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Europa meets Berufskolleg - Besuch und Gegenbesuch.

Europa meets Berufskolleg WuV – Besuch und Gegenbesuch

 

 

Das vorläufige Scheitern der Verfassungsverhandlungen Ende des Jahres kann nicht darüber hinweg täuschen, dass die europäische Einigung weit in unser Leben hinein reicht. Dies ist spätestens mit der Einführung der Wirtschafts- und Währungsunion wohl jedem klar geworden. Dass Europa mehr als der (T)Euro ist, konnten mehrere Klassen im November/Dezember erfahren. Dank unseres guten Kontakts zu Herrn Horst Nierle von der Europa-Union gelang es uns, mit zwei Veranstaltungen Europa für uns realer und relevanter zu machen, als dies im Klassenraum möglich ist.

Am 12. November fand an unserer Schule eine Diskussionsrunde statt: Herr Frithjof Schmidt, Journalist und Sozialwissenschaftler, zur Zeit Vorstandsmitglied der europäischen Grünen und Kandidat für das EU-Parlament, Herr Dieter Maaß, SPD, Bundestagsabgeordneter a.D. und Herr Dr. Roland Kirchhoff, Vorsitzender der Herner Europa-Union diskutierten mit Schülerinnen und Schülern aus KAF und GOST. Schüler und Politiker schenkten sich nichts: Kritische Fragen der Schüler, teilweise von Desinteresse, Nicht-Verstehen und der Einstellung durchsetzt, sowieso nichts ändern zu können, da Politik so komplex sei, und Antworten der Politiker, die diese Einstellung oft zu bestätigen schienen, da sie in ihrer Komplexität und Endlosigkeit oft über die Adressaten hinweggingen.

Dennoch: beide Seiten haben dazu gelernt. Zumindest das Feedback der Schülerinnen und Schüler zeigte, dass das jeweilige Vorwissen erweitert wurde und Voreinstellungen angesichts des Engagements beider Seiten überdacht und ggf. revidiert wurden.

Hatten zu diesem Zwischenergebnis „Politiker zum Anfassen“ beigetragen, so führte eine „EU zum Anfassen“ diesen erfolgreichen Weg fort: Wenige Wochen später fuhren KAF M und 11a der GOST mit Herrn Nierle, Herrn Russack und mir nach Brüssel. Allein der Anblick abweisender, martialischer Parlamentsneubauten löste eine lebhafte Diskussion über das Verhältnis der EU zu ihren Bürgerinnen und Bürgern – sprich uns – aus. Wenn gigantische glatte Glasfronten nur den Betrachter widerspiegeln, statt ihm einen Einblick zu gewähren, wo bleiben da Transparenz und Bürgernähe...? Weniger kritisch, aber ebenso kontrovers wurde eine Informations- und Diskussionsrunde in einem „echten“ Sitzungssaal der Europäischen Kommission geführt - standesgemäß aus einem bequemen Sessel und per Mikrofon. Herr Sören Haar von der Generaldirektion Bildung und Kultur der Kommission konnte überzeugen, da er offensichtlich gut vorbereitet war und zweitens unsere Kommunikationsebene traf. Authentisch war auch das Essen in der Parlamentskantine, insbesondere insofern als es die verbreitete Vorstellung von den Privilegien der Politiker zumindest in einem Punkt relativierte...

Dank Herrn Nierle konnten wir auch Atomium, Manneken-Pis, Altstadt mit Weihnachtsmarkt u.a. kundig und passgenau in unsere Tagesfahrt einbauen. Säcke von Brüsseler Pralinen, die auf der Rückfahrt geschlachtet wurden, halfen auch dem letzten Zweifler, sich mit Brüssel zu identifizieren, so dass es nach diesen zwei hochdosierten realen Erfahrungen mit der Europäischen Union in Herne und Brüssel den ein oder anderen doch interessiert, wie es mit der europäischen Verfassung weiter geht...

 

Thorsten Liebelt