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16. Punkt: Das Steinkohlenbergwerk Friedrich der Große I/II (FdG) in Horsthausen zwischen Roonstraße und Zweigkanal

1. Die Geschichte des Steinkohlenbergwerks bis zur Weltwirtschaftskrise (1929-1933)

Das ehemalige Verwaltungsgebäude

Originalgroesse

Das ehemalige Verwaltungsgebäude der Steinkohlenzeche Friedrich der Große (im Volksmund "Piepenfritz" genannt) gehört seit 1970 der evangelischen Kirche (Entwurf 1914, Baujahr: unbekannt). Das dekorierte Pförtnerhäuschen links stammt aus dem Jahr 1928, das schlichte rechte vermutlich aus den beginnenden 1950er Jahren.
© Foto Engelbert Wührl, Bochum (2/1989)

 

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Das Verwaltungsgebäude der Zeche Friedrich der Große wurde vermutlich zwischen 1928 und 1930 zu dieser neubarocken Anlage umgebaut: Ausdruck eines erstarkenden Unternehmertums? Links im Anschnitt die Roonstraße, rechts die Albert-Klein-Straße (ab1927). Albert Klein war technischer Direktor (1913-1916), danach Generaldirektor des Steinkohlenbergwerks FdG bis 1931. Hinter dem Verwaltungsgebäude ist das Längsschiff mit Dachreiter der alten St. Josephskirche erkennbar, die wegen Kriegs- und Bergschäden abgerissen werden musste (s. Punkt 15 HERNE).
Foto: Stadt Herne

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Die großzügige Architektur einschließlich ihres Parks überrascht den Besucher, der eine solche schlossähnliche Anlage in einem von Arbeitersiedlungen dominierten Stadtteil nicht erwarten kann.
© Foto Engelbert Wührl, Bochum (2/1989)

 



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Der Entwurf mit der Reichsflagge (Schwarz-Weiß-Rot) stammt vom 21.4.1914.

 

Beschreibung der Architektur

Die neubarocke Architektur des Gebäudes (Architekt: O. Schwer, Essen) entspricht dem Verständnis des Kapitalbürgertums vor dem I. Weltkrieg: Die durch Pilaster streng gegliederte Fassade und der Dreiecksgiebel als Abschluss des nur leicht vorspringenden Risalits verweisen auf die Barockzeit, in der eine hierarchisch gegliederte Gesellschaftsordnung herrschte. Doch der Architekt weicht von der im Barock üblichen Spiegelsymmetrie ab und legt den Haupteingang in die zweite Achse von rechts, was als künstlerische Freiheit gewertet werden muss. Erst zwischen 1928 und 1930 wird der Haupteingang streng achsensymmetrisch versetzt, nachdem der Park 1927/28 zu einer barocken Ziergartenanlage umgestaltet worden war.

 

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Verwaltung: Erdgeschoss

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Verwaltung: Obergeschoss

Bemerkenswert ist auch die funktionale Zuordnung der Räume. Danach nutzen Direktor und Generaldirektor zentrale Räume im Erd- als auch im Obergeschoss, jeweils mit eigener Toilette ausgestattet. Konferenzraum und Direktorenzimmer im Obergeschoss sind holzgetäfelt. Die Oberbeamten aus den Bereichen Verwaltung und Betriebstechnik gruppieren sich mit ihren Büros um die beiden Mittelflure. Somit sind kurze Kommunikationswege und eine ausgeprägte Hierarchie räumlich vorgegeben.

Mit Stand Februar 2004 konnten die holzverkleideten Räume (Direktorenzimmer mit Schreibtisch und Konferenzzimmer mit Messsingkronleuchtern, die mit Doppeladlern und Löwenköpfen verziert sind) im Originalzustand begutachtet werden. Auffallend war, dass sich das Gebäude auf Grund von Bergsenkungen insgesamt nach Norden mit einer leichten Rechtsdrehung gesenkt hat. Es liegt aber nicht, wie die alte Josefskirche auf einer Verwerfungslinie, so dass es zu keinen Rissen in den Wänden gekommen ist.

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links: Undatiertes Foto vom Direktorenzimmer

An der Wand hängt ein Foto von Kaiser Wilhelm II. Das Zimmer ist bis heute unverändert. Der Schreibtisch hat eine größere Schreibplatte bekommen.

 

rechts: Unveränderte Ausstattung des Konferenzraumes einschließlich der beiden Kronleuchter. Pilaster zieren wie die Hausfassade die Fensterfront.

