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Roland Schreyer am MBK 05122233 Jahre Mauerfall: Der Zeitzeuge Roland Schreyer nahm Schüler*innen des Mulvany Berufskollegs mit auf seine Flucht aus der DDR in die BRD.

Dass Deutschland nicht ein Land, sondern durch eine Mauer zweigeteilt und völlig unterschiedlich – nicht nur farblich – war, ist zwar bereits über 33 Jahre her und damit für die meisten der Schüler*innen des Mulvany Berufskollegs (MBK) weit weg von ihrer eigenen Lebenswelt, aber Roland Schreyer hat drei Klassen mit auf eine Zeitreise genommen und mit ihnen seine eigene sowie die dramatische Flucht seiner Familie aus erster Hand geteilt.

 

In bewegenden Bildern, Erklärungen und Erzählungen ließ der Zeitzeuge die MBK-Schüler*innen nachfühlen, wie es war, in einem Land zu leben, in dem kritische Fragen und Antworten nicht erwünscht waren, die zu starken Repressalien führten und ihn schließlich in die Flucht ohne seine Familie trieben.

Schreyer, der in Sachsen-Anhalt in direkter Nähe zur innerdeutschen Grenze aufwuchs, studierte nach seinem Wehrdienst und einer Tätigkeit als zivilangestellter Elektriker bei den DDR-Grenztruppen Pädagogik. Schnell bemerkte er, dass die Jugendlichen, die er in der Berufsausbildung als Pädagoge betreute, die gleichen kritischen Fragen und Antworten hatten, wie er selbst. Seine Aufgabe war es, diese Fragen systemkonform zu beantworten, was ihm zunehmend schwerer fiel und schließlich zu schweren Konflikten mit „dem System“ führte. Er beschloss, in die Bundesrepublik zu flüchten. Im Februar 1988 fuhr Schreyer in Absprache mit seiner Frau zunächst nur alleine zu einem Besuch zu seinen Verwandten, die im Ruhrgebiet lebten. Aber ihm und seiner Frau war klar, dass er nicht von diesem „Besuch“ zurückkommen würde, sondern im Westen bleiben und ein neues Zuhause für sich, seine Frau und ihre gemeinsame Tochter aufbauen wollte. Der Plan war, dass Schreyers Frau und Tochter möglichst schnell für eine sog. „Familienzusammenführung“ nachkommen würden.

Roland Schreyer am MBK 2 051222Schon einen Monat nach Schreyers Ausreise stellte auch seine Frau einen Ausreiseantrag für sich und ihre Tochter, doch statt der erhofften Genehmigung musste die Frau wöchentlich zum Verhör durch das MfS (Ministerium für Staatssicherheit) und die Tochter musste sich täglich in der Schule für den Vater rechtfertigen und wurde durch die Lehrerin gemobbt. Die Lage für die Familie war so aussichtslos, dass sich Roland Schreyer schließlich entschloss, seine Familie auf eigene Faust in die Freiheit zu sich nach Westdeutschland zu holen. Mutig entwickelte er einen ausgeklügelten Fluchtplan für seine Frau, seine Tochter und auch seinen Vater, den er im Juni 1988 an der innerdeutschen Grenze Marienborn-Helmstedt umsetzte.

Das war mit großen Gefahren verbunden, denn die Grenzen der DDR waren besonders gesichert: „Da ging es von abgerichteten Hunden, über Minen und Selbstschussanlagen bis hin zu den schussbereiten Grenzsoldaten“, erklärte Roland Schreyer den gespannt lauschenden MBK-Schüler*innen und weiter: „Doch die größte Gefahr war es, gefasst zu werden, denn wer bei einem Fluchtversuch aus der DDR entdeckt wurde, musste ins Gefängnis und die Kinder der sog. Republikflüchtlinge kamen ins Heim.“
„Hätten Sie die Flucht auch durchgeführt, wenn Sie gewusst hätten, dass die Mauer kurze Zeit später fallen würde?“, fragte ein beeindruckter MBK-Schüler den Zeitzeugen.
„Nein, dafür waren die Gefahren einfach zu groß“, war sich Roland Schreyer sicher.

Für die Schreyers ging die Flucht gut aus und alle sind wohlbehalten im Westen angekommen – doch das war leider nicht bei allen Fluchtversuchen so: Laut offiziellen Zahlen wurden mehr als 600 DDR-Flüchtlinge zwischen 1961 und 1989 von Grenzsoldaten der DDR erschossen oder starben bei Fluchtversuchen.

Wie es an der Berliner Mauer und der innerdeutschen Grenze aussah, konnten die MBK-Schüler*innen nicht nur bei den Erklärungen und Bildern von Roland Schreyer eindrucksvoll erfahren, sondern auch in einer Ausstellung sehen und bei Dokumentationen in Videos erleben. Das KULTURcafé des Mulvany Berufskollegs hat den gesamten Themenkomplex des Mauerfalls, der sich in diesem November zum 33. Mal gejährt hat, aufwändig für die MBK-Schüler*innen aufbereitet und erfahrbar gemacht.

So sind zwei eigentlich sehr unterschiedliche und ferne Lebenswelten doch nah zusammengekommen und die Jugendlichen verstanden plötzlich, warum es für Roland Schreyer „…auf einmal so bunt war“ im Westen Deutschlands: In der DDR gab es nämlich die ganze, bunte Reklame nicht, die schon in den 1980-er Jahren in der BRD alltäglich war – mit all ihren Vor- und Nachteilen.

Text: Katrin Kurlbaum
Bilder: Martin Schröder

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