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Der voranschreitende Strukturwandel sowie die rasante technische Entwicklung stellen insbesondere Berufskollegs vor höhere Anforderungen. Das Berufskolleg als Teil des Ausbildungssystems muss sich mit Anforderungen wie Qualitätssteigerung beruflichen Lernens, Flexibilisierung der Schulorganisation, Innovationsfähigkeit usw. auseinandersetzen. Einerseits haben die Berufskollegs durch das Berufskolleggesetz und den Ausbildungskonsens einen erhöhten Handlungsspielraum erhalten, andererseits müssen diese jedoch auch die erhöhte Erwartungshaltung aus Politik und Wirtschaft befriedigen. Von den Unternehmen wird vor allem eine hohe Qualität der Leistungen erwartet, während von Seiten der Politik die Erwartung besteht, dass immer mehr Aufgaben des Schulmanagements dezentral wahrgenommen werden sollen.

Ein hilfreiches Mittel zur regelmäßigen und systematischen Überprüfung aller Tätigkeiten und Ergebnisse einer Organisation ist eine Selbstbewertung. Sie erfolgt aufgrund von Fakten statt aufgrund subjektiver Wahrnehmungen und bietet eine Möglichkeit für „Benchmarking“, der systematischen Suche nach guten Ideen und Lösungen, mit dem Ziel, diese auf die eigene Organisation zu übertragen. Deshalb hat sich das Be-rufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung in Herne im letzten Schuljahr entschlossen, mit sechs anderen Berufskollegs aus dem sogenannten „Ziel-2–Gebiet“ am Projekt “Benchmarking in Berufskollegs” teilzunehmen. Das Projekt bietet den Berufskollegs mit den Methoden und In-strumenten des “European Foundation for Quality Management (EFQM)” – zu deutsch: Europäische Gesellschaft für Qualitätsmanagement - eine umfassende Unterstützung zur besseren Bewältigung der anstehenden Aufgaben an. Ziel ist es, eine dauerhaft hohe Qualität aller schulischen Prozesse sicherzustellen und dies sowohl für Schüler und Mitarbeiter, als auch für die Betriebe transparent zu machen.

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Arbeit und Technik (IAT) in Gelsenkirchen und dem Lehrstuhl für Berufs- und Wirtschaftspädagogik der Ruhr-Universität Bochum wurden im Rahmen der Projektarbeit insgesamt 9 472 Schüler, 460 Mitarbeiter und 619 Betriebe schriftlich befragt.
Folgende Kriterien wurden mit Hilfe des EFQM-Ansatzes und auf der Grundlage von 76 Fragen an die Schüler/-innen, 198 Fragen an die Mitarbeiter/-innen und 40 Fragen an die Betriebe untersucht:

  • Führung
  • Politik und Strategie
  • Mitarbeiter
  • Ressourcen
  • Prozesse
  • Kundenbezogene Ergebnisse
  • Mitarbeiterbezogene Ergebnisse
  • Gesellschaftsbezogene Ergebnisse
  • Ergebnisse der Organisation


Die ersten Befragungsergebnisse bestätigen, dass am Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung in Herne bereits auf einem hohen Qualitätsniveau gearbeitet wird. Beispielsweise wird die Unterrichtsqualität von al-len Befragten durchgängig als hoch eingestuft. Bemängelt wird die Aus-stattung, die an vielen Berufskollegs „verbesserungsbedürftig“ sei. Als Verbesserungsbereich wurde ebenso der Informationsfluss zwischen der Schule und den Betrieben identifiziert. Das Berufskolleg will hier noch mehr auf die Betriebe zugehen und mit Informationsmaterialien und auf gemeinsamen Bildungsgangkonferenzen über die erweiterten Möglichkeiten durch das Berufsbildungsgesetz informieren.

Nach Abschluss des Projektes sollen die teilnehmenden Berufskollegs in der Lage sein, die begonnene Arbeit fortzuführen und die Instrumente des Qualitätsmanagements eigenverantwortlich anzuwenden. So versteht sich das Projekt als Hilfe zur Selbsthilfe. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass das Benchmarking-Projekt den beruflichen Schulen in Herne, die Möglichkeit bietet, zu einer „lernenden Organisation“ zu werden. Das bedeutet konkret, dass eine Schule ein Instrumentarium an die Hand bekommt, mit dessen Hilfe es möglich wird, „zu lernen, wo die Stärken und Verbesserungsbereiche der Organisation liegen; zu lernen, was Qualitätsentwicklung für die Organisation bedeutet und auch zu lernen, wie die Organisation im Vergleich zu anderen abschneidet“. Im Rahmen des Benchmarking soll ebenso festgestellt werden, welchen Einfluss Schulentwicklung und Qualitätsverbesserung unter besonderer Berücksichtigung der Verbesserung des Unterrichtsprozesses und des Ausbildungsdialoges auf die Wertschätzung der beruflichen Bildung hat.

Heribert Gathmann, OStD (Schulleiter)
Udo Pollmann, StD (Koordinator Qualitätsentwicklung)

Stand: Februar 2001