Aller guten Dinge sind drei? Wer am 21. November 2013 bei der diesjährigen Abschlussveranstaltung des Gründerwettbewerbs Start-up at school in der Herner Filmwelt war, weiß warum diese Aussage revidiert werden muss. Bereits zum vierten Mal in Folge präsentierten junge innovative Köpfe der Fachoberschule Klasse 13 einer hochkarätigen Jury aus Politik und Wirtschaft ihre Firmengründungsideen in den Bereichen Dienstleistung und Handel. Bis zu diesem Termin hatten die vier beteiligten Schülerteams bereits eine ganze Menge Arbeit in die Ausarbeitung ihrer Businesspläne und Abschlusspräsentationen gesteckt, welche sie auf der Grundlage zahlreicher Unternehmensbesuche und Expertengespräche zu Themen wie Gründung, Marketing, Versicherungs- und Rechtswesen sowie Steuern, Unternehmensformen etc., mit dem notwendigen Hintergrundwissen erarbeiten konnten. Sogar die Simulation einer Finanzierungsanfrage bei der Herner Sparkasse gehörte im Vorfeld zu den realistischen „Gründerhürden", die bei diesem Wettbewerb für Realitätsnähe sorgten.
Alle vier Teams hatten sich bereits mächtig ins Zeug gelegt und die Businesspläne und Werbespots für ihre Produkte erstellt, welche zu 50 % in die Bewertung der Gesamtleistung einflossen und fieberten nun aufgeregt der Präsentation des Geschäftsvorhabens bei der Abschlussveranstaltung entgegen, die mit weiteren 50 % nun zur endgültigen Ermittlung des Siegerteams beitragen sollte.
Zwei Lehrkräfte des Berufskollegs für Wirtschaft und Verwaltung führten abwechslungsreich durch die Veranstaltung: Christopher Wulff und Katja Schmitz, die durch ihre unterhaltsamen Anmoderationen nicht nur der Jury und den zahlreiche erschienenen Klassen, die als Zuschauer das Kino füllten, eine kurzweilige Zeit bereiteten, sondern vielleicht sogar zusätzlich dem ein oder anderem Teammitglied durch die lockere Stimmung ein wenig die Aufregung nehmen konnten.
Bevor die Schülerteams jedoch an der Reihe waren, kamen zunächst einige Jurymitglieder bzw. Gastredner zu Wort. So bedankte sich z.B. Oberbürgermeister Horst Schiereck in seinem Grußwort zunächst einmal bei allen Beteiligten, die das Kooperationsprojekt ermöglicht hatten und die Schülerteams in den letzten drei Monaten so intensiv betreut hatten. Staatssekretär Dr. Günther Horzetzky ging auf die besondere Bedeutung eines solchen Projektes ein, die darin liegt, Menschen für die Selbstständigkeit zu gewinnen und bereits frühzeitig Eigenschaften und Fähigkeiten zu fördern, die für eine Selbstständigkeit wichtig sind, wie z.B. soziale Kompetenzen aber auch aufzuzeigen, wie viel Arbeit und Zeitaufwand dahinter stecken können.
Schulleiterin Elke Vormfenne wies in ihrer Projektvorstellung auf die Einzigartigkeit dieses Projekts hin und machte den Schülerinnen und Schülern so deutlich, dass die Möglichkeit in kürzester Zeit mit so vielen verschiedenen Einrichtungen zu kooperieren und solch geballte Expertengespräche zum Thema Gründung führen zu können, eine besondere Chance für den eigenen beruflichen Werdegang darstellen, denn selbst wenn es nur ein Siegerteam geben konnte, so hatten doch alle Teilnehmer bereits durch den Zugewinn an Kompetenzen Wettbewerbsvorteile für Neustart in die Arbeitswelt nach Besuch der FOS Klasse 13 geschaffen. Ihren besonderen Dank richtete Frau Vormfenne in diesem Zusammenhang dabei an die Stadt Herne und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Herne, die zusammen mit dem Berufskolleg die Projektträger für den Gründungswettbewerb sind und gab dann mit den Worten „Start Up", den Startschuss für die Präsentationen.
Den Anfang machte die Gruppe ANP GbR, bestehend aus Abenda Applah, Perly Malayil und Natascha Onwuli. Ihre Gründungsidee beruhte auf einem Bedürfnis, das viele Menschen in der heutigen, oft stressigen Arbeitswelt haben: dem Bedürfnis nach Entspannung und innerer Befreiung - auf indisch: Moksha. Diese sollte durch Ayurveda Behandlungen mit fachlich ausbildeten Ärzten und original indischen Ölen durchgeführt werden und sowohl Körper als auch Seele vom Stress erlösen, was besonders durch den Trailer deutlich wurde, in dem ein arg belasteter Lehrer von seinem Kollegen einen Gutschein für eine solche Behandlung geschenkt bekommt und dadurch sichtlich aufblüht und sich mit erneuerter Lebensenergie dem Alltag zuwenden kann.
