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15. Punkt: Katholische Kirche St. Joseph (Sakralbau der 1980er Jahre)
in der Roonstraße / Luisenstraße

 

Originalgroesse

Karte: Stadt Herne (1997)

 

 

Originalgroesse
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Die neue St. Josephskirche in Herne-Horsthausen (1984) von der Roonstraße gesehen.

Die alte Josephskirche (1909 - 1983) war mit dem Turm nach Norden auf die Roonstraße ausgerichtet. Parallel zur Roonstrasse verläuft die im Vordergrund erkennbare Luisenstraße.
© Foto Heinz Lorra, Herne
© Foto Heinz Lorra, Herne

Der Standort für den Bau der alten St. Josephskirche war wohlüberlegt: Sanft steigt das Gelände von der Emscherniederung (50 m) zur Emscherrandplatte (60-65 m) an, wo der Schulte am Esch, wie der Flurname vermuten lässt, seit dem Mittelalter Ackerbau mittels der Dreifelderwirtschaft betrieb. Diese höher gelegene Fläche war hochwasserfrei (s. Punkt 5 HERNE Landschaft u. Siedlungsgeschichte) und seit der Industrialisierung ein bevorzugter Bauplatz für repräsentative Gebäude wie für die östlich gelegene evangelische Zions-Kirche (Baujahr 1956/57) und ihren Vorgängerbau, einen Betsaal von 1899. Nach Westen schließt sich das neubarocke Verwaltungsgebäude der Zeche Friedrich der Große an (s. Punkt 16 HERNE). Zwar wurde 1904 die "Emschergenossenschaft" mit dem Ziel der Emscherregulierung gegründet, im Flussabschnitt Horsthausen konnte die Emscher erst zwischen 1909 und 1912 in ihr steinernes Bett gezwungen werden. So war die katholische Gemeinde gut beraten, als sie das Grundstück an der Südseite der Roonstraße vom Landwirt Schulte am Esch 1896 kaufte. Mit Unterstützung der Zeche Friedrich der Große wurde die neugotische Kirche St. Joseph 1909 fertiggestellt und geweiht.


Warum wurde die alte Kirche abgerissen?

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Das neue Glasfenster Ausschnitt aus dem Glasfenster:
St. Joseph-Kirche
Foto: Josef Becker, Herne Foto: Josef Becker, Herne

Das neue Glasfenster, das sich im Vorraum der neuen St. Josephs-Kirch befindet, erzählt die Geschichte der St. Josephsgemeinde: Rechts ist die Lambertuskirche in Castrop dargestellt, von der St. Joseph 1900 abgepfarrt wurde. Bis zur Industrialisierung in der Mitte des 19. Jahrhunderts war das heutige Stadtgebiet Herne dünn besiedelt. Seine Bewohner traten 1561 in Folge der Reformation zum evangelischen Glauben über. Doch die starke Zuwanderung von Arbeitskräften seit 1850 bis 1914 vorwiegend aus den Ostgebieten des Deutschen Reiches und aus Polen rechtfertigte die Gründung einer selbständigen Gemeinde: Sie zählte 4300 Mitglieder im Jahr 1909.
In der Zeit nach dem II. Weltkrieg wuchs die Gemeinde erneut sprunghaft auf 8000 Seelen. Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten sowie Arbeitskräfte aus dem übrigen Deutschland suchten und fanden Arbeit in der Kohle- und Stahlindustrie. Neue Ortsteile wie Pantringshof (1952-56) und Elpeshof (1955-60) entstanden und mit ihnen die Kirchen St. Pius (1970-72) (oben im Glasbild) und St. Barbara (1960-65) (unten).
Das Glasfenster verortet die in Medaillons abgebildeten Kirchen wie auf einem generalisierten Stadtplan: Die Piuskirche am Rhein-Herne-Kanal (blaues Band) im Norden, Josephskirche und Lambertuskirche am Emscherschnellweg (graues Band) und die südlich gelegene St. Barbarakirche an der Köln-Mindener- Eisenbahnlinie (schwarz-weißes Band). Etwas unscheinbar ist das kartografische Zeichen "Schlägel und Eisen" zwischen den Medaillons der Piuskirche und der St. Barbarakirche platziert. Es steht für Steinkohlenzeche Friedrich d. Gr., die nicht nur der größte Arbeitgeber in Horsthausen war, sondern auch als Bauherr u.a. die Siedlungen Elpeshof und Pantringshof für ihre Bergleute gebaut hatte. Die Zeche wurde 1978 stillgelegt (s. Punkt 16 HERNE).
Kirche und Bergwerk bildeten im Ruhrgebiet eine Schicksalsgemeinschaft. Die Zeche als größter Arbeitgeber und Immobilienbesitzer stellte Kirchengrundstücke zur Verfügung, lieferte aus zecheneigenen Ziegeleien die Bausteine, erwartete aber auch Wohlverhalten beim Auftreten von Umweltschäden, insbesondere Bergschäden. Verursacht durch Bruchbau unter der St. Josephskirche neigte sich das Kirchenschiff um mehr als einen Meter auf der Nordseite und die Turmspitze geriet um 2,15 m aus dem Lot. Nach Abwägung der Reparaturkosten mit den Kosten eines Neubaus, entschied sich die Gemeinde für den Abriss, zumal noch teure Restaurationsarbeiten, die aus dem Luftangriff vom 11.11.1944 resultierten, hätten aufgebracht werden müssen. Der "schiefe Turm von Horsthausen" wurde am 15. August 1983 gesprengt.