Foto: E. Wührl (2/2004)

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Die Parkgestaltung und die Verlegung des Haupteingangs am Ende der 1920er Jahre entsprechen der barocken Architektur- und Parkgestaltung. Wem wollte die Unternehmensleitung imponieren? Es liegt nahe, mittels dieser neubarocken Herrschaftsarchitektur streikbereite und aufmüpfige Bergarbeiter des Unternehmens gefügig zu machen: Der Unternehmer verstand sich als Patriarch, danach waren die Arbeiter seine Untergebenen: Gehorsam und Treue zu den "Schlotbaronen", wie der Volksmund den Geldadel im Ruhrgebiet ironisierend bezeichnete, bestimmten das Arbeitsverhältnis, obwohl die Gewerkschaften in der Weimarer Republik als verfassungsmäßig gleichberechtigte Tarifpartner anerkannt wurden. Die Architektur und ihr späterer Umbau belegen durchgehend konservativ-patriarchalisches Denken in der Unternehmerschaft auch während der Weimarer Republik. Somit haben wir es hier mit einer wichtigen sozialhistorischen Quelle zu tun, einer in Stein gebauten Sozialordnung.

Andererseits richtete sich die Botschaft, die von dieser schlossähnlichen Herrschaftsarchitektur ausgeht, auch an konkurrierende Bergwerke und potenzielle Geldgeber: Wir sind ein gesundes, prosperierendes Unternehmen und deshalb zu teuer für einen Kauf. Das Abteufen des Schachtes V (1913), die Förderung von mehr als 1 Mio. Tonnen Kohlen bei einer Belegschaft von 4782 Mann im Jahr 1913 und die Verleihung des Feldes "Friedrich der Große Fortsetzung" mit 8,9 qkm im folgenden Jahr sprechen dafür.
Interessant ist auch der Standort der Verwaltung. Noch vor dem I. Weltkrieg zeichnet sich die Entwicklung ab, dass sich die Verwaltungsgebäude und erst recht die Direktorenvillen nicht mehr auf dem Betriebsgelände befinden, sondern in einer entsprechenden Distanz zur alltäglichen schmutzigen Arbeitswelt. Andererseits konnten der Bergwerksdirektor und der Generaldirektor von der leichten Anhöhe der Emscherrandplatte bequem auf die Fördergerüste der Zeche schauen. Die Bewegung der Seilscheiben signalisierten ihnen Betriebsamkeit bzw. der Stillstand Betriebsstörungen. Vorherrschende Südwestwinde verschonten die Verwaltung und die einstige Direktorenvilla (Bj.1901) in der Luisenstraße 30 und die mit Jugendstilauflagen verzierte Generaldirektorenvilla Nr. 28 vor Luftverschmutzungen (s. auch Standort der Direktorenvilla der Zeche Mont-Cenis, Punkt 10 HERNE).

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FdG: Direktorenvilla in der Luisenstraße 30
FdG: Generaldirektorenvilla in der Luisenstraße 28
Foto: E. Wührl (2/2004)
Foto: E. Wührl (2/2004)

 

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Roonstraße 37
Roonstraße 33-37
Foto: E. Wührl (2/2004)
Foto: E. Wührl (2/2004)

 

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Bergbausymbole an Häuserfassaden der "Beamtenwohnungen" der Zeche FdG.
Links: Roonstraße 37; rechts: Roonstraße 43

Fotos: E. Wührl (links: 5/1991 und rechts: 10/1988)

 

 

 

2. Die Geschichte des Steinkohlenbergwerks Friedrich d. Große I/II (FdG) bis zum I. Weltkrieg und seine Raumwirksamkeit auf den Stadtteil Horsthausen

 

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Foto: Stadt Herne

Die Herner Bergbaugeschichte begann mit dem Abteufen (Niederbringen) des Schachtes 1 der Zeche Shamrock durch den Iren William Thomas Mulvany im Jahr 1857. In Horsthausen verzögerte sich das Abteufen des Schachtes 1 des Bergwerkes Friedrich d. Große bis 1870, obwohl der Bergeborbecker Grubendirektor Bochkoltz die ersten Grubenfelder bereits ab 1855 gemutet hatte, d.h. einen Antrag auf Verleihung eines Grubenfeldes nach dem Aufschluss eines bauwürdigen Flözes gestellt hatte. Die niedrigen Kohlenpreise in Europa ließen eine so große Investition wie den Schachtbau nicht rentierlich erscheinen.
Der Namensgeber war der preußische König Friedrich der Große (1712-86), in dessen Regentschaft (1740-86) wichtige Verbesserungen der Infrastruktur wie z.B. die Schiffbarmachung der Ruhr und die Förderung des Steinkohlenbergbaus fielen. Der preußische König war bis Mitte des 19. Jahrhunderts auch oberster Bergherr aller Bergwerke und damit alleiniger Unternehmer (Direktionsprinzip).
Nach der Gründung der Zeche FdG dauerte es noch einmal zwei Jahre bis das 217 mächtige Deckgebirge aus Kreidemergel durchstoßen war, unter dem das Karbon (=flözführendes Gebirge) lag. Schließlich konnte im Jahr 1874 mit der Förderung der Kohle begonnen werden. Bis zum Niederbringen des Schachtes II (1890/94) neben dem 1. Schacht wurde die Förderung immer wieder durch geologische Störungen (Sekundus Sprung), Wassereinbrüche und sogar Schlagwetterexplosionen und einen Grubenbrand stark behindert. Die Gewerkschaft (= das Unternehmen) blieb bis 1888 aufgrund der geologischen, technischen und konjunkturellen Bedingungen ohne Gewinn. Erst nach der Gründung des Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndikats 1893, das wie ein Kartell den Kohleabsatz und die Preise stabilisieren sollte, sowie mit der verstärkten Nachfrage nach Kohle verbesserte sich auch die Absatzlage der Zeche FdG deutlich.

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Der Kuxschein ist ein Anteilsschein am Vermögen eines Bergwerks, der namentlich verliehen wird. Bei Verlusten des Unternehmens musste der Anteilseigner zuzahlen (Zubuße); warf das Unternehmen jedoch Gewinne (Ausbeute) ab, wurden diese anteilsmäßig ausgezahlt.

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Wichtig bei diesem Kuxschein ist der Hinweis auf die Fettkohle, die bestens für die Koksherstellung geeignet war. Damit wurde die Zeche FdG besonders attraktiv für die Hüttenindustrie. 1918 wurde das Bergwerk an den Bochumer Verein verkauft, der es allerdings 1921 an die Ilseder Hütte weiterverkaufte. 1969 ging das Bergwerk in der 1968 gegründeten Ruhrkohle AG auf.

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Belegschaft, Schichtleistung (t/Mann), Kohlenförderung und Kokserzeugung auf der Zeche Friedrich der Große
aus: Kuss, S. 51

Die Grafik zeigt, dass die seit 1874 rapide ansteigende Kohleförderung mit einer ebenso schnell anwachsenden Belegschaft bewältigt wurde. Eine Ausnahme bildet das Jahr 1923, in dem französische Truppen das Ruhrgebiet besetzten und die Kohleförderung durch passiven Widerstand der Zechenbelegschaften zum Erliegen kam. Aber bereits ab der zweiten Hälfte der 1920er Jahre bis zur Weltwirtschaftskrise (1929-33) wurde die Belegschaft deutlich abgebaut; trotzdem erreichte die Kohleförderung das Vorkriegsniveau. Um den Kostendruck bedingt vor allem durch den Import preiswerter englischer Kohle aufzufangen, mechanisierten die Bergbauunternehmen den Kohlenabbau (Einsatz von Abbauhämmern, Schüttelrutschen, Schrämmaschinen) und konzentrierten ihn auf wenige Betriebspunkte (Zentralschächte). Als Paradebeispiel der Rationalisierung im Ruhrbergbau gilt die als Weltkulturerbe anerkannte Zechenanlage Zollverein XII in Essen-Katernberg. Mechanisierung bedeutete aber auch Massenentlassungen. Darüber hinaus versuchte die Unternehmerschaft, die sozialen Errungenschaften der Weimarer Republik durch Lohnkürzungen und Verlängerung der Achtstundenschicht wieder in Frage zu stellen. Dies wiederum provozierte klassenkämpferische Töne bei der Arbeiterschaft, wie sie in der Herner Volkszeitung vom 31.03.1930 unter der Überschrift "Die sterbende Zeche" zu lesen sind:

Entlassen!
Es lässt Kinder hungern, Frauen verwelken. Männer treibt es zur Verzweiflung, lässt ihre Zähne knirschen, ihre Fäuste ballen und dreht sich in ihrem Hirn herum wie ein Mühlenrad. Es schafft Sorgen, macht Arme noch ärmer und Reiche noch reicher. Jeder Mensch steht unter der Allgewalt dieses Wortes. Der Arme verflucht es, der Kapitalist reibt sich die Hände, beim Klang dieses Wortes.
Wann endlich wird es heißen: Kapitalist - Ausbeuter, du bist entlassen?!"

(Auszug zit. nach Unser Horsthausen...S. 60)


Auf dem Hintergrund dieser Auseinandersetzungen zwischen einer konservativen Unternehmensführung und einer klassenkämpferischen Arbeiterschaft kann der Umbau des Verwaltungsgebäudes und des Parks zu einer neubarocken Herrschaftsarchitektur als Ausdruck eines wiedererstarkenden Unternehmertums in den Jahren 1928 bis 30 erklärt werden.

Für die Schachtanlage FdG I/II bedeutete die Rationalisierung die Förderung auf die Schächte III und IV im östlichen Betriebsfeld zu zentrieren. Die Schächte I, II und V dienten zukünftig nur noch der Seilfahrt (Personenfahrt) und der Wetterführung. Die Kokerei mit den Nebengewinnungsanlagen wurde ebenfalls stillgelegt (1.4.1930). Der Koks wurde zukünftig auf der neuen Zentralkokerei auf der Schachtanlage III/IV gebacken. Auch sollte der Seitenkanal, der durch ständige Bergsenkungen Kosten verursachte, trockengelegt werden, was dann auch 1938 geschah. Die Kohle, die zu großen Teilen verschifft wurde, konnte nun vom zecheneigenen Hafen am Rhein-Herne-Kanal versandt werden.
Unglücklicherweise überlagerte die Weltwirtschaftskrise (1929-33) die Rationalisierungsmaßnahmen, was für die Beschäftigten katastrophale Ausmaße annahm: Die Zeche hatte Ende 1932 nur noch 1.300 Mann Belegschaft.

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Das Foto zeigt den trockengefallenen Zweigkanal (ab 1938), den Schacht 1, dessen Strebengerüst in den Malakowturm gebaut wurde, sowie den Schacht II (rechts) der Schachtanlage Friedrich der Große. Rationalisierungsmaßnahmen Ende der 1920er Jahre haben zur Zentralisierung der Förderung und Verarbeitung der Kohle auf dem Ostfeld am Rhein-Herne-Kanal geführt. Die Schachtanlage I/II wurde 1967 endgültig stillgelegt.
Foto: Stadt Herne

 

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Messtischblatt von 1894 (Ausschnitt)

Das Messtischblatt von 1894 zeigt gravierende Landschaftsveränderungen durch den Bergbau. Eine wichtige Voraussetzung für die Wanderung des Kohlenabbaus vom Ruhrtal nach Norden war der Anschluss der Zechen an Massentransportverkehrswege wie die Köln-Mindener-Eisenbahn (1847), an die die Zeche FdG 1874 angeschlossen wurde. Noch bedeutsamer war die Verbindung zum Dortmund-Ems-Kanal über einen Stich- oder Zweigkanal (1895 - 1938), der an der Bahnhofstraße endete. Heute verläuft auf dieser Trasse der Emscherschnellweg (A42). Die Emscher darf 1894 noch mäandrierend ihrem natürlichen Lauf folgen.

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Blickrichtung aus Westen: Die Zeche Friedrich der Große I/II als "nasse Zeche" am Stich- oder Zweigkanal mit eigenem Hafen. Vor der großen Halde auf dem Nordufer befinden sich Destilliertürme der Benzolfabrik, die zur Kokerei gehören (s. Altlasten unten).
Foto: Stadt Herne

 

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Stadtplan Herne 1928, Maßstab 1: 15000

Neben den bereits erwähnten Trassen der Eisenbahn und des Zweigkanals kamen noch der Rhein-Herne-Kanal (1906-1914) und die Emscherregulierung (1909-12) als westostverlaufende Gliederungselemente hinzu. Die noch frei gebliebenen Flächen beansprucht die Zeche als Betriebsfläche (Tagesanlagen, Kokerei, Zechenbahnhof, Halden) bzw. für zecheneigene Wohnquartiere. Somit wird die bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts landschaftsbestimmende Landwirtschaft auf Restflächen zurückgedrängt.
Die Schächte I und II liegen zwischen der Roonstraße und dem Zweigkanal zum Rhein-Herne-Kanal (RHK), der Schacht V auf dem nördlichen Ufer des RHK (1913) und die Schächte III und IV über dem Ostfeld am Hafen des Kanals. Die Doppelschachtanlage III/IV wurde 1902/03-1907 abgeteuft. Im Zuge der Rationalisierungsmaßnahmen 1928 bis 1930 verlagert sich der Schwerpunkt der Zechenaktivitäten auf die östliche Betriebsfläche an der Von-Waldthausen-Straße. Fortsetzung der Zechengeschichte (s. Punkt 13 HERNE).

 

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Das Luftbild von 1930 zeigt das Bergwerk Friedrich der Große I/II mit dem Stichkanal sowie dem Verwaltungsgebäude an der Roonstraße. Zu diesem Zeitpunkt ist der Haupteingang von der rechten Seite zur Mitte versetzt worden. Östlich des Verwaltungsgebäudes befindet sich die St. Josephskirche.
Foto: Stadt Herne

 

 

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Luftaufnahme von Horsthausen zu Beginn der 1950er Jahren.
Foto: Stadt Herne

Die durch einen Luftangriff beschädigte St. Josephskirche hat ein provisorisches Flachdach erhalten (1950). Die evangelische Zions-Kirche ist noch nicht gebaut (Bj. 1956/57). Nach Westen schließt sich das Verwaltungsgebäude der Zeche FdG mit dem repräsentativen Park und den beiden Torhäuschen an. Die "Feldherrensiedlung" (oben links), eine von der Zeche 1949-52 fertiggestellte Wohnsiedlung für Bergarbeiter. Der Zweigkanal wurde zwar bereits 1938 trockengelegt und teilweise verfüllt, ist in seinem Verlauf aber noch gut erkennbar.

 

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Renovierungs- u. Modernisierungsmaßnahmen in der "Feldherrensiedlung" im Jahr 2002.
Foto: E. Wührl (2/2002)

Erweiterung der sogenannten "Feldherrensiedlung" in den Jahren 1949 - 1952,
aus: Wohnstätten an Rhein und Ruhr,
hg. von W. Steinberg, Düsseldorf 1958
 

 

 

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Um der stark angewachsenen Belegschaft preiswerten und zechennahen Wohnraum zu verschaffen, tritt die Zeche auch als bedeutender Bauunternehmer im Stadtteil auf.
Zu den frühen Siedlungen gehört die Bergarbeitersiedlung Holper Heide an der Nordstraße aus den 1890er Jahren mit 187 Wohneinheiten.
1906/07 baute die Gewerkschaft FdG 548 Wohneinhei-ten in der York-, Lützow-, Blücher- und Scharnhorststraße gebaut. Die Siedlung erhielt im Volksmund den Namen "Feldherrensiedlung". Sie wurde 1949-52 deutlich erweitert durch die Bebauung der Diedrich-, Gneisenau- und Ziethenstraße (Foto oben links)

Ab 1910 entstanden um die FdG-Schachtanlage III/IV in Börnig die ersten Zechensiedlungen an der heutigen Von-Waldthausen-Straße. In den 1920er Jahren erlebten die Wohnungsbaugesellschaften ihre Blütezeit (s. Punkt 3 HERNE), die nicht nur für Bergleute preiswerten Wohnraum schufen. In den 1950erJahren erreichte der Wohnungsbau seinen Höhepunkt mit dem Bau neuer Ortsteile wie Pantringshof (1952-54: 615 WE von der "Glück-auf" erstellt) zwischen Pöppinghauser Straße und Emscher gelegen oder Elpes Hof (Jürgenshof / Sudkampshof) ab 1955 zwischen Horsthauser Straße und Langforther Straße.

aus: Kuss S. 34
     

 

 

 

3. Altlasten - eine gesundheitsgefährdende Hinterlassenschaft der Industrialisierung

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Endlich haben wir`s geschafft: Unser Heim im Grünen
Karikatur: R. Dziabel (aus: Wührl: Chronologie einer Altlastensiedlung, S.92)


Definition: Altlasten
In der Bundesrepublik gibt es keine verbindliche juristische Definition für den Begriff "Altlast". Das Umweltbundesamt nennt folgende Definition:

Unter Altlasten versteht man schadstoffhaltige Standorte, von denen Gefahren für die Umwelt ausgehen. Solche sind insbesondere zu befürchten für:

- verlassene und stillgelegte Ablagerungsplätze mit kommunalen und gewerblichen Abfällen (Altablagerungen),

-

wilde Ablagerungen, Aufhaldungen und Verhüllungen mit umweltgefährdenden Produktionsrückständen, auch in Verbindung mit Bergematerial und Bauschutt,
- ehemalige Industriestandorte (Altstandort)
- Korrosion von Leitungssystemen, defekte Abwässerkanäle,
- abgelagerte Kampfstoffe,
- unsachgemäße Lagerung wassergefährdender Stoffe und
- andere Bodenkontaminationen.

 

Quelle: Umweltbundesamt (Hg.), Daten zur Umwelt 1986/87", Berlin 1986, S.175

 

Altlasten in der Leibnizstraße
Ruhrgebietstypische Gefährdungen von Bodenkontaminationen können von ehemaligen Kokereistandorten ausgehen so z.B. in Dortmund-Dorstfeld und Herne (Leibnizstraße), wo Anfang der 1980 Jahre auf kontaminierten Böden Wohnsiedlungen gebaut wurden.

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Foto: Stadt Herne
Karte: Stadt Herne 1987 (in: Wührl: Chronologie S.96)

Auf der Karte und im Foto ist deutlich die große nierenförmige Haldenfläche zu erkennen, auf der der größte Teil der Reihenhäuser ab 1982 gebaut wurde. Der Halde nach Süden vorgelagert sind die Benzolfabrik (bis 1929 in Betrieb), der Klärschlammteich und die Kläranlage. Auf der Trasse des Zweigkanals verläuft der Emscherschnellweg. Das neue Teilstück der Leibnizstraße schwenkt um den ehemaligen Hafen des Bergwerks FdG nach Norden.

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Zwischen Emscherschnellweg (1895 bis 1938 Trasse des Zweigkanals) und unterem Rand des Fotos befand sich das ehemalige Bergwerksgelände FdG I/II.
Foto: Stadt Herne (erste Hälfte der 1980er Jahre)

Bei den Bodenproben stellte sich heraus, dass der Boden im Bereich nördlich der Leibnizstraße mit Beonzo(a)pyren belastet ist und der Boden südlich der Leibnizstraße zusätzlich noch mit Benzol. Daraus resultierten folgende Sicherungs- bzw. Sanierungsmaßnahmen:
Der Boden nördlich der Leibnizstraße wurde abgetragen und südlich der Leibnizstraße am Autobahndamm eingekapselt und abgelagert und danach neu begrünt. Der zusätzlich mit dem leicht flüchtigen Benzol belastete Bereich wurde durch eine Bodenluftabsaugung saniert und durch Bodenauftrag gesichert.

 

Anfahrt mit dem

-

ÖPNV: Vom Bahnhof Herne mit dem Bus 333 in Richtung Industriegebiet Friedrich der Große (Punkt 13 HERNE). Haltestelle Albert-Klein-Straße (auch für Punkt 15 HERNE)

- Pkw: Vom Bahnhof Herne über den Westring nach Norden; rechts in die Bismarckstraße (Punkt 3 HERNE), links in die Bahnhofstraße und sofort rechts in die Roonstraße

 

Literatur:

Bürgener, Chr. / Dziabel, R. / Keuper / Laks -
Siouar, F. / Schlaupitz, H. / Wührl , E. (Schülerarbeitsgemeinschaft):
Altlasten - ein verdrängtes Erbe unserer Industriegesellschaft.
Praxis Geographie H 7-8/ 1989, S.60-65

Cordes, Gerhard : Strukturen und Prozesse im industriellen Verdichtungsraum: Ruhrgebiet, Düsseldorf, 1993

Fronda , P. / Harbecke , A. / Haß, Chr. / Schlaupitz , H. / Wührl , E.
(Schülerarbeitsgemeinschaft) :
Herne - die Entwicklung vom Dorf über die Bergbau- zur Industriestadt.
In: "geographie heute", H.62 (August) 1988, S. 44-49

Herne in Westf., bearbeitet. v. Heinrich Knöll. 2.Auflg. Berlin 1928

Huske, Joachim: Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier. Daten und Fakten von den Anfängen bis1997, 2.Aufl. Bochum 1998

Kuss, H.: Friedrich der Große, Mont Cenis. Herne 1977

Unser Horsthausen, Geschichte und Geschichten erlebt und aufgeschrieben von Horsthauser Rentnern (Hrsg.) Rudolf Eistermann Herne 2.Aufl. 2001 (ISBN 3-933059-00-3)

Wührl, Engelbert: Chronologie einer "Altlastensiedlung". Das Beispiel Leibnizstraße in Herne. In: 25 Jahre Kaufmännische Schulen der Stadt Herne (1966-1991), hg. v. den Kaufmännischen Schulen der Stadt Herne, Herne 1991, S. 93 -102

 

Bearbeitet von

Steve Moroz, GOST 13b, 2004
Engelbert Wührl

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