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10. Punkt: Akademie Mont-Cenis - Von der Zeche zur Akademie:

Die neue Mitte Sodingens


Originalgroesse
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Mont-Cenis 1954, Schächte I und III
Foto: Stadt Herne

Mont-Cenis 1980
Foto: Stadt Herne

 

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Protegohaube (Entgasungsrohr mit Ventil) des Schachtes I und Akademie
Foto: E. Wührl (10/1999)

 

1871 Josef Monin aus Marseille und Franz August Vivier aus Lyon kauften 5 Grubenfelder in Sodingen zum Preis von 450.000 Mark. Niederbringung des Schachtes I, der nach 190 m Teufe auf die schwer abzubauende Gaskohle stieß. Erst 1907 konnte mit dem Aufschluss der 4. Sohle die leichter abzubauende und wertvollere Fettkohle gewonnen werden.
1872 Gründung der Gewerkschaft der Steinkohlenzeche "Mont-Cenis" im Jahre 1872. Namensgebung in Erinnerung an die Eröffnung eines 13 km langen Tunnels durch den Col du Mont-Cenis in den Alpen am 17. September 1871. Maßgebliche Beteiligung französisches Kapitals bei der Gründung der Zeche.
1875 Förderaufnahme
1890-1900 Vervierfachung der Steinkohlenförderung; Einwohnerzahl in Sodingen von 990 auf 4037 gestiegen
1893 Einrichtung einer Kohlenwäsche
1897 13. Oktober: Baugenehmigung für die Direktorenvilla an der heutigen Mont-Cenis-Str. 346
1897 Mit der Inbetriebnahme des Schachtes 2 beginnt der wirtschaftliche Aufschwung.

 

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Oben:Schacht II (1897) an der Mont-Cenis-Straße; gegenüber die Direktorenvilla (Baugenehmigung 1896) und die sich anschließenden Steigerhäuser
Unten:Die Direktorenvilla an der Mont-Cenis-Straße 346 im Jahre 1999
Fotos: E. Wührl (10/1999)
(andere Direktorenvillen s. Punkt 16 HERNE)

 

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Steigerhäuser an der Mont-Cenis-Straße
Foto: E. Wührl (10/1999)

 

1905 Inbetriebnahme der Kokerei
1907 Fertigstellung des Verwaltungsgebäudes an der Mont-Cenis-Straße / Händelstraße
1920 Wohnungsbesitz der Zeche bei 1750 Einheiten
1921 20.06.: Kohlenstaubexplosion beim Sprengen (85 Tote)
1926 Explosion auf der Kokerei (5 Tote)
1928 Eingemeindung Sodingens nach Herne
1929 Die Zeche erreicht die höchste Fördermenge mit 1.145.272 Tonnen Steinkohle bei einer Belegschaft von 3.987.
1931 19.10.: Schlagwetterexplosion (17 Tote)
1935 4.10.: Schlagwetterexplosion (6 Tote)
1939

Errichtung zweier Gedenkstätten mit gleichem Wortlaut auf den Friedhöfen Widumer Str. für 32 Bergleute und auf dem Friedhof von Holthausen (Friedhofstr.) für 69 Bergleute:
Dem Gedächtnis ihrer auf dem Felde gebliebenen Arbeitskameraden gewidmet im Jahre 1939

Gewerkschaft der Steinkohlenzeche Mont-Cenis.

1963 16.04: Fördereinstellung auf den Schächten 1/3, Kohlen untertage nach Constantin der Große 6/7; Stilllegung Aufbereitung 1/3
1965 22.06.: Schlagwetterexplosion und Grubenbrand (9Tote); An der Gedenkstätte von 1939 auf dem Holthausener Friedhof wird eine gusseiserne Platte mit 9 Namen verunglückter Bergleute und mit folgendem Text hinzugefügt:
Den Toten des Grubenunglücks Mont-Cenis am 22. Juli 1965 zum Gedenken.
1966 Verbund mit der Zeche Hannibal, Förderung untertage nach Hannibal
1970 Tieferteufen Schacht 1 von 1180 m bis 1322,80 m
1972 Durchschlag Bandberg von 1300 m Sohle mit Friedrich der Große
1973 1.4.: Übernahme durch benachbarte Zeche Friedrich der Große (Punkt 13 HERNE);
1975 Rekordergebnis von über 1 Mio. Tonnen geförderter Kohle;
1978 Schließung der Zechen "Mont-Cenis" und "Friedrich der Große"; Sodingen verliert seinen wirtschaftlichen, funktionalen und städtebaulichen Mittelpunkt.

