Herne, November ´25. Das KULTURcafé setzte auch in diesem Jahr während der „Orange Week“ ein deutliches Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Im Mittelpunkt standen die Themen Zwangsheirat und der Umgang mit toxischen Beziehungen. Neben einer Ausstellung und begleitenden Materialien für Fachlehrkräfte wurde eine Autorinnenlesung mit Fatma Sonja Bläser organisiert.
Fatma Sonja Bläser las Passagen aus ihrem autobiografischen Buch „Hennamond – Mein Leben zwischen zwei Welten“. Eindrücklich schilderte sie Gewalterfahrungen aus ihrer Kindheit im familiären Kontext. Während die Eltern in Deutschland arbeiteten, wurden die Kinder in die Obhut der Großfamilie gegeben – ein vermeintlicher Schutz, der jedoch ...
...von Kontrolle und Gewalt geprägt war. Bläser berichtete zudem von einem erschütternden Erlebnis in ihrem ostanatolischen Heimatdorf und einem Frauenbild, das die Frau als Besitz des Mannes definiert.
Als Jugendliche wurde sie gezwungen, ein Kopftuch zu tragen, um die „Ehre“ der Familie nicht zu gefährden. Mit 18 Jahren sollte sie in Deutschland zwangsverheiratet werden – sie floh, um ein selbstbestimmtes Leben aufzubauen und dem Netz aus Gewalt und Kontrolle zu entkommen.
Trotz der Spannungsfelder zwischen familiärem Zusammenhalt und patriarchalen Machtstrukturen gelang es Bläser, ihren eigenen Weg zu gehen. Heute engagiert sie sich im Verein Hennamond e. V., der Frauen in vergleichbaren Situationen unterstützt.
Zentrale Botschaften des Vortrags
• Sie stehe stellvertretend für viele Frauen – und auch Männer –, die innerhalb der Familie Gewalt erfahren, aber (noch) nicht den Mut haben, darüber zu sprechen.
• Der Begriff der „Familienehre“ müsse neu gedacht werden: Frauen sind eigenständige Menschen, nicht Besitz von Mann oder Familie.
• Männer sollten ihr Verhalten reflektieren und Beziehungen neu denken, um den Kreislauf familiärer Gewalt zu durchbrechen.
• Glauben und Vernunft schließen sich nicht aus – alle Menschen sind mit Verstand ausgestattet und tragen Verantwortung für ein respektvolles Miteinander.
Unsere Schülerinnen und Schüler waren sichtlich bewegt nach dem Vortrag und dem anschließenden Gespräch.
Dank und Unterstützung
Ermöglicht wurde die Veranstaltung des KULTURcafés im Rahmen der „Orange Week“ durch das gemeinsame Projekt „Youth for Equality“ der Gleichstellungsstelle der Stadt Herne, HennaMond e. V. und der Beratungsstelle Schattenlicht e. V. - gefördert mit Unterstützung der Alfred-Krupp-Stiftung. Unser Dank gilt allen Beteiligten für ihr Engagement und den wichtigen Beitrag zur Sensibilisierung unserer Schulgemeinschaft.
Text und Bilder: Mirjam Kaltegärtner für das KULTURcafé











