Stellvertretender Schulleiter geht nicht mehr Westring

Im Rahmen einer gut zweistündigen Festveranstaltung ist jetzt der Steuermann unseres Berufskollegs, Reinhard Konopka, von Bord gegangen.

Inszeniert wurde der „Einstieg in die Ruhephase der Altersteilzeit“ als großes Scheidungsverfahren, wobei sich alle Beteiligten einig waren, dass eigentlich kein vernünftiger Grund für eine Scheidung vorliege.

So lobte die Schulleiterin, Frau Vormfenne, Herrn Konopka als perfekten Mittler zwischen schulorganisatorischen Notwendigkeiten und den Bedürfnissen von Schülern und Lehrern.

Der Lehrerrat sah auch Keinen Krund, Konopka Kurzfristig Kneifen zu lassen, und machte dies in einem launigen Theaterstück deutlich, dass „zielgruppenadäquat“ ausschließlich aus Wörtern mit dem Anfangsbuchstaben K bestand.

Die mittels neuer Medien eingespielte filmische „Zeugenbefragung“ – Weggefährten aus der Schule, aber auch außerschulische Partner wie Frau Bürgermeisterin Klemczak, der Leiter der Martin-Opitz-Bibliothek, Herr Dr. Tebarth, Kirsten Eink als Vertreterin der Europaunion oder der Schulleiter des Emschertal-Berufskollegs sorgten für ein buntes Potpourri an Erinnerungen und guten Wünschen – half ebenso wenig, eine Scheidung zu rechtfertigen, wie die anschließend präsentierte Statistik aus sicher nicht bierernsten, aber durchweg hochinteressanten Zahlen, die zum Beispiel belegten, dass Herr Konopka allein zwischen Herne und York, einem klassischen Studienfahrtziel unseres Berufskollegs, genug Kilometer zurückgelegt hat, um eine knappe Weltumrundung zu schaffen.

Nachdem all diese Versuche, Motive für eine Scheidung zusammenzutragen, gescheitert waren, ja, nachdem Herr Konopka sogar eine typische Amtshandlung, nämlich der diesjährigen KAFO spontan und unvorbereitet die Abschlusszeugnisse zu übergeben, mit Bravour ausgeführt hatte, blieb nur noch ein letztes Mittel, die Trennung zu vollziehen: Der stellvertretende Schulleiter wurde zu einer Teillehrerkonferenz gebeten, musste also genau dem Gremium Rede und Antwort stehen, dem er Jahre lang selbst vorgesessen hat. Hier allerdings blieb dann nur die von ihm selbst gelegentlich gezogene sprichwörtliche „rote Karte“, so dass Herr Konopka nach einstimmigem Beschluss mit Abschluss des Schuljahres aus der Schule entlassen wird…

Natürlich gebührte ihm selbst das letzte Wort – und so ließ er seine fast vierzig Jahre in Herne noch einmal Revue passieren, wobei deutlich wurde, wie gern er „Westring gegangen“ ist und wie sehr ihm das Europaprofil unserer Schule Herzensangelegenheit war und ist. Die größte Aufgabe allerdings liege jetzt noch vor ihm, jedenfalls wenn er dem englischen Schriftsteller Oscar Wilde glaube: „Nichtstun ist die allerschwierigste Beschäftigung und zugleich diejenige, die am meisten Geist voraussetzt.“

Als kleines Dankeschön für die Ruhe, Geduld, Unterstützung und häufig auch notwendige Kreativität bei der Organisation des Tagesgeschäfts am BK Herne über so viele Jahre wurde Reinhard Konopka am Ende ausgezeichnet mit dem „Lebenswerkoscar für den besten Nebendarsteller aller Zeiten“. Und weil er so leidenschaftlich gern reist, gab es noch einen vom Kollegium erstellten ganz persönlichen und einmaligen Reiseführer und eine echte Reise: Es gibt ja nicht nur York, es gibt ja auch noch New York.

Zum Schluss dieser insgesamt sehr kurzweiligen, bunten und sicher auch emotionalen Abschiedsfeier erhoben sich alle Anwesenden, um, angelehnt an einen Welthit von Sinatra, singend zu bestätigen: He did it his way!

Dabei wurden wir – das darf auf keinen Fall vergessen werden – tatkräftig unterstützt von The Crazy Five, einer grandios guten Bläserformation aus Wittener Jugendlichen, die schon vorher den Saal zum Beben gebracht hatten.