 

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Verwaltungsgebäude der Zeche Mont-Cenis von 1907 an der Mont-Cenis-Straße / Händelstraße
Fotos: E. Wührl (10/1999)
 

 

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Mietshäuser für polnische Bergarbeiter vor dem 1. Weltkrieg und türkische Arbeitsemigranten heute in der Uhlandstraße
Foto: E. Wührl (6/1975)

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Harte Arbeit untertage: gefährlich, staubig, heiß (1955)
Foto: Stadt Herne

 

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Beerdigung der Verunglückten der Zeche Mont-Cenis am 24.06.1921
Foto: Stadt Herne

 

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Belegschaft von 1910
Foto: Stadt Herne

 

Jahr Belegschaft Förderung Wohnungen Einwohner in Sodingen
1875 145 8.178 t --- ---
1880 415 96.455 t --- 485
1885 491 129.461 t --- ---
1890 656 177.213 t --- 990
1895 995 256.650 t 155 ---
1900 2.389 715.175 t 522 4.037

(Rohman, P.: Entwickung von Herne - vom Urkataster bis heute. Herne 1975)

 

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Der Übersichtsplan zeigt die zwei Standorte der Schachtanlage Mont-Cenis: links die Nord-Süd-verlaufende Hauptschachtanlage mit den Schächten I/III sowie mit der Kokerei, der Benzol- und Amoniakfabrik; im Osten, ebenfalls an der Mont-Cenis-Straße, der Schacht II mit der gegenüberliegenden Direktorenvilla und den Steigerhäusern.

Quelle: Übersichtsplan des Amtes Sodingen, Landkreis Dortmund,1925 (Ausschnitt)

 

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Quelle: Stadt Herne

 

Die Zeit zwischen Stilllegung und Neuanfang
(1978 - 1990) und die IBA Emscher Park (1989 - 1999)


· Erst stirbt die Zeche, dann der Stadtteil: Verarmung
· Unsicherheit beim Umgang mit den Altlasten auf dem ehem. Zechengelände
· Der Plan eines großen Einkaufszentrums schreckt die Nachbarstadt Castrop.
· Abwanderung der deutschen Bevölkerung und Zuwanderung der türkischen (Substitution)
· Neue Ideen braucht das Land: Die IBA Emscher Park (1989 -1999)

 

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Foto: Stadtarchiv

Schrägbildaufnahme der Zeche Mont-Cenis und der angrenzenden Wohnbebauung aus dem Jahr 1968. Im Vordergrund verläuft die Kirchstraße mit der katholischen Kirche St. Peter und Paul und dem dahinter liegenden Friedhof an der Widumer Straße.

 

Die Architektur der Akademie

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Foto: E. Wührl (10/1999)

 

Das neue Stadtteilzentrum mit der Akademie

Nach der Stilllegung der Zeche Friedrich der Große/Mont-Cenis im Jahre 1978 lag das Zechengelände brach. Der Stadtteil Sodingen verlor mit der Zeche seinen wirtschaftlichen und städtebaulichen Mittelpunkt. Eine schnelle neue Nutzung des Geländes war nicht möglich, da der Umgang mit Altlasten, die von der Kokerei und der Benzol- bzw. Amoniakfabrik her stammten, gesetzlich noch nicht geregelt war; auch stieß der Plan, ein großes Einkaufszentrum zu errichten, auf den Widerstand der Nachbarstadt Castrop und der Kaufleute aus Herne-Mitte.
Erst mit der Gründung der Internationalen Bauaustellung (IBA) Emscher Park 1989 zeichnete sich für das 25 ha große Sanierungsgebiet eine einmalige Lösung ab:
Die Landesregierung beschloss, in Herne eine Fortbildungsakademie für das Innenministerium zu bauen und die Internationale Bauaustellung (IBA), die sich die ökologische, ökonomische und soziale Erneuerung der Emscherzone zum Ziel gesetzt hatte, legte dazu die Qualitätskriterien fest.
Aus einem Architektenwettbewerb gingen das französische Team der Architektin Francoise-Hélène Jourda aus Marseille und des Architekten Gilles Perraudin, Lyon, als Sieger hervor. Im Jahre 1997 folgte die Grundsteinlegung und zwei Jahre später die Übergabe an die Öffentlichkeit und die gleichzeitige Abschlussfeier für die IBA in Anwesenheit des damaligen Ministerpräsidenten Wolfgang Clement und des Bundespräsidenten Johannes Rau.