 

Beschreibung der Architektur

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Die neue St. Josephskirche vom Osten gesehen. Im Hintergrund das ehemalige Verwaltungsgebäude der Zeche Friedrich der Große (s. Punkt 16 HERNE). Links die Luisenstraße. Der Kirchenturm von der Luisenstraße gesehen
Foto: Kirchenbau im Erzbistum...S. 115 © Foto Engelbert Wührl, Bochum (12/2001)

 

Volk Gottes auf dem Weg

"Kirche ist das Haus Gottes aus Stein, in dem sich Gott und die Kirche aus lebendigen Steinen, die Gemeinde, versammeln. Zu diesem Haus kommt die Gemeinde auf Gottes Ruf hin immer wieder, um in ihm von Gott in heiligen Feiern Heil zu empfangen, und von diesem aus wird sie mit seiner Weisung ständig ausgesandt, um sich auf den Weg zum ewigen Vaterhaus im Himmel zu begeben. So ist Kirche, wie das 2. Vatikanisch Konzil (1962-1965) formuliert hat, Volk Gottes auf dem Weg (vgl. Dogmatische Konstitution über die Kirche, Artikel 9, 14, 21, 68)."
Zitat aus der Festschrift 1986, S. 113

 

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Quelle: Kirchenbau im Erzbistum... S. 114

 

 

Der zeltförmige Innenraum der St. Josephskirche

In bewusster Abkehr von der historisierenden Baukunst der alten St. Josephskirche mit ihrem neugotischen Formenrepertoire verkörpert die 1984 geweihte St. Josephskirche den liturgischen als auch funktionalen Wandel der Sakralbauten in der modernen architektonischen Formensprache der Nachkriegszeit (s. Historismus, Punkt 5 HERNE). In den 1960er bis 1980er Jahren erlebte der Kirchenbau auf dem Hintergrund der wirtschaftlichen Entwicklung in der Bundesrepublik noch einmal eine lebhafte Bauphase, wenngleich die kirchliche Bautätigkeit zwischen 1860 und 1914 bei weitem nicht erreicht wurde. Während heute bei schrumpfenden Gemeinden Kirchenräume aufgegeben werden müssen, expandierten in den 1960er bis 1980er Jahren die Gemeinden besonders in den neuen Stadtteilen wie Pantringshof und Elpeshof. Aber auch auf Altstandorten kam es gelegentlich zu Erneuerungsbedarf, wenn Kirchen wie St. Barbara in Röhlinghausen (s. Punkt 5 WANNE) und St. Bonifatius (s. Punkt 5 HERNE) wegen Bergschäden baufällig wurden und durch Neubauten ersetzt werden mussten.
Entsprechend der Leitidee "Volk Gottes auf dem Weg" erfährt die Gemeinde durch ihre Mitwirkungsrechte eine Aufwertung, deren bauliche Verwirklichung in dem Gemeindezentrum zu sehen ist, das sich über eine Schiebetür zum Gottesdienstraum hin öffnen lässt und damit in den Kirchenraum integriert ist. Beide Gebäude sind mit gleichen Baumaterialien gefertigt worden und passen sich mit ihrer niedrigen Bauweise dem Wohnumfeld an. Lediglich der von der Roonstraße etwas überproportioniert erscheinende Glockenturm (26,70 m) erinnert den Betrachter an einen Sakralbau. Im Gegensatz zu dem Vorgängerbau verzichtet der neue Kirchbau (mit Ausnahme des Turms) auf eine Stadtbild beherrschende Dominanz.
Innen ist der Kirchenraum aufgrund der wenigen Fenster und der mit Holzpaneelen verkleideten Decke in ein Halbdunkel gehüllt, in dem die Farbfenster besonders intensiv auf den Besucher einwirken. Beim Betreten des Zentralbaus (s. Leitidee) fällt der Blick mittels einer geschickten Lichtführung auf die zweistufig erhöhte Altarinsel, die durch die beiden asymmetrisch angeordneten senkrechten Fensterbänder beidseitig beleuchtet wird. Darüber hinaus führt der Hauptweg, der die Diagonale des quadratischen Kirchengrundrisses (20,40 m) bildet, vom Eingang direkt zum Wesentlichen, zum Altar. Der Baukörper und seine Deckengestaltung verweisen auf ein Zelt und damit wieder auf das Leitmotiv der Kirche: Das Volk Gottes auf dem Weg.

