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RenoM_besucht_JVA_Bochum
Montag, 27.06.2011, 09:45 Uhr Ortszeit, Bochum. Wir, die Klasse RenoM, hatten auf diesen Tag gewartet. Wir würden im Rahmen des Politikunterrichts gemeinsam mit Herrn Wiering die Justizvollzugsanstalt Bochum besuchen. Die Besichtigung startete um 10:00 Uhr, als uns das große Kontrolltor der JVA geöffnet wurde. Ein netter Justizvollzugsbeamter begrüßte uns und sammelte als ersten kleinen Schock sofort sämtliche Handys ein. Schließlich sei das eine der besten Währungen in der JVA.

RenoM_besucht_JVA_Bochum
Montag, 27.06.2011, 09:45 Uhr Ortszeit, Bochum. Wir, die Klasse RenoM, hatten auf diesen Tag gewartet. Wir würden im Rahmen des Politikunterrichts gemeinsam mit Herrn Wiering die Justizvollzugsanstalt Bochum besuchen. Die Besichtigung startete um 10:00 Uhr, als uns das große Kontrolltor der JVA geöffnet wurde. Ein netter Justizvollzugsbeamter begrüßte uns und sammelte als ersten kleinen Schock sofort sämtliche Handys ein. Schließlich sei das eine der besten Währungen in der JVA.

Nach einigen interessanten Informationen rund um das Gefängnis mit über 800 Insassen und verschiedenen Trakten  begannen wir „Hühner“ (wie wir von den ausschließlich männlichen Gefangenen genannt werden) unseren Rundgang in der sogenannten Pflegestation, in der sich die Insassen befinden, die aufgrund körperlicher Beschwerden nicht am regulären Gefangenenalltag teilnehmen können (z. B. Rollstuhlfahrer).  Dieser Trakt ist mit „extra großen“ Zellen (Man überlege: Ganze 11 qm groß) ausgestattet.

Danach überquerten wir den Innenhof mit seinen Sportanlagen und betraten das älteste Haftgebäude der JVA, das im Jahr 1897 in Betrieb genommen wurde. Hier sind die Zellen dann lediglich ca. 8 qm groß. Jeder Insasse bekommt eine Arbeit zugeteilt, vom Säubern der Duschräume über die Essensausgabe bis hin zu Arbeiten in externen Unternehmen, die ihre Produktion in der JVA angesiedelt haben. Die Arbeitsstelle ist an der Zellentür vermerkt, genau wie die Information darüber, was der Insasse zu essen bekommt. Auf jeden Typ, ob nun cholesterinarm, diabetisch, vegetarisch, wird Rücksicht genommen.

Der Alltag der Insassen sieht wie folgt aus: Sie werden morgens gegen halb sechs geweckt, bekommen in ihren Zellen Frühstück, gehen dann zur Arbeit um gegen 12 wieder in ihren Zellen Mittag zu essen und dann bis um 15:30 Uhr zu arbeiten. Sie haben am Tag eine „Freistunde“ in der sie sich mit Sport etc. beschäftigen können.

Am Wochenende sieht dies etwas anders aus. Da haben sie vormittags frei und müssen sich selbst beschäftigen, mittags wird ihnen das Mittagessen zusammen mit dem Abendbrot in die Zelle gebracht und diese dann abgeschlossen.

Für die Arbeit, die die Insassen leisten, werden sie entsprechend entlohnt mit zwischen 7 -13 € am Tag. Der „Lohn“ wir aufgeteilt, so dass ein Teil auf eine Art Konto fließt, dessen Betrag dem Insassen bei seiner Entlassung aufgezahlt wird, um ihm einen Einstieg ins Leben zu ermöglichen. Der restliche Teil steht ihm zur freien Verfügung. Er kann damit auf der einen Seite Zigaretten, Kaffee und sonstige (natürlich legale) Genussmittel kaufen, aber auch das Geld ansparen und größere Elektroartikel erwerben. Die einzige Einschränkung hierbei besteht, es darf keine Verbindung für den Insassen nach draußen haben, also Fernseher, Spielekonsolen, Kaffeemaschinen usw. sind erlaubt.

Während der Besichtigung der Zellen hatten wir die Möglichkeit mit einem Insassen zu sprechen, der offen, wenn auch verzerrt, über den JVA-Alltag gesprochen hat. Glaubhaft hat er geschildert, dass die Welt dort eine eigene ist, mit eigenen Regeln und je härter man ist (sowohl physisch als auch psychisch), desto höher steht man in der Hierarchie. Doch trotz seiner vernünftigen Art dies mitzuteilen, merkte man doch, wie sehr er in dieser Welt lebt und diese Regeln und Strukturen als normal ansieht und sie als Konsequenz auch auslebt. Frei nach dem Motto „Bist du nicht willig, so brauch` ich Gewalt – wenn auch nur seelische Grausamkeit“.

Abschließend haben wir die Sporthalle besichtigt, in der neben Sport auch verschiedene Veranstaltungen angeboten werden. Von Gruppensitzungen mit Psychologen und Sozialarbeitern bis hin zu Weihnachtsfeiern für Familien. Zusätzlich hat die JVA eine Kirche, in der sowohl evangelische als auch katholische Gottesdienste veranstaltet werden.

Es stehen weiterhin Einrichtungen wie eine Apotheke und eine Bibliothek zur Verfügung.  Alles umgeben von einer hohen Mauer mit Aussichtstürmen in regelmäßigen Abständen, die rund um die Uhr mit bewaffneten JVA-Beamten besetzt sind. Wohl gemerkt sind dies in der Regel die Einzigen, die auf diesem Gelände bewaffnet sind.

Mein Fazit aus diesem Besuch ist zwei geteilt in jeder Hinsicht. Auf der einen Seite war ich überrascht, wie viel Freiheiten die Insassen doch haben, wenn man mal von dem natürlich wichtigen Punkt absieht, dass sie auf einem Gelände eingeschlossen sind. Aber die Freiheiten, von elektronischen Schnick-Schnack  bis hin zu dem immensen Sportangebot fand ich doch sehr groß, wenn man bedenkt, dass sie eine Strafe abzusitzen haben.

Andererseits ist es natürlich die größte Strafe überhaupt in eine 8 qm große Zelle Jahre lang eingesperrt zu sein und alle Insassen müssen sich ihren „Luxus“ auch erarbeiten.

Also eine eigene Welt mit eigenen Gesetzen, deren Änderung genauso lange dauert wie in unserer Politik und auch nicht zwangsläufig zum gewünschten Ergebnis von Resozialisierung bringt.

Autorin: Joelle Wolf