Team 2, bestehend aus Ricarda Dohle, Marvin Grzella, Sebastian Mißfelder und David Winter, richtete den Fokus auf ein weiteres menschliches Grundbedürfnis. Sie wollten eine „Brötchen-Bestell-App" entwickeln (BÄPP), die in Kooperation mit einer Bäckerei, dem Nutzer die Möglichkeit gibt, Brötchen per Handy vorzubestellen und in der nächstgelegenen Filiale zurücklegen zu lassen. Auch hier wurde die Nützlichkeit einer solchen Dienstleistung im Werbespot sehr deutlich anhand einer „typischen" Situation in der Schule dargestellt: kurze Pause – 2 Möglichkeiten, entweder ein stressiger Sprint zum Bäcker mit anschließendem Schlange stehen oder entspanntes Abholen des per Handy vorbestellten Brötchens. Na, da muss man doch nicht lange überlegen, oder?
Wer schön sein will muss leiden? Damit wollte das dritte Team, La Belle, bestehend aus Vildan Killic, Jessica Kowollik und Franziska de Waal endlich Schluss machen und schickte die innovative Kombination von orthopädischen Schuhen und High Heels in Rennen. Durch Abdrücke der Füße sollte die sonst von schmerzenden Füßen geplagte High-Heel Trägerin, demnächst keine Probleme mehr haben und, wie der Firmenname schon vermuten lässt, dennoch schöne Schuhe tragen können. Eine Idee, die auch der Moderatorin sehr entgegenkam. Im Werbespot legte diese Gruppe den Fokus auf die verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten des Schuhwerks, wobei auch der besondere Tragekomfort deutlich wurde.
Das letzte Team namens Rollatorwerkstatt hatte eine komplett andere Zielgruppe im Auge, auch wenn diese wahrscheinlich ebenfalls der bisherige Hauptabnehmer von orthopädischem Schuhwerk ist. Die vier Teammitglieder Angelika Göke, Alina Gresch, Nadine Harder und Jana Lippai identifizierten die bisher auf dem Markt erhältlichen Rollator Ausführungen als unzureichend und entwickelten Zusatzprodukte, die sie sicherer und einfacher in der Handhabung machen sollten, wie z.B. eine Kippvorrichtung, die das Erklimmen von Bürgersteigen vereinfachen soll oder Sicherheitsfolien, die die in ihrer Bewegung eingeschränkten Rollatornutzer im Straßenverkehr besser erkennbar machen sollen. Auch diese Gruppe wählte für den Werbespot die Gegenüberstellung eines herkömmlichen Rollators mit dem „getunten" Produkt der Rollatorwerktstatt, um die verbesserten Produkteigenschaften im Alltagstest herauszustellen.
Nach einer kurzen Interviewrunde mit allen Schülerteams, welche die Jury, bestehend aus Staatssekretär Dr. Günther Horzetsky, Oberbürgermeister Horst Schiereck, Schulleiterin Elke Vormfenne, Michael Ulrich, Leiter der Firmenkunden der Herner Sparkasse und Dr. Joachim Grollmann, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Herne nutzte, um sich kurz zur Abschlussbewertung zurückzuziehen, konnte dann auch schon das Endergebnis vorgestellt werden.
Anhand der Vorführung einer Fortbewegungsart mit einem Hilfsmittel, mussten keine großen Worte mehr gemacht werden: Sieger war die Gruppe Rollatorwerkstatt. Diese freute sich natürlich riesig und bekam nun unter großem Applaus die verdiente Siegerprämie in Form einer Urkunde und des von der Sparkasse gesponsorten Geldpreises überreicht. Aber auch die restlichen Teams wurden erneut auf die Bühne gebeten, um ebenfalls Teilnahmeurkunden und das ein oder andere aufmunternde Wort der Jury zu erhalten.
Insgesamt war auch die vierte Ausgabe des Gründungswettbewerbs wieder sehr spannend und interessant und wir sind sicher, dass in den kommenden Jahren noch viel mehr gute Dinge kommen.
Foto: Arne Pöhnert Foto: Arne Pöhnert Foto: Arne Pöhnert
Kristina Peters