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Oberbürgermeister
Wolfgang Becker
Ministerpräsident
Wolfgang Clement
Bundespräsident
Johannes Rau
Fotos: E. Wührl (1.10.1999)

 

Merkmale der Architektur und ihres Energiekonzeptes:

·

Das Besondere an dieser Architektur ist die Haus-in-Haus-Konstruktion und das eng damit verbundene ökologische Konzept. Die Raummaße der gläsernen Gebäudehülle: 176 m lang, 72 m breit und 15 m hoch.

·

Die Glashülle bietet den Vorteil, dass die Innenhäuser weniger aufwändig gebaut werden müssen (Baukosten- und Energieeinsparung).

·

Das Tragwerk ist aus Holz: 56 Fichtenstämme tragen das Dach. Die Stämme in der Halle bedürfen keiner schützenden Behandlung; außerdem sind sie leicht ersetzbar und bilden keine zukünftigen Altlasten.

·

Die Tragstruktur und -konstruktion sind auf regelmäßigem Raster (12 x 12 m) organisiert, was sparsame (Vor-)Fertigung und rationelles Bauen ermöglichen.

·

Das besondere Lüftungs- und Heizungssystem der Glashülle bewirkt ein ganzjährig gleichbleibendes Mittelmeerklima. Die mikroklimatische Hülle spart Energie im Vergleich zur traditionellen Architektur.

·

Die Akademie trägt das größte integrierte Solardach der Welt (10.000 qm): 3.000 Photovoltaikmodule verwandeln Sonnenlicht in Strom, der nur zur Hälfte selbst genutzt wird. Die Solarzellen spenden außerdem Schatten und sind damit ein Teil der Architektur; denn so sind aufwändige Verschattungseinrichtungen oder Sonnenschutzgläser überflüssig geworden. Die Verteilung der Solarzellen erweckt den Eindruck durchziehender Wolken.

· Die Nutzung des Grubengases als ergänzende Energieart. Aus den ehemaligen Schächten auf dem Grundstück steigen etwa 1 Mio. Kubikmeter Grubengas mit 60% Methananteil auf, die über die Protegohauben als schädliche Gase in die Atmosphäre gelangen würden. Aus ökologischen und ökonomischen Gründen wird das Grubengas aufgefangen und in einem Blockheizkraftwerk zu Wärme- und Stromenergie umgewandelt. Die Wärmeenergie wird vom Stadtteilzentrum, von den umliegenden Wohnungen und einem benachbarten Krankenhaus genutzt.

 


 

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aus: Mont-Cenis, S. 25

 

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Fotos: E. Wührl (links:10/2001, rechts oben: 10/1999, rechts unten: 8/1999)

 

Die Nutzung des neuen Stadtteilzentrums

- Die Fortbildungsakademie des Innenministers des Landes NRW
-

Ebenfalls mit eigenem Außeneingang versehen ist das gegenüberliegende Akademie-Hotel.

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Bürgersaal und Casino sind in Holzbauweise errichtet. Der Bürgersaal als Mehrzweckraum dient den Bürgern als Festsaal, Versammlungsraum oder Theater. Daran schließt sich das Casino mit Restaurant und Café an. Es gibt auch einen Freizeitbereich mit Tischtennisraum und einen Gymnastiksaal direkt über dem Casino.

-

Der in Holzbauweise errichtete Kegelstumpf der Bibiliothek erstreckt sich über zwei Etagen; er wird von oben belichtet und ist auch durch die gläserne Außenhaut gut erkennbar.

