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13. Punkt: Industriegelände Friedrich der Große III/IV

Strukturwandel am Beispiel des ehemaligen Zechengeländes
Friedrich der Große III/IV

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Friedrich der Große III/IV mit eigenem Hafen am Rhein-Herne Kanal vor 1967. Der Zentralförderschacht 6 in der Bildecke unten wurde zwischen 1962 und 1967 abgeteuft.
Die Halle am Hafen links oben gehörte der Firma Bergrohr.
Foto: Stadt Herne

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Nach dem Strukturwandel: Links der Pharma-Großhandel Phoenix und rechts die Großbäckerei Brinker
Foto: E.Wührl (2/2004)
 
Foto: E.Wührl (2/2002)

 

Geographische Lage

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Quelle: Wirtschaftsförderungsgesellschaft Herne

Die verkehrsgeographische Lage des ehemaligen Zechengeländes und heutigen Industrie- und Dienstleistungsstandorts kann nicht günstiger sein. In der Nähe zum Herner Kreuz, wo sich die Nord-Süd und Ost-West verlaufenden Autobahnen BAB 43 und BAB 42 schneiden, hat der Standort mit der Anschlussstelle Herne-Börnig quasi eine Privatanbindung. So können in 20 Minuten Fahrzeit 2,3 Mio., in 45 Minuten 6 Mio. und in 60 Minuten 9 Mio. Einwohner mit dem Auto bequem erreicht werden.
Die Verkehrsinfrastruktur der Gewerbefläche weist aber auch umweltfreundliche Verkehrsträger aus wie die Kanalschifffahrt (Punkte 14 HERNE und 12 WANNE) und die Eisenbahn. Sollte sich der Straßenverkehr als nicht mehr wirtschaftlich erweisen, sind beide Verkehrsträger schnell reaktivierbar.


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Schachttafel am Entgasungsrohr. Mit R(echts) und H(och) sind die Koordinaten angegeben die die genaue Lage des Schachtes auf der Karte angeben.
 

Der letzte Wagen oder Hund (Bergmannssprache) steht im Emschertal Museum Wanne.

Foto: E. Wührl (10/1988)

 
Foto: E. Wührl (2/2004)

 

Die Geschichte des Bergwerks FdG ab 1930 bis 1978

Die Rationalisierungsmaßnahmen zwischen 1928 und 1930 führten zu einer Verlagerung der betrieblichen Aktivitäten auf die östliche Betriebsfläche an der Von-Waldthausen-Straße.

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Schachtanlage 3/4 am Rhein-Herne-Kanal um 1930 in der Wirtschaftskrise
Foto: Stadt Herne

Friedrich der Große in der Zeit des Nationalsozialismus (1933 bis 1945). Die nationalsozialistische Rüstungspolitik führte den Bergbau aus der Wirtschaftskrise: Die Förderung des Bergwerks FdG übertraf 1941 mit 1,43 Mio. Tonnen den bisherigen Rekord von 1913 mit 1,18 Mio. Tonnen, allerdings wegen der Rationalisierungsmaßnahmen mit einer deutlich niedrigeren Belegschaft (1913: 4782 und 1940: 3573). Danach sank die Förderung ab: Fehlende deutsche Facharbeiter konnten nur bedingt durch Zwangsarbeiter und Frauen ersetzt werden. Dazu kamen die Bombardierungen der Tagesanlagen durch die Alliierten ab 1943. Als am 6. 11. 1944 die Waschkaue von Bomben völlig zerstört wurde, starben 100 Personen, darunter Frauen und Zwangsarbeiter, weitere 60 wurden schwer verletzt.

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Belegschaft, Produktion und Schichtleistung auf Friedrich der Große
 

Das Glasfenster mit dem Namensgeber, das bei der Bombardierung der Waschkaue 1944 zerstört wurde.

