf dem Höchststand bliebe weiterhin der Raucheranteil im Alter zwischen 18 – 49 Jahren, mit 44 % bei den Männern und 38 % bei den Frauen. Auffallend sei, dass insgesamt, sowohl bei den Kindern und Jugendlichen als auch bei den Erwachsenen, der soziale Status, die Bildung und der Schultyp, weniger aber das Einkommen einen Einfluss auf das Rauchverhalten habe. Je niedriger der soziale Status umso höher sei der Raucheranteil. Die NRW-Studie 2002-2006 belegte u. a., dass bei den 13- bis 15-jährigen positive Veränderungen im Rauchverhalten nicht zu verzeichnen seien. Ursache hierfür sei besonders bei den Mädchen schlechte Schulleistungen und sozialer Hintergrund der Elternhäuser.

 

PD Dr. Ludwig Kraus, Institut f. Therapieforschung, München stellte seine Studie zur Tabakabhängigkeit und Trends: Ergebnisse des epidemiologischen Suchtsurveys in den Jahren 2000 - 2006 vor. Es ging u. a. um die Relevanz, Morbidität und Mortalität sowie um die Kosten- und Datenlage und die Konsumprävention junger Erwachsener im Alter von 18 – 29 Jahren. Im Rahmen der Überlebensraten von Rauchern und Nichtrauchern sei bekannt, so Dr. Kraus, dass Raucher 10 Jahre früher als Nichtraucher stürben. Die Kosten durch rauchassoziierte Krankheiten betrugen im Jahre 2003 über 21. Milliarden EURO. Zwischen 2000 – 2006 sei ein auffallender Anstieg der starken Raucher zwischen 18 – 29 Jahren zu verzeichnen. Aktueller Stand: Im Jahre 2006 betrug der Anteil der täglich starken Raucher 70 %. Gescheiterte Aufhörversuche bei den Erwachsenen belegten somit einen starken Kontrollverlust durch Tabakabhängigkeit.

 

Die Moderation im Plenum: Verführung zum Rauchen – Kinder als Zielgruppe – übernahm Prof. Dr. Gerhard Siemon, Donaustauf vom Aktionsbündnis Nichtrauchen. PD. Dr. Reiner Hanewinkel, Institut f. Therapie- und Gesundheitsforschung, Kiel, stellte zum Thema: „Rauchen in Film und Fernsehen: Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche“ Studien von Public Health und Top Control vor. In diesen wurden Rauchervorbilder in Film- und Fernsehen im Jugendalter ermittelt. Public Health zählte neben dem Rauchen, das Handtieren mit Zigaretten durch Personen. Neuseeland legte härtere Kriterien an und zählte auch Zigarettenautomaten, Zigarettenschachteln und Aschenbecher hinzu. Das Ergebnis: Im Jahre 2007 wurde in der BRD, so Public Health, in 45 % geraucht. Top Control fand in Neuseeland nur 25 %, obwohl Neuseeland ein härteres Kriterium genommen und auch Zigarettenautomaten, Zigarettenschachteln und Aschenbecher gezählt hatte. Bezüglich der Vorbildfunktion wies Dr. Hanewinkel darauf hin, dass Brad Pitt z. B. in all seinen Filmen rauchte und präsentierte ein Schreiben der Tabakindustrie, in dem Sylvester Stallone 500.000,00 Dollar dafür angeboten wurde, dass er in einem seiner Filme rauchte. Wie stark der Einfluss dieser Vorbilder ist, ergab eine Umfrage bei den Kindern und Jugendlichen. Fazit: Wer viel Filme gesehen hatte, in denen geraucht wurde, raucht, obwohl die Eltern Nichtraucher sind. Eine weitere Umfrage ergab, dass 27 % der Kinder rauchender Eltern häufiger Filme sehen dürften, die für ihr Alter (Freigabe ab 16 Jahren) nicht geeignet sind. Umso wichtiger sei es, so Hanewinkel, gerade die Produktionen hervorzuheben, die rauchfrei sind. Der Fernsehfilm „Sturm der Liebe“ habe z. B. im Jahre 2007 von der Deutschen Krebshilfe das „Rauchfrei-Siegel“ erhalten. Seit Mai 2007 nähme der amerikanische Kinoverband und Filmprüfstelle das Rauchen mit in den Kriterienkatalog für die Einstufung von Filmen auf. Disney habe angekündigt, in den Filmen auf Rauchen zu verzichten. Vorgeschrieben sei zudem: Antitabakwerbung, die vom Gesundheitsministerium finanziert würde. Sie soll im Kino vor jedem Film gezeigt werden. Zum Thema „Kindermarketing der Zigarettenindustrie und rechtspolitische Empfehlungen“, Tobias Effertz, Universität Hamburg. Er verwies auf eine Studie, nach der Kinder die wichtigste Zielgruppe der Tabakindustrie sei, weil die Wahrscheinlichkeit im Zeitfenster der Pubertät Gewohnheitsraucher zu werden, sehr hoch sei. Ein 20-jähriger Nichtraucher bliebe im allgemeinen Nichtraucher. So wurde allein in den USA im Jahre 2005      13,11 Mrd. US-Dollar für Zigarettenmarketing ausgegeben. Im direkten Vergleich mit Deutschland sei dies das 55-fache, das in Werbung und Promotion investiert wurde und das sei nicht glaubhaft. Daher könnten die deutschen Zahlen nicht stimmen. Unbeachtet sei zudem die Distribution (Zigarettenautomaten, Kioske, Platzierung im Supermark und die „At-the-real-Werbung“), wie z. B. die Wirkung der Bilder. Weitere Beispiele für Promotion seien Gewinnspiele, Eventmarketing (Musikveranstaltungen, Marlbooro-Lounges, Summer-Jobbing und Merchandising-Artikel) als einige der Imagestrategien. Gefordert sei daher, grundsätzliches Verbot von Bildern in der Zigarettenwerbung, Beachtung des Reinheitsgebots für Zigaretten.