 

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Quelle: Kirchenbau im Erzbistum... S. 114

 

 


Die künstlerische Gestaltung der Kirche

Unter der Leitidee "Volk Gottes auf dem Weg" steht auch die künstlerische Ausgestaltung der Kirche. Eindrucksvoll sind die farbintensiven Fenster des Glasmalers Helmut Lang aus Köln. Sie bilden Menschen ab, die dem Ruf Gottes folgten und sich auf den Weg gemacht haben. Künstlerisch unterstützt wird die Leitidee auch von Bronzeplatten in den Gängen der Kirche. Der Kirchenbesucher kann die Wege der in den Fenstern dargestellten Personen selbst abschreiten. Der spirituelle Mittelpunkt einer katholischen Kirche ist der Altar, "der Höhepunkt, dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle [das Mahl der Eucharistie], aus der all ihre Kraft strömt (2. Vatikanische Konzil, Liturgiekonstitution, Artikel 10). Der Bildhauer Ulrich Langohr aus Menden schuf die vier Seitenreliefs aus dem Alten Testament. Auch sie folgen thematisch dem Leitmotiv der Kirche.

 


Fenster mit biblischen Bildprogrammen

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Das Josephs- und Apostel-Fenster (rechte Rückwand der Kirche)
Das Mose-Fenster (linke Rückwand der Kirche)

Alle Farbaufnahmen: © Josef Becker, Herne

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Das Blumenfenster im Vorraum der Kirche Das Abraham-Fenster links hinter dem Altar
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Das Paulus-Fenster (rechts vom Beichtstuhl) Das Gute Hirten-Fenster (rechts hinter dem Altar)
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Das Joseph- und Apostel-Fenster (Ausschnitt)
(rechte Rückwand der Kirche)
Das Maximilian Kolbe-Fenster
(links vom Beichtstuhl)

 


Der polnische Pater Maximilian Kolbe starb für einen anderen Häftlings am 14.08.1941 im Hungerbunker des Konzentrationslagers Auschwitz. Er wurde am 10. 10.1982 heiliggesprochen.

Mit Ausnahme des Blumenfensters ("die Blumen des Feldes und die Vögel des Himmels" Mt.6,28.26) befinden sich die anderen Fenster im Kirchenraum und thematisieren die Leitidee der Kirche: Das Volk Gottes auf dem Weg.

Die Kirche überzeugt in ihrer architektonischen als auch künstlerischen Gestaltung bei der Umsetzung des 2.Vatikanischen Konzils und ist somit ein wichtiges gebautes Zeitdokument.

 

Anfahrt mit dem

-

ÖPNV: Vom Bahnhof Herne mit dem Bus 333 in Richtung Industriegebiet Friedrich der Große (Punkt 13 HERNE), Haltestelle Albert-Klein-Straße (auch für Punkt 16 HERNE)

- Pkw: Vom Bahnhof Herne über den Westring nach Norden; rechts in die Bismarckstraße (Punkt 3 HERNE), links in die Bahnhofstraße und sofort rechts in die Roonstraße

 

Literatur:

Kirchenbau im Erzbistum Paderborn 1974 - 2000, hg. v. Bruno Kresing, Erzbistum Paderborn, Paderborn 2000 (ISBN: 3-931664-11-2)
Unser Horsthausen, Geschichte und Geschichten erlebt und aufgeschrieben von Horsthauser Rentnern (Hrsg.) Rudolf Eistermann Herne 2.Aufl. 2001 (ISBN 3-933059-00-3)
Sakralgebäude und religiöse Kunst in Wanne-Eickel und Herne, hg. von F. Sichau (Gesellschaft für Heimatkunde Wanne-Eickel e.V.) Herne 1999, S. 75-76
St. Josef Herne-Horsthausen. Festschrift zum 2. Jahrestag der Kirchweihe am 24.11.1986. Herne 1986 (zitiert: Festschrift 1986)

Touristischer Hinweis:

Die Kirche ist außer den Gottesdienstzeiten und anderen Feierlichkeiten geschlossen.
Ansprechpartner: Herr Josef Becker, Gemeindereferent, Roonstraße 76, 44628 Herne
(Tel. : 02323/8710, Fax: 02323/981169; Email: JosefBeckerHerne@t-online.de


Autoren:

Christiane Möller (HBFO) und Engelbert Wührl

Auszeichnungen

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