   
Foto: Stadt Herne



Die Nachkriegszeit bis zur Stilllegung 1978

In der Nachkriegszeit konzentrierte sich der Aufbau auf den Aus- und Vorrichtungsbau untertage, der in der Kriegswirtschaft vernachlässigt worden war. Hinzu kam die Beseitigung der Schäden übertage, die durch den Bombenkrieg verursacht worden sind. Gleichzeitig erfuhr die heimische Kohle und der Koks beim Wiederaufbau der Bundesrepublik eine solch starke Nachfrage, dass die Produktionszahlen bei Friedrich der Große sehr schnell auf ihren absoluten Höchststand kletterten. Dieser war aber nur dann zu halten, wenn die Kosten durch ständige Rationalisierungsmaßnahmen politisch vertretbar blieben; denn der Bergbau wurde immer stärker von Subventionen abhängig. Die Kurve für die "Schichtleistung untertage" (s.o.) belegt diese Entwicklung. Preiswerte ausländische Kohle, aber auch das Vordringen neuer Energiearten wie das Erdöl und später das Erdgas waren die Ursache für die mangelnde Konkurrenzfähigkeit der Ruhrkohle. Die erste große Kohlenkrise 1959 endete mit dem Ergebnis, dass die ersten Zechen stillgelegt werden mussten. Friedrich der Große konnte diesem Schicksal durch umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen zunächst entgehen: Ähnlich wie am Ende der 1920er Jahre wurde die Förderung auf einen neuen Zentralschacht (Schacht 6) mit einem größeren Durchmesser (7,50 m im Vergleich zu 5,75 m des Schachtes 4) im Jahr 1967 konzentriert. Der Schacht erschloss bei 954 m Teufe die 8. Sohle und sollte zukünftig auf 1200 m Teufe verlängert werden, um für die nächsten 30 Jahre Kohlenvorräte aufzuschließen. Mit dieser Perspektive konnte sich das Bergwerk auch gegen eine Planung des Bundes durchsetzten, wonach die Trasse der BAB 42 parallel zum Kanal quer durch das Betriebsgelände gehen sollte und damit eine Stilllegung vorwegnahm. Die Karte (oben) zur geographischen Lage des Geländes macht deutlich, dass das Bergwerksgelände umfahren werden musste. Aber gegen die übermächtigen Konkurrenten auf dem Energiemarkt konnte sich Friedrich der Große weder durch weitere Rationalisierungsmaßnahmen noch durch die Übernahme des Bergwerks Mont-Cenis 1973 (Punkt 10 HERNE) behaupten: Am 31.03.1978 wurde die Zeche von der Ruhrkohle AG stillgelegt. Friedrich der Große war die letzte fördernde Zeche in Herne.

 

Die Neuordnung des Geländes

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Foto: Stadt Herne (1982)

 

Die Abbruch- und Abräumarbeiten über- sowie untertage begannen sofort. Ende 1979 erwarb die LEG (Landesentwicklungsgesellschaft) die 72 ha große Zechenbrache. Sämtliche Gebäude wurden abgerissen, das gesamte Gelände mit Bergematerial der 50 m hohen Halde eingeebnet und ca. 5 bis 8 Meter erhöht.
Nach der Neuordnung wurde das Gelände parzelliert, so dass nun auf der 72 ha großen Fläche 51 ha für Gewerbe sowie 10 ha für öffentliche Grünflächen, 4 ha für Erschließungsstraßen und 7 ha für Gleisanlagen u.ä. ausgewiesen sind.
Bereits 1984 konnte mit der Flächenvermarktung begonnen werden und 1996 wurden die Restflächen von der LEG an die Stadt Herne übertragen.

Wie die Luftaufnahme von 1982 zeigt, sind sämtliche Tagesanlagen abgerissen worden. Die Planer sind damals von der Überlegung ausgegangen, dass eine Gewerbefläche mit dieser Voraussetzung die besten Chancen für eine schnelle Vermarktung hat. Doch die Ansiedlung von Großinvestoren wie z.B. der Fa. Opel in Bochum (1962) oder des CentrO in Oberhausen (1996) blieben aus. Immerhin konnte das Fördergerüst des Schachtes 3 vor der Verschrottung gerettet werden und im Westfälischen Industriemuseum Zommern II/IV in Dortmund-Bövinghausen neu errichtet werden. Es war baugleich mit dem vermutlich vor dem Zweiten Weltkrieg verschrotteten Fördergerüst des Schachtes IV.

Die "Last mile Logistik" ist durch die besondere Verkehrsanbindung natürlich die vorherrschende Nutzung: Nach Angaben der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Herne (WFG-Herne) zählen 75% der Betriebe zu dieser Branche. Rund 2.400 Beschäftigte arbeiten auf dem neuen Standort Friedrich der Große (Stand: März 2003). Aufgrund der geringen Wohnbebauung bis zur Autobahnanschlussstelle ist auch der Verkehr mit großen LKW möglich.

Der Boden des ehemaligen Kokereistandortes mit seinen Nebengewinnungsanlagen ist hoch belastet. Die Schadstoffe gelangen durch Ausschwemmungen ins Grundwasser und fließen in den nahe gelegenen Landwehrbach.
Im Jahr 2003 wurde eine Reinigungsanlage installiert und entsprechende Brunnen gebohrt, die das vom Zechengelände kommende Wasser auffangen, damit es anschließend in einer Anlage mittels Aktivkohle gereinigt werden kann. Anschließend wird es dem Bach wieder zugeleitet werden. Die Entsorgung des belasteten Bodens ist leider nicht möglich, da sich nicht nur kleinere Hallen auf dem Belastungsherd befinden, sondern dort auch ein Hochregallager steht. Der Abriss und Neubau der Gebäude würde den Aufwand nicht rechtfertigen.

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Die Pfeile zeigen die Fließrichtung des kontaminierten Wassers an, das aufgefangen und gereinigt in den Landwehrbach abgegeben wird.
(Weitere Informationen zu Altlasten: Punkt 14 HERNE)
Karte: Stadt Herne

 

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Fördergerüst des Schachtes III, das 1988 für museale Zwecke auf der ehemaligen Zeche Zollern II/IV als Schachtgerüst IV in Dortmund-Bövinghausen errichtet wurde.
 
Lebensmittellogistiker Dachser

Leider fehlt dem heutigen Gewerbegebiet eine weit sichtbare montanhistorische Landmarke zur Erkennung- und Identifikation.


Foto: Stadt Herne

 
Foto: E. Wührl (2/2004)

 

 

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Bau des Hochregallagers
 
Die in Beton erstarrte Seilscheibe steht für mehr als 100 Jahre bergbauliche Aktivitäten und für den ehemals größten Arbeitgeber in Herne.

Foto: E. Wührl (3/1989)

 
Foto: E. Wührl (3/1989)

 

 

Zukunftsaussichten

Anfang 2003 fand in der Akademie Mont-Cenis eine Veranstaltung unter dem Namen "Visionen 2010+" statt. Dort dachte man über die Zukunft der Gelände am Kanal nach und verfolgte auch u.a. den Gedanken einer Marina mit entsprechenden Gastronomie- und Freizeitangeboten am Kanal bzw. am Hafen neben dem Gelände Friedrich der Große (Punkt 14 HERNE). Mittlerweile existiert seit dem Sommer 2003 eine Schiffsanlegestelle dort. Sie ist der Ausgangspunkt für ein Fahrgastschiff mit über 200 Plätzen. Übernachtungsmöglichkeiten sollen dort ebenfalls geschaffen werden.

 

Anfahrt mit

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dem ÖPNV: Vom Bahnhof Herne mit dem Bus 333 über ehem. Verwaltungsgebäude FdG (Punkt 16 HERNE) und St. Josef (Punkt 15 HERNE); beide Punkte sind von der Haltestelle Albert-Klein-Straße zu Fuß erreichbar. Danach zum Industriegelände Friedrich der Große.

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dem PKW: Emscherschnellweg A42, Abfahrt Herne-Börnig, der Ausschilderung folgen

 

 

 

Literatur:

Döring, P. und Steinborn, V.: Historische Bilder der umgesetzten Fördergerüste. In: Die Fördergerüste der Zeche Zollern II/IV. Kleine Reihe Heft 1, hg. vom Westfälischen Industriemuseum Landschaftsverband Westfalen-Lippe Dortmund 1988, S. 35 - 40

Huske, Joachim: Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier. Daten und Fakten von den Anfängen bis1997, 2.Aufl. Bochum 1998

Kuss, H.: Friedrich der Große, Mont-Cenis. Herne 1977 (Manuskript im Stadtarchiv)

Unser Horsthausen, Geschichte und Geschichten erlebt und aufgeschrieben von Horsthauser Rentnern (Hrsg.). Rudolf Eistermann Herne 2.Aufl. 2001 (ISBN 3-933059-00-3)

Wirtschaftsförderungsgesellschaft Herne: Materialien (Stand 2003)

 

Bearbeitet von
Steve Moroz, 13B GOST (2004)

 

Auszeichnungen

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