 

„Die Verantwortung für rauchende Kinder bei der Zigarettenindustrie einzufordern: Zusatzabgabe erforderlich!“ So die These von Prof. Dr. Michael Adams, Universität Hamburg, Institut f. Recht und Wirtschaft. Jugendschutz durch Steuergeld und Sonderausgabe. Das Zeitfenster der Pubertät sei auch das Zeitfenster der Werbung der Tabakindustrie, in der „Jagd auf Kinder“ gemacht würde. Hohe Gewinne ermöglichten den Zigarettenhersteller fortlaufend milliardenschwere Werbemaßnahmen zur Förderung des Neugeschäfts. Eine Umsatzrendite der Tabakindustrie bis zu  39 % und Eigenkapitalrendite bis zu 54 %, bewiese, dass die Entscheidung der Kinder, Raucher zu werden, die kostspieligste Entscheidung ihres Lebens sei. Ein jugendlicher Raucher bedeute jährlich einen Umsatzwerbewert pro Jugendlichem von 30.000 € - Netto-Bargewinn von 3.600 €. „Wenn die Tabakindustrie dafür Steuern zahlen müsse, würde sie den Kindern die Zigaretten aus den Finger reißen“, so Prof. Adams.

 

Im Plenum: „Die Tabakindustrie auf dem Prüfstand“ modertierte Dr. Thos Kyriss, Klinik Schillerhöhe, Gerlingen. Das Mitglied des Bundestages, der Abgeordnete der SPD, Lothar Binding, Heidelberg, berichtete über den Lobbyismus in der politischen Praxis. Er schickte voraus, dass seine Arbeit, ohne Lobbyisten, die ihm ihre Arbeit vorstellten, gar nicht möglich sei. Die Politik brauche Experten, die Einblicke in ihre Arbeit gäben. Zudem seien die meisten Lobbyisten ehrlich, weil sie für ihre Interessenlage kämpften, zu der sie dann auch stünden. Die stärkste Waffe der Lobbyisten sei allerdings die Zeit. Sie erledigten für den Arbeitskreis die Vorarbeit und bauten Vertrauen auf. Auch seien Gespräche mit den bestens geschulten Managern der Tabakindustrie meist sehr angenehm verlaufen. So angenehm, dass er z. B. bei 10 Vorschlägen der Manager nur voll und ganz zustimmen konnte und dann erst kam beim 11. Male ein Vorschlag, vor dem er Scheu hatte, NEIN zu sagen, obwohl er den Vorschlag ablehnen musste, weil er ihm moralische Bauchschmerzen verursachte. Über den „Einfluss der Tabakindustrie auf führende Arbeitsmediziner“ informierten Dr. Wolfgang Hien, Forschungsbüro f. Arbeit, Gesundheit u. Biographie, Bremen und PD Dr. Uwe Helmert, Universität Bremen. Sie informierten über die schwierige Arbeit der Arbeitsmedizin von Beginn der 70er Jahre an bis heute und zeigten Meilensteine der Entwicklung des Nichtraucherschutzes auf, die vom Bundesverband der Arbeitsmedizin mit dem Arbeitsministerium erarbeitet wurden.

 

Und schlussendlich informierte der ehemalige Gesundheitswissenschaftler und Journalist Dietmar Jazbinsek, Berlin, zum Thema: Verband der Cigarettenindustrie: Nachruf und Ausblick über die fundamentalen Veränderungen der letzten 3 Jahre. Er stellte folgende Fakten in den Raum: 1. Der Absatz der Zigarettenindustrie ist zusammen gebrochen. 2. Der Verband der Tabakfamilie löst sich auf. Doch wer glaubt, die Tabakindustrie sei am Ende, befände sich im Irrtum. Für die Politik bedeute das lediglich, dass sie keinen einheitlichen Ansprechpartner mehr habe. Da die Strategien der Tabakindustrie im Internet stünden, stelle man sich mental auf die neue Situation ein und repariere das Image mit Hilfe von PR-Agenturen und Unternehmensberatern. So z. B. mit Sponsoring und Event-Marketing. In diese Veranstaltungen kämen dann nur noch junge Erwachsene ab 18 Jahren hinein. Ein Lobbyregister über verborgene Strukturen könne Aufschluss geben. Kommentar von Prof. Dr. Adams: „Analysten haben gesehen, dass die US-Presse so gefährlich war, dass die Kurse der Tabakindustrie fielen.“

 

Frau Dr. Pötschke-Langer schloss die Veranstaltung mit dem Hinweis auf die 6. Konferenz WHO-Konferenz am 3. und 4. Dezember 2008.

 

Gerda Cromberg, Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung der Stadt Herne mit Wirtschaftsgymnasium



[1] Artikel 26 sieht vor: „Jede Vertragspartei stellt finanzielle Unterstützung im Hinblick auf ihre innerstaatlichen Tätigkeiten, die zur Verwirklichung des Ziels des Übereinkommens durchgeführt werden sollen, im Einklang mit ihren innerstaatlichen Plänen und Programmen bereit.“ (Quelle: 2007 Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg)

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