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Das Stadtteil-Rathaus Sodingen beherbergt kommunale Dienstleistungen und Büros.

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Das Stadtteilzentrum ist behindertengerecht gebaut worden. Im Eingangsbereich befindet sich ein Modell, das Behinderten die Orientierung erleichtert.


Gestaltung des städtischen Umfeldes

-

Rund 16 ha des ehemaligen Zechengeländes von 25 ha sind als Stadtteilpark gestaltet worden. Die Planer ließen sich von der alten Volksparkidee leiten, wonach ein Park gebrauchsfähig und nutzungsorientiert sein muss. Auch spielte die Unterbringung der Altlasten eine bedeutende Rolle. Mitten in einer großen Fläche, die in Form einer Ellipse mit Pappeln und kleinen blauen Laternen begrenzt wird, befindet sich das Stadtteilzentrum, das aufgrund seiner erhöhten Lage weithin als Landmarke erkennbar ist. In der nördlichen Verlängerung der Glashülle schließt sich ein "Steingarten" an. Die "gestalterische Entsorgung" der auf dem Bergwerksgelände gefundenen tonnenschweren Betonfundamente soll an die Phase der Hochindustrialisierung erinnern. Da die Verbrennung der kontaminierten Böden zu teuer war, wurden die Flächen im Norden abgedeckt und die Altlasten eingekapselt. Die schnelle Ableitung des Regenwassers in Gräben verhindert das Eindringen in den Boden. Entsprechende Trockenvegetation ist hier anzutreffen. Auch der bei den Baumaßnahmen anfallende Aushub wurde durch die Aufschüttung eines Aussichtspunktes gestalterisch untergebracht: Von dem "Belvedere" hat man einen weiten Blick über die Emschermulde. An den Stadtteilpark schließt sich das Landschafts- und Naturschutzgebiet Voßnacken an (Punkt 12 HERNE).
-

Im Osten geht der Park in eine Neubausiedlung über mit ca. 300 Wohnungen und einem Kindergarten.

- Im Süden öffnet sich das Oval des Parks zum Stadtteil hin: Der Aufgang zum Haupteingang der Akademie soll noch mit Einzelhandelsgeschäften flankiert werden, der große Platz an der Mont-Cenis-Straße kann für Volksfeste usw. genutzt werden.

 

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Der "Steingarten" als Erinnerung an die
hochindustrielle Phase in Herne
Neue Wohnbebauung am östlichen Rand des Parks
Fotos: E. Wührl (10/2001)

 

 

Anfahrt:

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Literaturverzeichnis

- Gewerkschaft Ver. Constantin der Große; Stadtarchiv Herne
- Hermann, W. und G.: Die alten Zechen an der Ruhr; Königstein im Taunus, 1990
- Herne mittendrin, hg. V. Stadtmarketing Herne, Herne 2007 S. 29 - 31
- Huske, J: Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier; Bochum: Dt. Bergbau-Museum, 1998
- Kuss, Friedrch: Friedrich der Große und Mont-Cenis 1870 - 1978; Herne 1977, (Manuskript im Stadtarchiv)
- Mont-Cenis, hg. v. der Entwicklungsgesellschaft Mont-Cenis. Herne Sept. 1998
- Wirtschaftsstandort Herne, hg. Christian Kirk. Darmstadt 2001/2002. Darin die Aufsätze von
- Ganser, Karl: IBA-Projekte in Herne - ökologisches Fundament mit schönem Gesicht / I
- Terhoeven, Jan: Akademie Mont-Cenis - Klimahülle, Photovoltaik, Grubengas /
- Stadtwerke Herne: Leistungsstärke im Dienste der Kunden / Entwicklungsgesellschaft Mont-Cenis mbH: Klimahülle mit weltgrößter integrierter Photovoltaikanlage /

www.akademie-mont-cenis-herne.de

Bearbeitet von
Engelbert Wührl

Hinweis:
Im Jahr 2000 ist eine CD-ROM des Kursus Wirtschaftsgeographie herausgegeben worden mit dem Titel "Von Z nach A". Preis 7,50 €

 

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