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Veranstaltung im Kulturcafe 1Eine Veranstaltung mit Bürgermeister Erich Leichner im Kulturcafé

Im Hinblick auf das Reformationsjubiläum 2017 haben mehrere Klassen in unterschiedlichen Bildungsgängen des Berufskollegs für Wirtschaft und Verwaltung mit Pfarrer Dr. Horst Hoffmann an einem Projekt zum Thema „Religion und Politik – Staat und Kirche“ gearbeitet.

 

Die Schülerinnen und Schüler diskutierten rechtliche Fragen wie den Gottesbezug in der Verfassung des Landes NRW, erarbeiteten Stellungnahmen aus biographischen Beiträgen einzelner christlicher Politikerinnen und Politiker und setzten sich zu guter Letzt mit Alltagsproblemen auseinander.

Dazu gehörten die Kündigung einer Krankenschwester in einem kirchlichen Krankenhaus, die während des Dienstes ein Kopftuch tragen wollte, das Tragen einer Burka in der öffentlichen Verwaltung, die Sonderrechte kirchlicher Arbeitgeber hinsichtlich Konfession und Lebenswandel ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Frage nach der Kirchensteuer und staatlichen Zahlungen an die Kirchen.

Mit einer gemeinsamen Veranstaltung aller Klassen wurde dieses Projekt am 25. November im Kulturcafé abgeschlossen. Dazu hatte Pfarrer Dr. Horst Hoffmann den Bürgermeister der Stadt Herne, Erich Leichner, eingeladen. Herr Leichner ist sowohl als Sozialsekretär kirchlicher Mitarbeiter als auch langjähriges Ratsmitglied und jetzt Bürgermeister.

Erich LeichnerNach der Begrüßung durch den stellvertretenden Schulleiter Thomas Brechtken und der thematischen Einführung durch Pfarrer Dr. Horst Hoffmann berichtete Erich Leichner von seinem beruflichen Werdegang, der ihn über eine Ausbildung und das Fachabitur zum Studium der Sozialarbeit an der Evangelischen Fachhochschule in Bochum führte. Über den Justizdienst („Arbeit mit den Knackis“) kam er zum Diakonischen Werk und dann zum Dienst als Sozialsekretär in Herne. Um selbst etwas verändern zu können, engagierte er sich in der Kommunalpolitik, in Ausschüssen als sachkundiger Bürger und später als Mitglied im Rat der Stadt Herne.

Anders als in der Vorbereitung, in der die einzelnen Fragehorizonte sehr intensiv theologisch reflektiert wurden, merkten die Schülerinnen und Schüler sehr schnell, dass sie es in Erich Leichner mit einem Pragmatiker zu tun hatten.

Bei der Frage nach dem Gottesbezug in der Verfassung verwies er zum Beispiel schlicht darauf, dass die Mehrheit der Bevölkerung das offensichtlich richtig fände. Wenn man das ändern wolle, müsse man eben entsprechende Mehrheiten finden. Er glaube nicht daran.

Die staatlichen Leistungen an die Kirchen erklärte der Bürgermeister mit Entschädigungszahlungen wegen staatlicher Enteignungen in früheren Zeiten. Hinsichtlich der Kirchensteuer (9% der Steuerschuld) verwies er darauf, dass man in Freikirchen den biblischen Zehnten vom Einkommen zahlen müsse.

Kitzlig wurde es bei den arbeitsrechtlichen Fragestellungen. Die Auskunft, dass man ja vorher wisse, dass man bei der Kirche arbeite, und jedes andere Unternehmen auch loyales Denken und Handeln einfordere, provozierte Widerspruch.    

Deutliche Worte fand der Bürgermeister bei der Frage nach Kopftuch und Burka. Obwohl er keine grundsätzlichen Probleme mit dem Kopftuch habe, reklamierte er doch das Recht kirchlicher Einrichtungen, das Kopftuch im Dienst zu untersagen und ggf. bei Zuwiderhandlung eine Kündigung auszusprechen. Eine freiheitliche Gesellschaft beinhalte „Gesicht zeigen“, postulierte Erich Leichner, weshalb er die Burka in öffentlichen Gebäuden grundsätzlich ablehne, sich aber auch nicht vorstellen könne, dass das in Herne jemand wolle.  

Jenseits aller inhaltlichen Kontroversen betonte der Bürgermeister, dass ihm immer daran gelegen sei, Menschen in konkreten Notlagen zu helfen und das Zusammenleben der Menschen in der Stadt zu verbessern – als Christ und als Politiker.

 

Dr. Horst Hoffmann, Pfarrer am Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung